Braunschweig. Im ersten Schritt sollen Pendler, Familien und Senioren in der Region unterstützt werden.

In der vergangenen Woche erst hat der zuständige Regionalverband Großraum Braunschweig auf Initiative der SPD das Ein-Euro-Schülerticket pro Tag für die gesamte Region beschlossen. Nun legt die Partei nach: Sie will zwischen Harz und Heide weitere Verbesserungen im Nahverkehr durchsetzen. Es geht der SPD um eine Vereinfachung des Tarifsystems, vor allem aber um günstigere Tickets für Bus und Bahn.

Im ersten Schritt sollen Pendler günstigere Abokarten erhalten. „Wir wollen sie zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn bewegen“, sagte der Landtagsabgeordnete Marcus Bosse. Er ist auch Fraktions-Chef der SPD im Verbandsausschuss des Regionalverbands. Bosse kündigte an, dass zudem Senioren und Familien günstigere Tickets erhalten sollen. „ Unsere Vision ist ein Jedermann-Ticket für einen Euro pro Tag in der gesamten Region“, sagte er. Was finanziell machbar ist, sollen Gutachter klären. Alleine das Gutachten wird auf Antrag der SPD gut 100.000 Euro kosten. Die Tarif-Reform soll zügig, spätestens 2021 kommen.

Als weiteren Baustein der Reform will die SPD das Tarifsystem „gerechter machen“, so Bosse. Einzelheiten sollen auch hier Gutachter klären. In der gesamten Region gilt bereits ein Tarifsystem – in mehreren Stufen. Vor allem die Bewohner der dünner besiedelten Landkreise wie Gifhorn, Helmstedt oder Goslar sind laut Bosse gegenüber den Städten Braunschweig und Wolfsburg benachteiligt. Die SPD setzt sich außerdem für Übergangstarife und günstigere Tickets für Fahrten nach Hannover, Göttingen oder Sachsen-Anhalt ein.

Die Verwaltung sieht die Pläne der SPD kritisch. Verbandsdirektor Hennig Brandes bezeichnete das Jedermann-Ticket als „vollkommen unrealistisch“. Er taxiert die Fahrgelderlöse im Nahverkehr zwischen Harz und Heide auf 100 Millionen Euro. Der Nahverkehr sei schon jetzt „hoch defizitär“. Alleine die Stadt Wolfsburg muss sieben Millionen Euro an die Wolfsburger Verkehrs GmbH zahlen, um das Minus auszugleichen. In der Region gibt es 17 Verkehrsunternehmen, die den Verkehrsverbund bilden. Über einzelne Punkte im Tarifsystem könne man reden, insgesamt ist es laut Brandes aber sehr übersichtlich und kundenfreundlich.

Bedarf sehen wie die SPD jedoch auch die Grünen und die FDP. Beide Fraktionen im Regionalverband unterstützen die SPD-Initiative grundsätzlich. Die CDU-Fraktion will sich noch beraten. Die nächste Verbandsversammlung steht im März auf dem Programm.

Laut Professor Christoph Menzel vom Institut für Verkehrsmanagement der Ostfalia ist der Nahverkehr immer ein Zuschussgeschäft. Ein Jedermann-Ticket sollte zeitlich befristet sein. „Der Effekt verpufft wieder.“ Entweder seien die Nutzer nach einer Zeit vom Nahverkehr überzeugt – oder nicht.