Brüssel/Berlin. Die Wärmepumpe ist ein wesentlicher Bestandteil der Wärmewende. Doch einige Kältemittel sollen verboten werden – was Sie wissen müssen.

Weg von fossilen Brennstoffen wie Heizöl oder Gas und stattdessen auf klimafreundliche Technologien wie die Wärmepumpe setzen – diese Idee verfolgt die Ampel-Koalition in ihren Plänen für ein neues Heizungsgesetz ab 2024. Die Wärmepumpe ist ein wichtiger Bestandteil der Wärmewende. Im Unterschied zu einer Gas- oder Ölheizung ist sie rein regenerativ und kann in vielen Gebäuden eine Alternative zur klassischen Brennstoffheizung sein. Der Tausch der fossilen Heizung gegen eine Wärmepumpe wird staatlich gefördert – zusätzlich zur Grundförderung.

Wärmepumpe ab 2024: EU plant Verbot bestimmter Kältemittel – diesen Unterschied sollten Sie kennen

Insgesamt kommen Verbraucher auf eine Förderung für eine neue Wärmepumpe von bis zu 40 Prozent – dafür müssen aber alle Voraussetzungen erfüllt sein. Für den "Wärmepumpen-Bonus" (fünf Prozentpunkte) muss die Wärmepumpe Erde oder (Ab-)Wasser als Wärmequelle nutzen oder alternativ mit einem natürlichen Kältemittel betrieben werden. Jetzt möchte die EU noch einen Schritt weitergehen und chemische Kältemittel ab 2024 schrittweise verbieten. Somit wären nur noch Anlagen mit natürlichen Kältemitteln wie Propan möglich.

Ganz grundsätzlich unterschied man in Wärmepumpen zwischen natürlichen und chemischen Kältemitteln. Zu den natürlichen Kältemitteln werden neben Kohlenwasserstoff auch Kohlenstoffdioxid oder Ammoniak gezählt. Sie alle kommen in der Natur vor und haben somit geringe Auswirkungen auf die Umwelt – in vielen Wärmepumpen werden sie daher bevorzugt eingesetzt. Synthetische Kältemittel werden künstlich produziert und als halogenierte Kohlenwasserstoffe bezeichnet.

Natürliche KältemittelSynthetische Kältemittel (Fluorkohlenwasserstoffe)
R290 PropanR-134a
R600a IsobutanR-404A
R1270 PropenR-407C
R717 AmmoniakR-410A
R718 WasserR-417A
R744 KohlendioxidR-507A

EU-Parlament plant Verbot synthetischer Kältemittel in Wärmepumpen: Was "F-Gase" gefährlich macht

Nach Informationen von "Vaillant" – einem der großen Wärmepumpen-Produzenten in Europa – eignen sich synthetische Kältemittel neben den natürlichen Substanzen hervorragend für den Einsatz in Klimaanlagen und Wärmepumpen. Doch es gibt auch Nachteile: Synthetische Kältemittel enthalten oft Gase aus der Stoffgruppe der Per- und Polyfluoralkysubstanzen (PFAS). Diese werden nach Informationen von "Panorama" als "giftig und schwer abbaubar" erachtet – gerade mit Blick auf die Entsorgung.

In der EU ist daher ein Verbot synthetischer Kältemittel in Planung. "F-Gase sind nicht sehr bekannt, haben aber große Auswirkungen auf unser Klima, da sie sehr starke Treibhausgase sind“, erklärt Bas Eickhout – ein niederländischer Abgeordneter – der die vorgeschlagene Reform der EU-Verordnung für F-Gase im Europäischen Parlament leitet. Eickhout gehört der Grünen-Fraktion an und setzt sich Berichten von "Euractiv" zufolge ehrgeizig für einen Ausstieg aus F-Gasen ein. In den meisten Fällen seien natürliche Alternativen leicht verfügbar.

Der Umweltausschuss im EU-Parlament (Symbolbild) hat mehrheitlich für ein Verbot gefährlicher F-Gase in der EU gestimmt. Jetzt sind die Mitgliedsstaaten am Zug und werden über das Thema beraten.
Der Umweltausschuss im EU-Parlament (Symbolbild) hat mehrheitlich für ein Verbot gefährlicher F-Gase in der EU gestimmt. Jetzt sind die Mitgliedsstaaten am Zug und werden über das Thema beraten. © Arne Immanuel Bänsch/dpa

Vorteile synthetischer Kältemittel in Wärmepumpen: Experte nennt fünf Argumente gegen ein Verbot

In einer Abstimmung im EU-Parlament am 1. März 2023 hatte sich eine Mehrheit der Abgeordneten im Umweltausschuss für einen raschen Ausstieg aus F-Gasen ausgesprochen. Ab 2024 sollen nur noch knapp über 23 Prozent der im Jahr 2015 verwendeten Menge auf den Markt gebracht werden. Bis 2050 soll dieser schrittweise auf null reduziert werden. "Das Gift soll also auch aus den Pumpen raus", schreibt "Panorama" in einem Beitrag für den NDR. Widerstand kommt aus der Heizungsbranche – allen voran vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP).

