Braunschweig. Die Braunschweiger Jugendhilfe St. Nikolaus bekommt eine neue Leiterin. Am 31. Mai tritt Dorothee Senger nach 18 Jahren in den Ruhestand.

Auf der Schaukel im grünen spielplatzähnlichen Innenhof der stationären Kinder- und Jugendhilfe St. Nikolaus in der Elbestraße/Weststadt nimmt die scheidende Einrichtungsleiterin Dorothee Senger Schwung und pendelt ein paar Mal mit großer Freunde hin und her. Als Kind habe sie das geliebt, berichtet die 65-Jährige.

Allzu oft hat sich Senger den Spaß des Schaukelns in ihrem Berufsalltag nicht gegönnt. Dennoch hat sie die Spiel- und Aufenthaltsfläche mit Schaukel im gartenähnlichen Innenhof des Hauses von ihrem Büro stets im Blick. Oder besser: sie hatte. Dorothee Senger geht zum 31. Mai in den Ruhestand – nach 18 Jahren als Leiterin von St. Nikolaus. Sie hat dort eine Ära des Aufbruchs geprägt und viele neue, zeitgemäße Angebote geschaffen.

Senger ist auch im Stiftungsvorstand

Die Einrichtung – früher sagte man schlicht Kinderheim – gehört zur Stiftung Katholische Kinder- und Jugendhilfe im Bistum Hildesheim. Senger ist dort auch im Stiftungsvorstand. St. Nikolaus hat mittlerweile diverse Außenstellen im Braunschweiger Stadtgebiet, dazu gehören ein Jugendhaus in Rühme und zwei Eltern-Kind-Häuser in Lehndorf und am Maschplatz, mobile Betreuung und ambulante präventive Hilfsangebote. Außerdem gibt es Einrichtungen des Trägers in Königslutter und Helmstedt.

Die studierte Sozialarbeiterin Senger stammt aus dem Eichsfeld, „ich hatte dort eine streng katholische Erziehung.“ Früh war ihr klar, die Region zu verlassen. Sie kam nach Braunschweig, studierte Soziale Arbeit an der damaligen Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel (heute Ostfalia), arbeitete danach für die Stadt in der Jugendhilfe, war auch vier Jahre Leiterin des Kinder- und Teeny-Klubs Weiße Rose. „Ich habe fast meine gesamte berufliche Karriere in der Weststadt verbracht“, blickt sie zurück.

140 Mitarbeitende betreuen rund 160 Mädchen und Jungen

Seit 1995 ist St. Nikolaus in der Weststadt ansässig, zunächst noch geführt von Ordensschwestern in Tracht. Dorothee Senger wurde zum 1. April 2004 eingestellt, um das Kinderheim modern aufzustellen – pädagogisch und betriebswirtschaftlich. Das streng-katholisch-verstaubte Image galt es zu modernisieren – was der neuen Leiterin schnell gelang. Grundsätzliche Schwerpunkt ihrer Arbeit, „die auch für die Zukunft gelten sollten“, beschreibt sie so: „Zeitgemäße Kinder- und Jugendhilfe bedeutet einen wertschätzenden Umgang sowohl mit den Schützlingen als auch mit deren Eltern, frei von jeglicher Stigmatisierung.“ Das große Ziel sei es, dass Kinder und Eltern irgendwann wieder zusammen wohnen, das gelinge in etwa jedem zweiten Fall.

140 Mitarbeitende betreuen für St. Nikolaus rund 160 Mädchen und Jungen in der Altersspanne zwischen 2 und 19 Jahren, darunter auch junge Eltern. St. Nikolaus bietet den Kindern und Jugendlichen ein Zuhause und einen Lebensrhythmus wie in einer Familie: „Man muss sich eine Wohngruppe vorstellen wie eine Drei-Zimmer-Wohnung, aber mit sieben Kinderzimmern und vier Bädern“, beschreibt Senger. Der Bedarf an Plätzen ist groß – „das Dilemma der Jugendhilfe ist, dass es immer weniger Pflegefamilien gibt“, erläutert sie.

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Senger wünscht sich ein Kinderfest

Als neue Einrichtungsleiterin steht Romina Hartung bereit, sie übernimmt übergangslos am 1. Juni. Die 37-Jährige stammt aus dem Ostharz und hat ebenfalls hier Soziale Arbeit studiert. Für St. Nikolaus arbeitet sie seit 2011, war zuletzt drei Jahre Bereichsleiterin für den Standort Helmstedt. „Die Herausforderung ist, Bedarfe frühzeitig zu erkennen und mit Angeboten immer den Puls der Zeit zu treffen“, sagt sie. Dazu gehöre auch, „Personal zu finden, das dann hoffentlich lange bei uns bleibt“.

Zu ihrem Abschied hat sich Vorgängerin Dorothee Senger übrigens ein Kinderfest gewünscht, dass an diesem Dienstag stattfindet. Die Mischung im Innenhof von St. Nikolaus wird ungewöhnlich: Erwartet werden neben Bewohnern der Wohngruppen auch rund 150 Vertreter aus Stiftung und Kirche, aus Jugendämtern sowie Weggefährten unter anderem aus der Politik.

Auch die Schaukel ist zur allgemeinen Benutzung freigegeben.