Braunschweig. Das Gastgewerbe fordert gleiche Umsatzsteuersätze beim Essen, sei es im Stehen oder im Sitzen genossen.

Den diesjährigen Neujahrsempfang, der in der Dornse des Altstadtrathauses in Braunschweig stattfand, hatte der Dehoga-Kreisverband Region Braunschweig-Wolfenbüttel unter das Motto „Die glorreichen 7 Prozent. Mehr Porzellan statt Plastik!“ gestellt.

Vor rund 150 Gästen aus Wirtschaft, Politik aus Bund und Land, Verwaltung und Gesellschaft machte der Vorsitzende des Verbandes, Gastronom und Hotelier Bernd Weymann (Wendezeller Stuben) deutlich, worum es dem Gastgewerbe geht. Nämlich um die schwerlich nachvollziehbaren Umsatzsteuersätze.

Er führte in einem von Geschäftsführer Mark Alexander Krack moderierten Podiumsgespräch aus, dass ein gemütliches, gesundes Essen im Sitzen 19 Prozent Mehrwertsteuer koste, wohingegen im Gehen und Stehen nur 7 Prozent fällig würden. Auch ökologisch sei in der heutigen Zeit nicht zu verstehen, dass bei Verwendung von Porzellan für Buffets 19 Prozent zu veranschlagen sei – und der Mehrwertsteuersatz für Plastik-Einweggeschirr nur 7 Prozent betrage.

Besondere Ehrung für Eckehard Ossada (Waldhaus Ölper, Mitte) durch Bernd Weymann (rechts) und Oberbürgermeister Ulrich Markurth.
Besondere Ehrung für Eckehard Ossada (Waldhaus Ölper, Mitte) durch Bernd Weymann (rechts) und Oberbürgermeister Ulrich Markurth. © Siegfried Nickel

a, sich an einer aktuell laufenden Unterschriftensammlung bei www.openpetition.de zum Thema „Es ist fünf nach zwölf! Rettet unsere Gasthäuser! Für mehr Porzellan statt Plastik!“ zu beteiligen. Diese erfordert als Quorum dafür, dass sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit der Thematik befasst, 50.000 Stimmen. Die vorbereiteten Unterschriftenlisten wurden fleißig ausgefüllt – und umgehend eingereicht.

Oberbürgermeister Ulrich Markurth, der ebenfalls am Podiumsgespräch teilnahm, beschrieb, dass auch in der Gemeinschaftsverpflegung für Essen in Kindergärten und Schulen (19 Prozent) im Vergleich zu Uni-Mensen (7 Prozent) unterschiedliche Umsatzsteuersätze greifen, so dass der Stadt die Thematik auch geläufig sei.

Markurth gab zudem mit Blick auf jüngst in den Medien geäußerte Befürchtungen von Innenstadtgewerbetreibenden in Braunschweig hinsichtlich einer autofreien City Entwarnung. Gleichzeitig betonte er, wie aktiv die Stadt Braunschweig im Sinne von Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei den herausfordernden Themen öffentlicher Personennahverkehr und Wohnraumentwicklung vorgehe.

BS-Energy-Vorstand Volker Lang hob hervor – angesprochen darauf, dass das Unternehmen angekündigt hat, 220 Millionen Euro zu investieren, um ab 2022 Braunschweig mit klimafreundlicher Energie zu versorgen –, dass unter anderem mit dem Bau eines Biomasse-Heizkraftwerks mit dem Hauptbrennstoff Altholz Nachhaltigkeitsaspekte auch für den Energieversorger ganz oben auf der Agenda stehen.

Das freute auch den ebenfalls auf dem Podium präsenten Alba-Geschäftsführer Matthias Fricke, der spontan äußerte, dass der Entsorger dorthin auch etwas abzugeben hätte. Allgemein von allen Gesprächsteilnehmern wurde nicht nur für 2020, sondern als zunehmend wichtig für die Zukunft, eine effiziente Mitarbeiterrekrutierung und -qualifizierung beschrieben.

Zum Abschluss des Neujahrsempfangs erhielt Eckehard Ossada (Waldhaus Ölper) unter Freudentränen aus den Händen von Bernd Weymann und Oberbürgermeister Ulrich Markurth in Anerkennung seiner langjährigen Verdienste die Ernennungsurkunde zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes.