Braunschweig. Menschen im Luftfahrt-Bundesamt – Porträts von der Hermann-Blenk-Straße in Braunschweig. Mit Triebwerksausfall und Vogelschlag fängt es schon mal an.

Zunächst mal klingt der Gegenstand dieser Betrachtung dann doch eher sperrig: Flugsimulationsübungsgeräte.

Aber dann wird’s richtig cool. Dafür sorgen Lucienne Trautmann, Technische Inspektorin beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA), und ihre Kollegen. Und Referatsleiterin Franziska Scholz. Na klar, für Flugsimulationsübungsgeräte.

Prüfung, ob die Bauvorschriften eingehalten werden, erst dann wird die Qualifikation erteilt

„Für diese sind wir der TÜV. Wie beim Auto. Wir überprüfen, ob die Bauvorschriften von den Geräten eingehalten werden und erteilen dann eine Qualifikation“, sagt Lucienne Trautmann.

Franziska Scholz, Referatsleiterin für  Flugsimulationsübungsgeräte im Luftfahrt-Bundesamt.
Franziska Scholz, Referatsleiterin für Flugsimulationsübungsgeräte im Luftfahrt-Bundesamt. © Henning Noske

Und dann erzählt sie: „Stellen Sie sich mal vor: Sie sind der Pilot – und dann ruft jemand Sie an und sagt zu Ihnen: Kommen Sie schnell vorbei. Die Startbahn ist gerade vereist, der Wind kommt stark von der Seite – und außerdem kann es sein, dass noch ein Triebwerk ausfällt. Jetzt wär’s grad günstig, diese Situation mal zu trainieren – mit einem 200-Millionen-Euro-Flieger und 300 Leuten hintendrin.“

Aha. Und jetzt ahnen wir schon, wie’s weitergeht. Das kann man natürlich nicht verantworten. „Also muss der Simulator genau so funktionieren wie das reale Luftfahrzeug. Damit solche Situationen eben in einer sicheren Umgebung trainiert werden können.“

Dafür fahren die vom Luftfahrt-Bundesamt also hin zu den Simulatoren, prüfen akribisch, ob die Bauvorschriften eingehalten wurden.

Mehr noch: Gemeinsam mit einem fliegerischen Inspektor als Sachverständigem (Pilot) und einem weiteren Piloten, den der Betreiber des Simulators stellt, wird alles auch noch subjektiv überprüft, gleichsam „live“, also fast, denn es bleibt ja nun doch immer noch ein Simulator.

Flugsimulationsübungsgeräte – eine boomende Branche

33 Simulator-Betreiber gibt es in Deutschland mit insgesamt 130 Simulatoren, und es werden immer mehr, auch aus Klimaschutzgründen und aufgrund immer besserer Erkenntnisse über das notwendige Notfalltraining.

„Eine boomende Branche“, sagt Franziska Scholz. 2022 haben sie in ihrem Referat einen Anstieg der Erstqualifikationen, wie sie sagt, um 400 Prozent zu verzeichnen. Aktuell laufen gerade 25 neue Anträge, das gab’s noch nie.

Lucienne Trautmann, Technische Inspektorin im Luftfahrt-Bundesamt.
Lucienne Trautmann, Technische Inspektorin im Luftfahrt-Bundesamt. © Henning Noske

„Triebwerk rechts, abfallen!“ – das stellen sie jetzt hinten schon als Aufgabe ein. Und schon fällt’s ab. Und vorne müssen die Piloten nun die richtigen Entscheidungen treffen. Beziehungsweise aufgrund der korrekten Arbeitsweise des Simulators auch treffen können, denn nur darum geht es ja hier.

Es geht also, einfach ausgedrückt, nicht darum, Piloten zu testen. Sondern schlicht um die Frage: Können Fluglinien und Flugschulen mit diesem Simulator Piloten testen?

Die Technik des Simulators wird auch in Extremstsituationen geführt

Und deshalb muten die Tester dem schönen Flugsimulationsübungsgerät übrigens nicht nur Triebwerksausfall und Vogelschlag zu, sondern auch Dinge, die im Piloten-Training schon deshalb normalerweise nicht drankommen, weil sie den sogenannten „Negative Transfer of Training“ provozieren würden.

Heißt: Bevor es zu solchen absoluten Grenzbereichen kommen kann – etwa zum gefürchteten Strömungsabriss – müsste und muss ein Pilot längst präventiv gehandelt haben. Die Technik des Simulators aber wird auch in Extremstsituationen geführt, schlicht um zu prüfen, ob das Gerät es kann.

Und als der Reporter noch atemlos fragt, ob man so ein Flugsimulationsübungsgerät damit auch zerstören kann, erhält er die passende Antwort: Ja, das kann vorkommen.

Lucienne ist übrigens selbst leidenschaftliche Segelfliegerin, dazu sind auch die Privatpiloten-Lizenz und noch eine für Instrumentenflug auch Bedingung für ihren Beruf. Den sie so gern macht, dass sie uns, mal ab vom hier obwaltenden Behördendeutsch, einfach sagt: „Der Job ist richtig cool.“ Studiert hat sie übrigens Maschinenbau mit Luft- und Raumfahrttechnik.

Echt cool, diese Flugsimulationsübungsgerätetester.

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