Osterode am Harz. Kultiges gibt es aber nicht nur im TV – auch in der Region rund um Osterode am Harz werden zum Jahresende verschiedene Silvester-Traditionen gepflegt.

Ob man es nun Kult oder Tradition benennt: Manche liebgewonnenen Rituale gehören an besonderen Tagen, wie Silvester einer ist, einfach dazu. Das können dann bestimmte, stets wiederkehrende Speisen und Getränke oder auch Handlungen sein, die in den Tagesablauf als Selbstverständlichkeit mit eingebaut werden.

Vor etlichen Jahren war es zum Beispiel nahezu Pflicht, sich an Weihnachten und Silvester auf dem Kornmarkt inOsterode zu einem (oder auch mehreren) Glühweinen zu verabreden. Das gab dann immer ein großes „Hallo“, wenn man sich wenigstens zu diesen Terminen traf. Und der Andrang um das begehrte Getränk entsprechend groß. Auch in Osterodes umliegenden Dörfern gab und gibt es Entsprechendes noch heute. So berichtet Dorstes Bürgermeister Gerrit Armbrecht Folgendes: „Als ich noch jung war, hat man sich nach Mitternacht immer an der Kreuzung Bundesstraße/Turmstraße getroffen und dort zusammen auf das neue Jahr angestoßen. Da hat sich gefühlt das halbe Dorf versammelt, insbesondere die Jüngeren. Das ist in den letzten Jahren aber deutlich weniger geworden. Ansonsten lässt sich vermutlich sagen, dass heute das Nachfeiern häufig ausufernder sind als die eigentliche Silvesternacht selbst.“

Schornsteinfegerteam aus Wernigerode: Regelmäßig vor Silvester sind sie im Harz als Glücksbringer unterwegs. Auch das ist Tradition.
Schornsteinfegerteam aus Wernigerode: Regelmäßig vor Silvester sind sie im Harz als Glücksbringer unterwegs. Auch das ist Tradition. © ZB | Matthias Bein

Silvester-Traditionen rund um den Harz: Was war früher los in Dorste, Windhausen und Eisdorf?

Andreas Nackunstz vom Heimat- und Geschichtsverein Dorste erzählt, dass Kaffee mit einem Schuss Rum versehen, gerne bei Feierlichkeiten getrunken wurde, wobei es sich nicht ausschließlich um eine reine Silvestertradition handele, denn: „Kaffee mit Rum gehörte zu jeder vernünftigen Feier.“ In den sogenannten Spinnstuben der umliegenden Dörfer ging es auch zum Jahreswechsel hoch her. Die Spinnstube ist kein feststehender Ort. Sie befand sich abwechselnd im Elternhaus konfirmierter Mädchen. So ist in der Dorster Dorfchronik zu lesen: „Junge Mädchen aus dem gleichen Jahrgang gingen nach der Konfirmation im Winter jeden Abend in die sogenannte Spinnstube. Jedes der Mädchen beherbergte ihre Spinnstubenfreundinnen eine Woche lang im Hause ihrer Eltern. Während sich die Mädchen schon um acht Uhr abends mit ihren Spinnrädern dort einfanden, kamen die Burschen erst eine Stunde später hin und brachten gewöhnlich eine Flasche Rum oder Schnaps mit, der gemeinsam getrunken wurde.“

Spinnstuben gab es natürlich auch in Eisdorf, wie Michaela Rutzen aus Eisdorf und ihre Mutter Heidrun Bertram berichten. Dort war Heringssalat in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts am Silvesterabend feste Haupttradition, den jeder mitbrachte. Der jeweilige Spinnstubengastgeber gab zudem noch ein Vesper aus. Auch in Windhausen gibt es die Tradition des Heringssalates: „Als wir noch klein waren, hat meine Mutter jedes Jahr Heringssalat mit Rote Beete gemacht, mit Graubrot und Butter. Manchmal machten wir Bleigießen mit echtem Blei. Kamen andere Gäste, gab es bei jeder Party Mett-Igel, süßen Wein (Kröver Nacktarsch) sowie lieblichen Sekt. Für die Raucher Zigaretten aus einem Plastik-Spender, wo die Glimmstängel so wie ein Strauß auseinanderfielen. Mein Vater und die großen Brüder haben um Mitternacht Raketen gezündet, also insgesamt fast so wie heute“, meint Heike Sindram, die mittlerweile in Förste lebt.

