Braunschweig. Beim Strahlen- und Medizintechnikunternehmen Eckert & Ziegler wurde möglicherweise ein Meldewert überschritten. Ministerium: Es bestand keine Gefahr.

Das Braunschweiger Strahlen- und Medizintechnikunternehmen Eckert & Ziegler hat dem niedersächsischen Umweltministerium in dieser Woche ein sogenanntes meldepflichtiges Ereignis bekanntgegeben. Derartige Meldungen schrecken vor allem Anwohner im Umfeld des Firmengeländes in Thune jedes Mal auf. Die Sorge ist bei etlichen Menschen groß, weil Eckert & Ziegler radioaktive Stoffe unter anderem für Medizin und Forschung produziert und schwach radioaktiven Müll bearbeitet, der vor allem aus Kliniken und der Industrie stammt.

Wie Unternehmenssprecher Klaus Kocks mitteilt, deuten Messergebnisse für den Monat August möglicherweise auf eine Überschreitung des monatlichen Meldewerts für das Radionuklid C-14 hin. Er betont zugleich: „Es gibt und gab keine Gefahr für die Mitarbeiter oder Nachbarn.“

Auch das Umweltministerium teilt am Freitag mit: „Die maximal zulässige Ableitung für das Kalenderjahr 2022 wird weiterhin voraussichtlich deutlich unterschritten und damit der maßgebliche Grenzwert von 0,3 Millisievert effektiver Dosis im Kalenderjahr für Einzelpersonen der Bevölkerung sicher eingehalten. Eine Gefährdung der Bevölkerung und der Umwelt bestand und besteht nicht.“

Ministerium: Vorsorglich wurden Boden- und Bewuchsproben genommen

Das Unternehmen habe die Produktion von Strahlenquellen mit dem Radionuklid C-14 vorsorglich eingestellt, so das Ministerium. Fachleute des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) haben vorsorglich zur Beweissicherung Boden- und Bewuchsproben in der Umgebung der Betriebsstätte genommen.

„Eine Überschreitung von maximal zulässigen Aktivitätsabgaben ist grundsätzlich meldepflichtig“, heißt es seitens des Ministeriums. „Sie wurde dem Niedersächsischen Umweltministerium als Aufsichtsbehörde gemäß der Atomrechtlichen Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung fristgerecht als Ereignis der Kategorie E (eilbedürftig) gemeldet.“

Eckert & Ziegler: Unterschiedliche Messergebnisse bei radioaktiven Ableitungen

Wie Kocks erläutert, werden die radioaktiven Ableitungen durch die insgesamt vier Schornsteine zweifach gemessen: einmal fortwährend von Eckert & Ziegler selbst, und zusätzlich von einem externen Unternehmen im Auftrag des Umweltministeriums. Die eigene Messung an Kamin 4, um den es hier gehe, habe keine Auffälligkeiten für August erfasst. Hingegen zeige aber die extern beauftragte Messung nach einer anderen Messmethode eine Überschreitung im marginalen Bereich. Der Grund für die unterschiedlichen Messergebnisse sei noch nicht bekannt.

Das Gleiche gilt Kocks zufolge auch für das „meldepflichtige Ereignis“ vom Mai dieses Jahres. Damals war ebenfalls eine mögliche Überschreitung des monatlichen Meldewerts für das Radionuklid C-14 am Kamin 4 festgestellt worden. Und wie auch im aktuellen Fall habe es unterschiedliche Messergebnisse gegeben, so Kocks. Weitere Erkenntnisse dazu lägen nicht vor.

Eckert & Ziegler produziert Messproben, mit denen Geräte kalibiriert werden

Am Kamin 4 ist laut Eckert & Ziegler die Produktion angeschlossen: Das Radionuklid C-14 werde zur Herstellung von Messproben eingesetzt, hatte Gunnar Mann, Mitglied der Geschäftsführung, vor einiger Zeit im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Diese Messproben werden ihm zufolge von anderen Anwendern genutzt, um Geräte zu kalibrieren, mit denen Strahlung nachgewiesen werden kann.

Deutlich mehr C-14 falle im Unternehmensbereich „Umweltdienste“ an, so Mann. Denn Eckert & Ziegler nimmt von Kliniken und Untersuchungseinrichtungen auch Strahlenquellen zurück und entsorgt diese fachgerecht. C-14 werde vor allem in medizinischen Untersuchungen eingesetzt, um im Körper etwas zu markieren und so verschiedene Vorgänge nachzuverfolgen. Dieser Unternehmensbereich wiederum ist Mann zufolge an einen anderen Kamin angeschlossen – die entsprechende Abluft wird also separat abgeleitet und gemessen.

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