Braunschweig. Gläubiger machen den Weg frei für die Karstadt-Sanierung. Braunschweiger Betriebsrat sieht jetzt neue Chance für weitere Verhandlungen.

Der Braunschweiger Karstadt-Betriebsratsvorsitzende Stefan Nagelschmidt hat sich erleichtert gezeigt, dass in der mit Bangen erwarteten Gläubigerversammlung am Montag das endgültige Aus für tatsächlich alle Karstadt-Standorte in Deutschland noch abgewendet werden konnte.

Karstadt-Betriebsrat Nagelschmidt: Verhandlungen für Braunschweig könnten jetzt doch noch zum Erfolg führen

Dadurch würde sich auch noch ein letztes Fenster öffnen, in dem die Verhandlungen zwischen dem Vermieter Volksbank BraWo und dem Kaufhauskonzern fortgesetzt werden könnten, so Nagelschmidt. Dies sei jetzt bis Ende Januar 2024 noch möglich.

Noch gehört Braunschweig mit seinem Haus in der Schuhstraße aber zu jenen 47 deutschen Standorten, für die die jetzt erfolgte Einigung mit den Gläubigern das ultimative Aus aller Hoffnungen bedeuten dürfte. Die nach Betriebsverfassungsgesetz vorgeschriebenen Kündigungsanträge des Unternehmens für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lägen bereits vor, bestätigte Nagelschmidt unserer Zeitung. Man sei derzeit unter Hochdruck damit beschäftigt, die notwendigen Widersprüche einzulegen.

Denn um den Insolvenzplan hatte es bis zuletzt ein dramatisches Ringen gegeben. Es hatte real im Raum gestanden, der Plan könne platzen, was zur sofortigen Schließung aller 129 Karstadt-Häuser geführt hätte, indes auch zu einem Totalverlust für die Gläubiger.

Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekommt noch eine Chance, meldet dann aktuell am Montagnachmittag die dpa. Doch was heißt das jetzt konkret für Braunschweig?

Ist die gute Nachricht für Karstadt eine schlechte für den Standort Braunschweig?

Die Gläubigerversammlung des Warenhauskonzerns stimmte demnach am Montag dem in den vergangenen Monaten vom Sanierungsexperten Arndt Geiwitz und der Unternehmensführung erarbeiteten Insolvenzplan zur Rettung des Traditionsunternehmens zu, wie das Unternehmen berichtete.

Entscheidend sei nun, dass das Konzept vom Management und den Eigentümern zügig und konsequent umgesetzt werde.

Dazu gehört, und das ist die schlechte Nachricht, dass neben 46 anderen auch der letzte Karstadt-Standort in Braunschweig in der Schuhstraße geschlossen werden soll. Ist das jetzt das letzte Wort?

Hoffnung: Nach der Einigung mit den Gläubigern könnte es noch eine kurze Frist geben, den profitablen Standort Braunschweig ebenfalls zu retten

Allerdings könnte es noch eine kurze Frist geben, in der auch weitere Verhandlungen noch Erfolg versprechen könnten. Denn die Einigung mit den Gläubigern war von der Maxime geprägt, die exorbitanten Verluste für die Gläubiger wenigstens zu minimieren. Der Karstadt-Standort Braunschweig gilt als profitabel – und für die anstehenden Modernisierungen als geeignet.

Der Sachwalter Frank Kebekus betonte laut dpa, dass eine Ablehnung des Insolvenzplans katastrophale Folgen für den Konzern gehabt hätte. Dann wäre nach seinen Worten die Schließung aller Filialen und die Kündigung aller Mitarbeitenden unvermeidlich gewesen.

Dennoch: Für mehr als 4000 der zuletzt noch rund 17 000 Mitarbeiter bedeutet die geplante und nunmehr vorläufig besiegelte Schließung von 47 Filialen den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Doch in Braunschweig stirbt die Hoffnung zuletzt ...

Stadt Braunschweig: Verhandlungen zwischen Mieter und Vermieter Volksbank BraWo sollten fortgesetzt werden

Unterdessen hat auch die Stadt Braunschweig auf Anfrage unserer Zeitung bekräftigt, die Verhandlungen zwischen Mieter und Vermieter Volksbank BraWo sollten im Lichte der Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan jetzt fortgesetzt werden. Was diese konkret bedeute, müsse jedoch abgewartet werden.

Stadt-Sprecher Rainer Keunecke: „Es ist aus Sicht der Stadt nach wie vor völlig unverständlich, dass die Braunschweiger Filiale, die schwarze Zahlen schreibt, geschlossen werden soll.“

Vom Vermieter des Karstadt-Hauses in der Braunschweiger Schuhstraße, der Volksbank BraWo, war keine Stellungnahme zu erhalten.

Lesen Sie auch:

Hat das Karstadt-Warenhaus in Braunschweig doch noch eine Chance?

Galeria Karstadt Kaufhof- Das sieht der Rettungsplan vor