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Das Hauptargument der Lobby: Ohne F-Gase seien die Klimaziele nicht zu erreichen. Ab 2024 sollen jährlich 500.000 neue Wärmepumpen in Deutschland installiert werden. Schon das Jahr 2022 war mit über 200.000 neuen Wärmepumpen ein Rekordjahr für die Industrie. Verbote oder auch Auflagen vonseiten der Politik könnten dieser Entwicklung einen Dämpfer verpassen. Gegenüber unserer Redaktion zählt Felix Uthoff vom BWP zudem die Vorteile synthetischer Kältemittel in Wärmepumpen aus – diese seien:

  • nicht brennbar
  • ungiftig
  • haben gute thermodynamische Eigenschaften – höhere Effizienz
  • haben keinen Einfluss auf die Ozonschicht
  • sind günstig zu produzieren

Kältemittel in Wärmepumpen: Auch natürliche Substanzen haben Nachteile – ein Experte klärt auf

Giftig und schwer abbaubar seien diese Stoffe bloß bei unsachgemäßer Nutzung. In der Regel werden die synthetischen Kältemittel während der gesamten Lebenszeit in einem geschlossenen Kreislauf geführt und nach 20 Jahren Nutzung professionell abgesaugt und entweder wieder aufbereitet oder sicher von einem fachkundigen Betrieb entsorgt. Nicht abschließend geklärt ist die Auswirkung bestimmter Abbauprodukte der PFAS für die Umwelt. Deshalb spricht sich auch der BWP für eine Einschränkung der PFAS in bestimmten Bereichen aus.

Von einem grundsätzlichen Verbot synthetischer Kältemittel in Wärmepumpen distanziert sich der Verband aber. Zumal bei der Debatte auch die Kosten für eine neue Wärmepumpe im Blick behalten werden sollten. "Um die Nachteile von natürlichen Kältemitteln auszugleichen, sind Maßnahmen bei der Installation notwendig, was die Kosten für Wärmepumpen mit Propan bei Innenaufstellung erhöht – etwa eine Zwangsbelüftung", sagt Uthoff. Als spezifische Nachteile von natürlichen Kältemitteln nennt der Experte die Brennbarkeit von Propan und Ammoniak. Letzteres sei zudem giftig.

Verbot von Kältemitteln in Wärmepumpen könnte sich erübrigen: Neuste Innovation macht Hoffnung

Trotzdem geht auch der BWP in Zukunft von einem wachsenden Anteil natürlicher Kältemittel in Wärmepumpen aus. Zumal die Innovation weitergeht und es schon jetzt Wärmepumpen mit niedrigem Propanbedarf gibt. Trotz des Brennbarkeitsrisikos seien in den vergangenen Jahren schon einige Wärmepumpen auf den Markt gekommen, die außen aufgestellt werden und Propan als Kältemittel nutzen, sagte Energieexperte Clemens Dankwerth vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gegenüber "Panorama".

Dankwerth und sein Team hatten erst kürzlich einen Effizienzrekord aufgestellt: Ihre neuste Wärmepumpe benötigt nicht mehr Propan als ein gewöhnlicher Campingkocher. Damit sinkt das Brennbarkeitsrisiko der Anlagen. Dankwerth ist zuversichtlich: "In den nächsten Jahren wird es auch Propan-Wärmepumpen geben, die im Inneren von Häusern aufgestellt werden." Aktuell werden Wärmepumpen mit Propan als Kältemittel draußen ausgestellt. Die Entwicklung könnte schon in den kommenden Jahren Propan-Wärmepumpen auch in Gebäuden Realität werden lassen.

Nach Viessmann-Deal: Die Preise für Wärmepumpen stehen vor einer großen Wende

Viele Hersteller wie "Vaillant" setzen schon heute bei ihren neuen Wärmepumpen auf natürliche Kältemittel. Der Viessmann-Deal kündigt für Verbraucher zudem sinkende Preise für Wärmepumpen an. Damit könnten bald auch die Preisunterschiede von Anlagen mit synthetischen und natürlichen Kältemitteln der Vergangenheit angehören. Noch ist das alles aber Spekulation. Fest steht: Vor der Kaufentscheidung sollten Verbraucher das Thema Kältemittel bedenken – vor allem, wenn die Wärmepumpe im Haus ausgestellt werden soll.