Braunschweig. . Ein Abend aus Texten und Liedern rekonstruiert eine Dichterlesung von 1918 und den Ablauf des Umsturzes.

Auf der Straße tobte die Revolution, im Festsaal des Hotels „Deutsches Haus“ sang man Goethes „Über allen Gipfeln ist Ruh’“ in der tiefatmenden, mählichen Version des Braunschweiger Komponisten Hans Sommer.

Es ist dieser Kontrast, der die Zeit des Umbruchs von 1918 wohl am besten beschreibt. Einerseits ein vom Kriegsverlauf verunsichertes Bürgertum, das sich hilfesuchend an die überlieferte Kultur klammert, die ihr doch die nationale Überlegenheit zu beweisen schien. Und künftig allein noch verbürgen konnte, denn die militärische Niederlage war nahe. Und andererseits die endlich aufbegehrenden Arbeiter, die ein überlebtes Adels-System zur Abdankung zwangen und mit einer neuen Staatsform ihre jahrzehntelange Ausbeutung und Entrechtung beenden wollten.