Braunschweig. Die Ursache sind offenbar auch Probleme mit dem Denkmalschutz und den Fluchtwegen.

Bei der geplanten Sanierung der Stadthalle, beim Baustart hierfür und insbesondere bei der erforderlichen Umbauzeit gibt es nach Informationen unserer Zeitung erhebliche Veränderungen zum ursprünglichen Zeittableau. Gravierendste Veränderung: Statt der bisher geplanten notwendigen Schließung der Stadthalle für eine Dauer von 18 Monaten, soll sich diese Zwangspause offenbar nunmehr auf 36 Monate verdoppeln.

Mehr noch: Der bislang anvisierte Start der Sanierung Ostern 2020 wurde nach den uns vorliegenden Informationen hinausgeschoben. So können, wie Betroffene in der Stadt bereits erfuhren, noch bis mindestens Ende Mai 2020 Veranstaltungen in der Stadthalle durchgeführt werden. Auch das 10. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters findet am 14. und 15. Juni 2020 noch in der Stadthalle statt.

Leider erhielt unsere Zeitung zu diesen Informationen bislang keine Bestätigung der Stadt Braunschweig. Die Dezernenten Christian Geiger und Gerold Leppa möchten noch warten und die Öffentlichkeit erst am Donnerstag, 11. Juli, informieren. Dem voran gehe auch eine entsprechende Information der Ratsfraktionen, teilte die Stadt gestern mit. Nach der bisherigen Planung sollte die Stadthalle, bei der erheblicher Sanierungsbedarf besteht, eigentlich von April 2020 bis September 2021 geschlossen werden. Gebäudetechnik und Gebäudehülle müssen, wie berichtet, erneuert werden. Das betrifft alle Leitungen und Kanäle, Fassaden und Fenster.

Auch der Brandschutz spielt eine große Rolle. Zudem sollen unter anderem zusätzliche Räume für kleinere Gruppen entstehen. Veranschlagt für Sanierung und Umbau sind rund 60 Millionen Euro. Dies sei günstiger als der Neubau einer Stadthalle, lautete das Argument auch beim entsprechenden Ratsbeschluss im Dezember 2017.

Die anvisierten Kosten in Höhe von rund 60 Millionen Euro sollen – trotz offenbar deutlich verlängerter Umbauzeit – gehalten werden, wie unsere Zeitung erfuhr. Wie realistisch ein solches Ziel ist, wird von Fachleuten möglicherweise unterschiedlich bewertet werden. Die Redaktion fragte die Stadtverwaltung gestern danach, erhielt aber zunächst noch keine Antwort.

„Wir sind im Plan“, hatte Stadthallen-Chef Stephan Lemke noch am Anfang des Jahres beim Neujahrsempfang von Stadthalle und Staatstheater erklärt. Lemke und seinem Team wird von Beteiligten eine herausragende Arbeit bescheinigt. Die Aufgabe, die Planungen voranzutreiben, die Stadthalle für einen so langen Zeitraum zu schließen und entsprechende Alternativen für Veranstalter und Veranstaltungen bereitzuhalten und zu kreieren, gilt als äußerst anspruchsvoll.

Erschwerend wirkte sich jetzt aber auch die Kombination von Denkmalschutz und dem Vorhalten der notwendigen und vorgeschriebenen Fluchtwege aus, wie unsere Zeitung erfuhr. Bis zu 3000 Menschen müssen die Stadthalle im Notfall in kürzester Zeit verlassen können.

Klar, dass solche Erfordernisse – wie ohnehin der Brandschutz – im Zuge einer umfänglichen Sanierung samt Umbau besonderes Augenmerk genießen. Bei etlichen öffentlichen Bauten bundesweit sind in dieser Beziehung mittlerweile erhebliche Verzögerungen und Kostensteigerungen aufgetreten. Ob dies auch in Braunschweig der Fall sein könnte, wird die Stadtverwaltung in der nächsten Woche möglicherweise beantworten wollen.

„Es ist nicht immer einfach, bei diesem Prozess technische, funktionale und Denkmalschutz-Anforderungen unter einen Hut zu bringen“, hatte Stephan Lemke beim Neujahrsempfang erklärt. Offenbar kam es in Bezug auf die Fluchtwege jetzt zu den entscheidenden Verzögerungen. Die Rede ist nach uns vorliegenden Informationen von einer monatelangen Hängepartie, in deren Verlauf die Verantwortlichen sehr oft gehört hätten, was alles nicht gehe.

Die das Erscheinungsbild sehr prägenden Auf- und Abgänge der Treppenhäuser der Stadthalle sind da wohl ein dicker Brocken. Der Stadthalle war vom Landesamt für Denkmalpflege der Denkmalstatus zugesprochen worden.

Dies gilt allerdings nicht für das zum Ensemble gehörende Parkdeck. Hier kann, wie unsere Redaktion erfuhr, ein Zwei-Sterne-Plus-Hotel gebaut werden.

Jährlich finden in der Stadthalle rund 350 Veranstaltungen statt. Während der Umbauzeit sind der VIP-Bereich des Eintracht-Stadions und die Volkswagen Halle als Ausweichmöglichkeiten anvisiert.