Dinner for One: Ein Sketch mit Kultstatus, auch im Harz

Kleine und größere Traditionen, die zum Teil noch heute gepflegt werden. Und es gibt noch andere, die bundesweit und sogar länderübergreifend jedes Jahr aufs Neue zelebriert werden – das Fernsehen macht es möglich. Eine dieser ganz speziellen Kulte ist sicher der Sketch „Dinner for One“. Für viele Menschen gehört er zu Silvester wie der Weihnachtsbaum an Weihnachten. Seit nunmehr 60 Jahren wird der Kultsketch mehrmals am Silvesterabend in Deutschland ausgestrahlt. Und nicht nur hier: Ebenso in zahlreichen Nachbarländern sowie in Australien oder Südafrika. Doch wie konnte sich der kleine Film zu einem seit Jahrzehnten währenden TV-Dauerbrenner entwickeln? Der Sketch „Dinner for One“ oder „Der 90. Geburtstag“, wie er auch genannt wird, wurde am 8. März 1963 in Peter Frankenfelds Sendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ aufgeführt. In den Hauptrollen spielte May Warden Gastgeberin Miss Sophie, Freddie Frinton hatte gleich mehrere Rollen mit Leben zu füllen: den trinkfesten Butler James sowie die imaginären Gäste Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy, Sir Toby und Mr. Winterbottom. Da die Aufführung sehr gut ankam, entschloss sich der NDR im selben Jahr das Stück erneut aufzuzeichnen.

Der Sketch wurde 1963 beim Norddeutschen Rundfunk in Lokstedt aufgenommen und noch im selben Jahr erstmals ausgestrahlt. Ursprünglich sollte er lediglich als Pausenfüller dienen. Doch 1972 lief der Kurzfilm erstmals zu Silvester. Seitdem ist er aus dem Silvesterprogramm nicht mehr wegzudenken und entwickelte sich zu dem, was er heute ist. Nämlich Kult.

Große Jubiläumsshow zum 60. Geburtstag von Dinner for One

Wie der NDR bekannt gibt, ist der 60. Geburtstag für den Sender Grund genug, den Sketch mit einer großen Jubiläumsshow zu feiern. Gastgeber für „60 Jahre Dinner for One – die Jubiläumsshow“ werde Bernhard Hoëcker sein. Zur Show seien außerdem mit Katrin Müller-Hohenstein, Wigald Boning, Jens Riewa und Axel Prahl vier Fans eingeladen, mitzufeiern. Dabei werde gequizzt, gesprochen, gespielt und gefeiert, getreu nach dem Motto „The same procedure as every year“.

Auch Erinnerungen und kleine Geschichten würden nicht zu kurz kommen. Dafür sorgen unter anderem die Kinder von Freddie Frinton sowie Thomas Frankenfeld, Sohn des Showmasters Peter Frankenfeld, der den Sketch damals nach Deutschland holte. Als „Special Guest“ ist TV-Koch Alexander Kumptner mit von der Partie. So sollen beispielsweise die Zuschauerinnen und Zuschauer noch einige Fakten und gar ein Geheimnis rund um das berühmte Tigerfell erfahren, verspricht der Norddeutsche Rundfunk.

60 Jahre Dinner for One – die Jubiläumsshow“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von NDR und SWR. Sie wird in beiden Sendern am 31. Dezember von 20.15 Uhr bis 21.45 Uhr gezeigt. Um 23.40 Uhr sendet das NDR-Fernsehen den Sketch in voller Länge. Darüber hinaus bietet der NDR auf seiner Homepage alles Wissenswerte zu „Dinner for One“ sowie sämtliche Sendetermine und digitale Grußkarten.

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