Braunschweig. Wurden in Thune zu viel radioaktive Stoffe in die Umwelt freigesetzt? Die Produktion der betroffenen Strahlenquellen wurde zeitweise gestoppt.

Beim Strahlen- und Medizintechnikunternehmen Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH ist es zu einem meldepflichtigen Vorfall gekommen. In einer Pressemitteilung des Niedersächsischen Umweltministeriums heißt es, dass für den Monat Mai die maximal zulässige monatliche Ableitung des Radionuklids „C-14“ möglicherweise überschritten wurde. Diese Meldung sei vorsorglich aufgrund vorläufiger betriebsinterner Messungen von Eckert & Ziegler erfolgt.

Einen vergleichbaren Vorfall gab es zuletzt im Dezember 2020. Klarheit dürfte in diesem neuen Fall erst im Laufe des Monats vorliegen, wenn die endgültigen Ergebnisse der Emissionsmessungen durch das Bundesamt für Strahlenschutz vorliegen.

Unternehmen drosselt Produktion vorsorglich

Vorsorglich wurde beim Medizintechnikunternehmen in Thune die Produktion von Strahlenquellen mit dem Radionuklid C-14 im Monat Mai eingestellt. Auch in den Folgemonaten wolle man sich zurückhalten, ehe die Ursachen der erhöhten Strahlungswerte bekannt sind – dafür werden nun die Produktionsprozesse und die verwendeten Rohstoffe untersucht.

Fachleute des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) haben vorsorglich zur Beweissicherung Boden- und Bewuchsproben in der Umgebung der Betriebsstätte genommen.

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Entwarnung für die Bevölkerung

Die maximal zulässige Ableitung für das Kalenderjahr 2022 wird aber weiterhin voraussichtlich deutlich unterschritten und damit der maßgebliche Grenzwert von 0,3 Millisievert effektiver Dosis im Kalenderjahr für Einzelpersonen der Bevölkerung sicher eingehalten. Eine Gefährdung der Bevölkerung und der Umwelt bestand und besteht nicht.

Eine Überschreitung von maximal zulässigen Aktivitätsabgaben ist laut Umweltministerium grundsätzlich meldepflichtig. Auch in diesem Fall sei sie dem Ministerium als Aufsichtsbehörde gemäß der Atomrechtlichen Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung fristgerecht als Ereignis der Kategorie E (Eilbedürftig) gemeldet.

Der dortige Bezirksrat, so Bezirksbürgermeister Casten Degering-Hilscher, sei nicht informiert worden. Dass eine Gefährdung der Bevölkerung und der Umwelt nicht bestand und nicht besteht, dies hofft auch die Bürgerinitiative Strahlenschutz. Ein Verein, dem viele Anwohner des Unternehmens angehören. Vorsitzender Thomas Huk sagt: „Es stellt sich einmal mehr heraus, dass ein solches Unternehmen nicht in die Nachbarschaft von Wohnbebauung und einer Schule gehört. Denn es ist immer mit Problemen zu rechnen.“

Stadtverwaltung soll über Details berichten

Huk klagt seit Dezember 2019 gegen das Landesumweltministerium vor dem Amtsgericht Braunschweig. Strittig sind Evakuierungspläne und die Frage, ob die Genehmigungen seitens des Ministeriums der besonderen Lage des Unternehmens angemessen sind. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Ratsfrau Heidemarie Mundlos, sie wohnt im nahen Wenden, kündigte an, dass die CDU drauf drängen werde, Details von der Stadtverwaltung Braunschweig zu erfahren. Dies könnte möglicherweise bereits am Donnerstag geschehen. Dann tagt Braunschweigs Umweltausschuss.