Braunschweig. Die Drohnen-Branche boomt – „Unbemannte Luftfahrtsysteme“ fordern das Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig. Was jetzt alles geht – und was nicht.

Besuch im Referat B5, Luftfahrt-Bundesamt, „Unbemannte Luftfahrtsysteme“. Nein, hier geht es nicht um Raumfahrt-Missionen, dafür aber um den derzeit mit Abstand am stärksten wachsenden Luftfahrtmarkt: die Drohnen-Industrie.

Allein seit Ende 2020 haben sie hier im Referat B5 mehr als 550.000 Nutzerkonten angelegt. 3000 bis 6000 neue Registrierungen gibt’s pro Woche. Und Tausende von Anfragen werden beantwortet.

Unbemannte Luftfahrtsysteme im Blick:  Fabian Kelch (links) und Dr. Falk Götten.
Unbemannte Luftfahrtsysteme im Blick: Fabian Kelch (links) und Dr. Falk Götten. © Henning Noske

Wir treffen zwei Sachgebietsleiter. Fabian Kelch (26) ist der Mann für die Lizenzen. Dr. Falk Götten (32) obliegen die speziellen Drohnenkategorien, von denen noch die Rede sein wird. Mit ihren Teams sind die beiden derzeit schwer beschäftigt. Alles wächst. Ständig werden neue Ingenieure gesucht.

Im Luftfahrt-Bundesamt sieht man sich nicht nur als Verhinderer – auch als Ermöglicher

Denn diese Branche boomt nicht nur, sie entwickelt sich auch technologisch rasend schnell fort.

„Safety first“, sagen Kelch und Götten deshalb unisono – Sicherheit steht für sie an oberster Stelle. Doch diese Leute hier sind nicht nur Verhinderer, sie sind auch Ermöglicher. Diese Balance, das lernt man hier schnell, ist so etwas wie die DNA an der Hermann-Blenk-Straße in Braunschweig.

Da ist zunächst mal die „Ausbildung von Fernpiloten“, also der Drohnen-Führerschein. Nur für unbemannte Luftfahrtsysteme unter 250 Gramm braucht man keinen. Da empfehlen sie jedoch dringend den kostenlosen Online-Kursus beim LBA. Hinzu kommt die nächste wichtige Aufgabe: die „Betreiber-Registrierung“. Bleibt man beim Bild des Führerscheins, dann wären dies also die Zulassungspapiere für die Drohne.

Der Inner-City-Transport ist in sehr hohen Risiko-Kategorien angesiedelt

Und nun wird’s speziell. Denn längst drängen für kommerzielle Betreiber die interessantesten Drohnen-Anwendungen nach vorn, allerdings eindeutig in höheren Risiko-Kategorien. Nehmen wir nur mal Paket-Auslieferungen im Internet-Handel. Dafür bräuchte der Drohnen-Betreiber eine Betriebsgenehmigung nach Risiko-Analyse.

Um es gleich vorweg zu sagen: So weit ist es noch nicht. Derzeit ist der sogenannte Inner-City-Transport noch in sehr hohen Risiko-Kategorien angesiedelt. Einstweilen sind die Anforderungen noch sehr schwer zu erfüllen.

Auf anderen Feldern ist man da schon deutlich weiter. So werden bereits Blutproben mit Drohnen vom Krankenhausdach zum Labor geflogen, um Staus in der Innenstadt zu umfliegen.

Stark wachsend ist die drohnengestützte Kartografie, um Gelände von oben zentimetergenau aufzunehmen – wichtig für die Bauindustrie.

Auch Kampfmittelräumdienste benutzen Drohnen, um mit Bodenradar große Bereiche abzusuchen.

Neue, spannende Nutzungen für unbemannten Luftfahrtsystemen in der speziellen Kategorie

Immer neue Nutzungen für unbemannte Luftfahrtsysteme auch in der Agrarwirtschaft beim Düngen oder in der Schädlingsbekämpfung. Dabei geht es nicht nur um das Ausbringen selbst, sondern auch um jegliche Informationen aus der Luft, die den Einsatz der Mittel so effizient und schonend wie möglich machen.

Einsparpotenzial und Klimaschutz auch beim Kontroll-Abfliegen von Hochspannungsleitungen. Um Schäden oder Risse aufdecken zu können, kommen nicht Hubschrauber zum Einsatz, sondern Drohnen. Nicht zu vergessen: die Abgasmessung von Schiffen, auch hier sind für den Umweltschutz bereits die Drohnen im Einsatz.

Für all das brauchst du halt eine Betriebsgenehmigung Marke LBA. In Deutschland wurde sie bereits 300 Mal ausgestellt für Flugzwecke mit unbemannten Luftfahrtsystemen in der speziellen Kategorie.

Tendenz: stark aufsteigend.

Lesen Sie auch:

Was tut das Hauptquartier Braunschweig für die Luft-Sicherheit?