Braunschweig. Die Hilfe für das überfallene Land darf nicht aufhören, fordern die Redner in Braunschweig am Jahrestag des Kriegsausbruchs.

Veranstaltungen und Diskussionen überall – das Schicksal der Menschen in der Ukraine, es bewegt. Seit einem Jahr tobt der Krieg – auch in Braunschweig gab es gestern eine Solidaritätskundgebung der Stadt, der Propstei und des Vereins Freie Ukraine Braunschweig auf dem Schlossplatz.

Von 36 Millionen Menschen in der Ukraine benötigten 18 Millionen akut humanitäre Hilfe

Nicht nur Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, Sturm und kalte Regenschauer sorgten für klamme, verzweifelte Stimmung, sondern auch Trauer und Verzweiflung vieler Flüchtlinge aus der Ukraine, die gekommen waren. Viele eingehüllt in blau-gelbe Fahnen. „Frieden“, „Peace“, „Hört auf die Ukraine“ und „Danke für die Unterstützung“ stand etwa auf selbst gemalten Plakaten und Tafeln. Dazu die Namen jener Orte, die derzeit eine schreckliche Nachrichtenlage beschreiben: Cherson, Charkow, Mariupol ...

Auftritt der ukrainischen Sängerin Kateryna Safonowa. Hinter ihr (von links): Igor Piroschik, Thorsten Kornblum, Lars Dedekind und Nicole Kumpis.
Auftritt der ukrainischen Sängerin Kateryna Safonowa. Hinter ihr (von links): Igor Piroschik, Thorsten Kornblum, Lars Dedekind und Nicole Kumpis. © regios24 | Stefan Lohmann

Propst Lars Dedekind bringt die eisige, traurige Stimmung auf den Punkt, als er erklärt: „Man stelle sich jetzt nur einmal diese und niedrigere Temperaturen unter den Bedingungen des brutalen Krieges vor, von dem gerade die Menschen in der Ukraine heimgesucht sind.“

Das macht auch Nicole Kumpis vom Vorstand des DRK-Kreisverbands schmerzhaft deutlich. Sie umreißt die sich abspielende Katastrophe: Von 36 Millionen Menschen in der Ukraine benötigten 18 Millionen akut humanitäre Hilfe. Es fehle an allem – Wasser, Strom, Gesundheitsversorgung. Die psychischen Folgen des Krieges seien unabsehbar, besonders für die Kinder. Kumpis: „Wir stehen auch in dieser Beziehung vor einer extremen Herausforderung in Europa“.

„Wir fühlen uns hilflos vor so viel Not, Elend und Bedrohung“, sagte Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum. Doch man könne, wolle und müsse auch helfen. Flüchtlinge aufzunehmen sei eine humanitäre Verpflichtung. In Braunschweig seien derzeit mehr als 3000 Menschen gestrandet, von ihnen 200 in städtischen Unterkünften.

Oberbürgermeister Kornblum: „Eine riesige Welle zivilgesellschaftlicher Hilfsbereitschaft“

Und angesichts der entsetzlichen Ereignisse in der Ukraine durch den russischen Angriffskrieg, so Kornblum, gebe es auch in Braunschweig „eine riesige Welle zivilgesellschaftlicher Hilfsbereitschaft“. Der OB zählte unter anderem private Unterkünfte, Hilfslieferungen und Geldspenden auf. Der Wert der Hilfsgüter, den der Verein Freie Ukraine mit den Spenden beschaffen konnte, liege bei weit über 1 Million Euro.

Die Nationalfarben der Ukraine dominieren: Auf den Treppenstufen des Schlossmuseums singt der ukrainische Kinderchor der Domsingschule.
Die Nationalfarben der Ukraine dominieren: Auf den Treppenstufen des Schlossmuseums singt der ukrainische Kinderchor der Domsingschule. © regios24 | Stefan Lohmann

Dessen Vorsitzender Igor Piroschik beschwor den Westen, die Ukraine jetzt nicht im Stich zu lassen. „Es schmerzt, die Nachrichten zu hören und zu sehen, wie die Menschen in meiner Heimat einer überlegenen Militärmaschine ausgesetzt sind.“

Igor Piroschik: „Ich bete, dass der Frühling und das Tauwetter in der Ukraine jetzt schnell kommen“

Er bete, so Piroschik, dass der Frühling und Tauwetter in der Ukraine jetzt schnell kämen – und meinte damit das Wetter. Denn wenn der Boden feucht und matschig sei, könne dies die aktuelle russische Offensive wenigstens für ein paar Wochen lähmen. Zeit auch, so Piroschik, um der Ukraine in ihrem Existenzkampf wirkungsvoll zu helfen.

So viel Bitterkeit, Verbitterung wird deutlich. Auch die Äußerungen und Forderungen werden – bei allem Dank für die bisherige Hilfe – dringlicher, unduldsamer. Piroschik fordert wirksame Waffen für die Ukraine, spricht von Verzögerung der Hilfe. „Gemeinsam zum Sieg“, heißt es auf einem Plakat, das die Nationalfarben Deutschlands und der Ukraine zeigt. Auf einem anderen steht: „Ruhm den Helden, Tod den Feinden“.

Es ist das Gift des Krieges, der nun schon ein Jahr andauert und dessen Ende nicht abzusehen ist. Kerzen des Friedens werden entzündet, es ist kaum möglich in solchen kalten, stürmischen Zeiten. Der ukrainische Kinderchor der Domsingschule tritt auf. Bewegende Szenen. Macht Frieden!

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