Braunschweig. Die Evangelische Stiftung Neuerkerode betreibt im ehemalige St.-Vinzenz-Krankenhaus ein Senioren- und Pflegezentrum.

Ins ehemalige St.-Vinzenz-Krankenhaus an der Bismarckstraße ist am Mittwoch wieder Leben eingekehrt: Die ersten 20 Bewohner sind in das neue Senioren- und Pflegezentrum „Haus St. Vinzenz“ eingezogen. Die Evangelische Stiftung Neuerkerode hatte die Immobilie Anfang 2017 gekauft und saniert.

Der Start erfolgte jetzt unter außergewöhnlichen Bedingungen: Seit einigen Tagen gilt landesweit ein Aufnahmestopp für alle Alten- und Pflegeheime . Damit soll das Risiko einer Corona-Infektion unter Bewohner weiter verringert werden. Ausnahmen sind aber dann zulässig, wenn neue Bewohner 14 Tage lang isoliert und unter Quarantäne gestellt werden können. Und genau das werde gewährleistet, sagt Geschäftsführer Ulrich Zerreßen, der auch das Senioren- und Pflegezentrum Bethanien am Krankenhaus Marienstift leitet. Die Bewohner seien symptomfrei, hätten Einzelzimmer bezogen und der Quarantäne zugestimmt.

Das neue Heim ist für 97 Menschenausgelegt. Wegen der Corona-Pandemie geht es jetzt erst einmal in kleinen Schritten los. Die Zahl der Bewohner soll nach und nach aufgestockt werden. „Auch in Zeiten von Corona hört die Nachfrage nach Pflegeplätzen nicht auf“, so Zerreßen. „Wir haben einen Versorgungsauftrag und haben uns bewusst dazu entschieden, den pflegebedürftigen Menschen, die auf einen Heimplatz warten, zu helfen. Des Weiteren leisten wir durch die Krankenhaus-Anschlusspflege unseren Beitrag dazu, die Kliniken zu entlasten und Freiraum für Corona-Patienten zu schaffen.“ Außerdem ist der Bedarf auch ohne Corona groß, die Wartelisten sind lang. Viele Angehörige suchen verzweifelt einen Heimplatz.

Mitte April soll im Erdgeschoss des neuen Heimes eine separierte Quarantänestation für bis zu 15 Menschen an den Start gehen. Diese sei angesichts von Corona für neue Bewohner vorgesehen, die in Pflegeheime der Stiftung wollen, so Zerreßen. Sie kommen dann erst einmal dorthin, bevor sie auf die Einrichtungen weiterverteilt werden.

Der Anfang ist gemacht (von links): Barbara Christoph (Hauswirtschaftsleitung/Hygienebeauftragte/Medizinproduktebeauftragte), Ulrich Zerreßen (Geschäftsführer Haus St. Vinzenz sowie Senioren- und Pflegezentrum Bethanien), Jessica Brickwedde (stv. Pflegedienstleitung/ Pflegebereichsmanagement), Jannik Garz (Pflegedienstleitung/stv. Heimleitung).
Der Anfang ist gemacht (von links): Barbara Christoph (Hauswirtschaftsleitung/Hygienebeauftragte/Medizinproduktebeauftragte), Ulrich Zerreßen (Geschäftsführer Haus St. Vinzenz sowie Senioren- und Pflegezentrum Bethanien), Jessica Brickwedde (stv. Pflegedienstleitung/ Pflegebereichsmanagement), Jannik Garz (Pflegedienstleitung/stv. Heimleitung). © Ev. Stiftung Neuerkerode | Bernhard Janitschke

Das Haus St. Vinzenz bietet vollstationäre Pflege und Kurzzeitpflege an, sowie Verhinderungs- und Krankenhaus-Anschlusspflege und mehrere Palliativbetten. Außerdem gibt es zehn Plätze für gehörlose ältere Menschen. Die Verpflegung wird von der Sprössling gGmbH übernommen, einem Inklusionsbetrieb der Stiftung, in dem zahlreiche Mitarbeiter mit einer Hörschädigung tätig sind. Gereinigt wird das Gebäude von der Mehrwerk gGmbH, ebenfalls eine Gesellschaft der Stiftung. Im Sommer eröffnet die Diakoniestation Braunschweig für 18 Senioren im Gartengeschoss des Hauses eine Tagespflege.

Die Anfänge des Gebäudes reichen zurück ins Jahr 1889/90. Es wurde nach einem Entwurf von Constantin Uhde im Auftrag des Braunschweiger Hofmarschalls August Cramer von Clausbruch errichtet. 1932 erwarb es die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul in Hildesheim und errichtete ein Krankenhaus. Dieses wurde Ende 2016 geschlossen.

Die Evangelische Stiftung Neuerkerode erwarb den Gebäudekomplex im Frühjahr 2017. Eigentlich sollte recht bald die Sanierung starten, doch dann kam das Hochwasser im Sommer 2017 dazwischen: Im Seniorenheim Theresienhof in Goslar, das ebenfalls der Stiftung gehört, mussten Bewohner evakuiert werden. Mehr als 60 Menschen kamen für einige Monate an der Bismarckstraße unter. Die Sanierung startete schließlich im Sommer 2018. Die gesamte Investitionssumme liegt bei mehr als zehn Millionen Euro.