Braunschweig. Zur Eröffnung gab es im Astor-Kino ein Filmkonzert mit dem Staatsorchester – und das brauchte Platz. Was die Organisatoren sagen, lesen Sie hier.

Erfrischend humorvoll und herrlich nostalgisch gelang am Montagabend der Start des Braunschweig International Filmfestivals (BIFF): Mit der wunderbaren Stummfilmkomödie „Safety Last!“ aus dem Jahr 1923 machte das Festival Lust auf mehr.

Das Film-Konzert mit dem Staatsorchester zum Auftakt ist längst Tradition. Diesmal jedoch fand es nicht in der Stadthalle oder im Theater statt, sondern im größten Saal des Astor Filmtheaters. Dort musste Kino-Chef Frank Oppermann eigens die erste Stuhlreihe entfernen, weil die Musiker ausreichend Platz brauchten.

Beim Filmfest Braunschweig werden 25.000 Gäste erwartet

Bis Sonntag werden Cineasten, Szenekenner und Branchenpromis die Säle der Braunschweiger Kinos fluten. Rund 25.000 Zuschauer werden erwartet. Sie bekommen 246 Filme aus 49 Ländern zu sehen.

Die Filmfestvorstände Florence Houdin und Thorsten Rinke machten selbstbewusst klar, wofür das Filmfest steht: „Wir zeigen Werke, die sonst nie in Deutschland auf einer großen Leinwand zu sehen sein werden und die keine Streaming-Plattform anbieten wird.“

Das Festival verstehe sich auch als Talentschmiede für Nachwuchsregisseurinnen und -regisseure, dank der vielen Podiumsdiskussionen zudem als Impulsgeber für Themen wie Gleichberechtigung, Diversität, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. „Mit unserem vielfältigen Filmprogramm drücken wir aus, was unsere Gesellschaft und die ganze Welt heutzutage bewegt“, so die Veranstalter.

Das Filmfest als Wirtschaftsfaktor

Nicht zuletzt sei das Festival auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Braunschweig. „Wir lassen den Löwenanteil unseres Finanzvolumens, den wir teilweise europaweit und bundesweit akquirieren, wieder direkt in die regionale Wirtschaft fließen. Und gleichzeitig erhöhen wir die Attraktivität der Region für qualifizierte Arbeitskräfte.“

Karina Gauerhof und Anke Hagenbüchner-Sobiech beschworen das Kino als Ort, der das Gemeinschaftsgefühl stärke. „In einer Zeit, die so widersprüchlich, schnelllebig und düster ist, brauchen wir kleine Lichtblicke, Konstanten in unserer Gesellschaft, die uns verbinden. Kulturelle Veranstaltungen wie das Braunschweig International Film Festival sind insbesondere in Krisenzeiten, in Zeiten, in denen wir den Glauben an das Gute verlieren, so essenziell wie nie zuvor.“

Die Forscherin Tanja Krainhöfer habe das Filmfestival als einen der wenigen verbliebenen öffentlichen Gemeinschaftsorte beschrieben, die Themen und Werte verhandelten und damit ein wichtiges Demokratie-Instrument darstellten. „Filmfestivals leisten außerdem einen großen Beitrag zur Transformation der Gesellschaft. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst und freuen uns deshalb besonders, in der kommenden Woche das ukrainische Kino der Unabhängigkeit zu feiern“, so die beiden Festival-Leiterinnen.

Mit 67.000 Euro eine Rekordsumme an Preisgeldern

Das Filmfest ist wieder einmal eine Wundertüte voller Überraschungen. Wer sich einlässt, sorgfältig das üppige Programm studiert und für sich die Spreu vom Weizen trennt, kann reich belohnt werden.

In diesem Jahr werden insgesamt zehn Preise mit einer Rekordsumme von 67.000 Euro verliehen – der größte Preisgeld-Topf in Niedersachsen.

Geehrt wird auch eine Grande Dame des deutschen Films: die Schauspielerin Senta Berger wird am Wochenende zur großen Gala erwartet. Das Festival zeigt eine Auswahl ihrer besten Filme. Auch die Werkschau um den britischen Kult-Regisseur Peter Strickland ist ein Leckerbissen für Cineasten. Der 49-Jährige hat sich mit Independent-Filmen wie „Berberian Sound Studio“, „The Duke of Burgundy“ und „Das blutrote Kleid“ einen Namen gemacht.

Preis fürs BIFF: Filmfest wird als fair gelobt

Doch auch das Filmfest selbst räumt immer wieder Preise ab. Im Juni 2022 hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di nach einer Umfrage unter Festivalmitarbeitern und Förderern den sogenannten „Fair Festival Award“ verliehen.

Dazu die Braunschweiger Programm-Chefin Karina Gauerhof: „Bei unserer Arbeit stehen eine flache Hierarchie und eine gute Arbeitsatmosphäre an erster Stelle.“

Braunschweig International Filmfest:

Dauer: bis Sonntag, 13. November

Veranstaltungsorte: Universum, Astor Filmtheater, Michaeliskirche, Roter Saal im Schloss, LOT-Theater, Staatstheater Großes Haus (Preisverleihung)

Programminformationen und Tickets:www.filmfest-braunschweig.de sowie im Astor-Filmtheater Dienstag bis Samstag 10 bis 22 Uhr, Sonntag 10 bis 19 Uhr.

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