Braunschweig. . Allerdings steht noch die Zustimmung des Wissenschafts-Ministeriums in Hannover aus. Dieses hat noch Bedenken wegen der Hutfiltern-Fassade.

Wenn es nach der Stadtverwaltung geht, dann soll die Burgpassage wie geplant zur Burggasse umgebaut werden. Das teilte Oberbürgermeister Ulrich Markurth am Montag mit. Man sehe in dem Projekt der Düsseldorfer Gesellschaft Development Partner eine Schlüsselinvestition – 90 Millionen Euro sollen investiert werden. Dies sei eine einzigartige Chance für die Innenstadt. Der aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangenen Entwurf des Büros Welp von Klitzing berücksichtige städtebauliche, denkmalschutzrechtliche und wirtschaftliche Aspekte in angemessener Weise. Die Stadt beabsichtige deshalb, das Projekt zu genehmigen.

Allerdings: Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur ist Oberste Denkmalschutzbehörde und soll die Genehmigung der denkmalrechtlichen Eingriffe bei beiden Eingangsgebäuden mittragen, so Markurth. Bislang gibt es diesbezüglich noch kein grünes Licht aus Hannover, und man stehe in engem Austausch.

„Unsere Position war stets: der Denkmalschutz muss ausreichend berücksichtigt werden“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Markurth laut der Pressemitteilung. „Deshalb haben wir uns bereits im Vorfeld gegen einen Komplettabriss am Hutfiltern ausgesprochen. Ich habe deshalb die Entscheidung der Wettbewerbsjury für die behutsamere Variante des Entwurfs von Welp von Klitzing begrüßt. Eines muss aber ebenso klar wie die Position zum Denkmalschutz herausgestellt werden: Die Burgpassage funktionierte in der alten Form nicht mehr, wie jeder an den leerstehenden Handelsflächen sehen konnte. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich dieses für die Vitalität der westlichen Innenstadt außerordentlich wichtige Ensemble lebendig weiterentwickeln kann, mit Handel, Gastronomie, Wohnungen, Aufenthaltsqualität. Das neue, zeitgemäße Einzelhandelskonzept, verbunden mit neuem innerstädtischem Wohnen und der Idee, aus der Passage eine Gasse zu machen und so Hutfiltern und Schuhstraße weiterhin städtebaulich zu verbinden, bietet dafür eine einmalige Chance.“

Markurth zufolge hatte die Stadtverwaltung nach Abschluss des Wettbewerbsverfahrens nach einer Stellungnahme durch das Niedersächsische Landesamt für Denkmalschutz als Denkmalfachbehörde auch eine Bewertung des Ministeriums eingeholt. Dieses habe im Herbst 2018 bezüglich des Abbruchs des Gebäudes Schuhstraße 6 (Ost) mit Resten alter Bausubstanz in der Fassade kein denkmalrechtliches Abwägungsdefizit festgestellt, wohl aber hinsichtlich der zweigeschossigen Erhöhung des Eingangs Hutfiltern 8. Demnach sei das so genannte „öffentliche Interesse anderer Art“ gemäß Paragraf 7 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes bis dato nicht ausreichend dargelegt worden. Die Verwaltung werde deshalb dem Ministerium neue Unterlagen zur Abwägung vorlegen, so Markurth.

Ein Baustein soll dabei das in der vergangenen Woche vorgelegte Gutachten der BBE Handelsberatung aus Hamburg sein. Der Arbeitsausschuss Innenstadt und die städtische Wirtschaftsförderung Braunschweig Zukunft GmbH hatten dieses Gutachten beauftragt. Die Hauptaussage: Das Konzept der neuen Burggasse sei zukunftsfähig – und es sei unbedingt erforderlich, die beiden Eingänge an der Schuhstraße und am Hutfiltern zu öffnen. Andernfalls wäre keine ausreichende Wahrnehmung und Attraktivität gegeben.

Auch IHK, Einzelhandelsverband und Dehoga hatten sich am Freitag mit einer gemeinsamen Erklärung zu Wort gemeldet und für das Projekt Burggasse in der geplanten Form geworben. Zuvor hatte sich eine Initiative von Bürgern gegründet, die wiederum für den Erhalt der denkmalgeschützten Fassaden eintreten.

„Auch wenn der Verlust an denkmalgeschützter Substanz schwer wiegt, rechtfertigen der Erhalt der Innenstadt als lebendigem Einzelhandelsstandort und die hohe städtebauliche und architektonische Qualität des Entwurfs von Welp von Klitzing die Umsetzung dieses wichtigen Projekts für Braunschweig“, hebt Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer in der Pressemitteilung hervor. „Vor allem die neue Wohnnutzung – 44 Wohneinheiten sind in den Obergeschossen geplant – wird dazu beitragen, dass der Bereich um die Burggasse auch in den Abendstunden und an den Wochenenden belebt ist. Die Burggasse wird schon bald selbstverständlicher Bestandteil der Innenstadt sein und deren Vielfalt und Attraktivität in hohem Maße steigern.“ Es müsse auch berücksichtigt werden, dass bei den Umbauten der Vergangenheit in dem Gebäudeblock der Denkmalschutz weit stärker beeinträchtigt wurde, als dies jetzt vorgesehen ist.

Auch Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa wird zitiert: „Die Innenstädte und insbesondere der Handel stehen vor großen Herausforderungen. Landauf und landab sind der Rückzug des Einzelhandels, Leerstände und verödende Innenstadtlagen zu beobachten. In Braunschweig haben wir eine erfolgreiche Innenstadtentwicklung betrieben und sind Stand heute in der glücklichen Lage, in Städtevergleichen gut dazustehen. Das wird aber auch für die Zukunft kein Automatismus sein und bedarf der Fortsetzung unseres Engagements und der Bereitschaft zur Gestaltung des Wandels. Mit dem Projekt Burggasse ist eine große Chance für diesen zentralen Bereich der Innenstadt verbunden. Es schafft zukunftsfähige Einzelhandelsflächen, stärkt die Wohnfunktion in der Innenstadt und das alles mit hoher städtebaulicher Attraktivität.“

Abschließend heißt es in der Pressemitteilung, dass der Oberbürgermeister anrege, Konzepte für einen Rückbau von „Bausünden“ an denkmalgeschützten Gebäuden der letzten Jahrzehnte im Bereich der Hauptfußgängerströme zu entwickeln und umzusetzen.