Berlin. Bei seiner Vorstellung im Jahr 2015 sorgte der T-14-Panzer für Angst im Westen. Acht Jahre später ist davon nicht mehr viel übrig.

  • Der Panzer ist eine mächtige Waffe, er liefert nicht nur Feuerkraft sondern verbreitet Angst
  • Nicht nur auf dem Schlachtfeld ist er mächtig, sonder auch als Propagandawerkzeug
  • Das weiß Putin und hat seinen eigenen Super-Panzer: den T-14. Was kann das Fahrzeug wirklich?

Panzer sind mächtig, nicht nur auf dem Schlachtfeld. Die schweren Fahrzeuge wirken auf die menschliche Psyche scheinbar unaufhaltsam, roboterhaft, angsteinflößend. Wer die teuren Ungetüme ins Feld führt, besitzt Hochtechnologie, demonstriert Stärke, wirtschaftliche und militärische. Widerstand erscheint im Angesicht von 60 Tonnen Stahl aussichtlos.

Der Panzer ist eine Waffe, die nicht töten muss, um effektiv zu sein – und eignet sich genau deswegen wie wenige andere als Instrument der Propaganda. Nicht umsonst waren die Wochenschauen der Nationalsozialisten so voll mit Panzern, dass sich selbst heute noch hartnäckig der Mythos einer modernen, schwer gepanzerten Wehrmacht hält. Die Wahrheit ist eine andere, Hitlers Armee bestand vor allem aus Infanteristen, die mit Pferdegespannen in den Vernichtungskrieg zogen oder gleich zu Fuß auf Moskau marschierten.

Nicht nur die Nationalsozialisten wussten freilich um die Wirkung des Panzers, auch die Sowjet-Propagandamaschine ließ sie nach 1945 alljährlich zum Tag des Sieges über den Roten Platz rollen. Und lässt es noch: Keine der Paraden zum 9. Mai kommt ohne T-72 und Co. aus. Lesen Sie hier: Panzer-Unfall in Polen – Leopard-Panzer wird geköpft

T-14 "Armata": Putins Super-Panzer

Welchen psychologischen Effekt der Panzer immer noch hat, zeigte sich am Siegestag im Jahr 2015. An dem Tag präsentierte Russland stolz seine neue Wunderwaffe: den T-14 "Armata". Nichts weniger als die neueste Generation von Kampfpanzer schien hier geboren, eine vielfältige Plattform, die sämtliche Nato-Tanks, vom US-Abrams über den britischen Challenger bis zum deutschen Leopard 2 obsolet macht.

podcast-image

In Sachen Bewaffnung überlegen, mindestens so gut gepanzert wie die Nato-Gegner und auch noch schneller, so lesen sich die technischen Daten des T-14. Dazu ein Turm der voll ferngesteuert ist, was nicht nur die Besatzung besser schützt sondern auch noch deren Anzahl auf drei reduziert und damit Kosten spart. Schließlich müssen Panzerfahrer teuer ausgebildet werden und sterben, das zeigt der Ukraine-Krieg mit seinen Hunderten abgeschossenen Sowjet-Panzern deutlich, schneller, als man beim Wort "Panzer" glauben mag. Stark, schnell und (die Kassen) schützend: Russischen Ingenieuren war mit dem "Armata", so schien es, die eierlegende Wollmilchsau des Panzerbaus gelungen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Abgerundet wurde der – von westlichen Medien schnell aufgegriffene – Mythos T-14 dann von den ungeheuren Stückzahlen, die bei Uralwagonsawod, dem größten Panzerhersteller der Welt, aus den Hallen rollen sollten: Nicht weniger als 2300 der Hightech-Waffen hätten bis zum Jahr 2020 der russischen Armee die Zähne verliehen, die sie – potenziell – in das Fleisch der Leos und Leclercs schlagen kann. Wären diese Fahrzeuge jemals ausgeliefert worden, hätte das russische Heer schon mit dem "Armata" eine 10:1-Überlegenheit gegenüber den Leoparden der Bundeswehr erzielt. Berlins Panzerwaffe besteht aus rund 230 Fahrzeugen.

Propagandawaffen: Russische Panzer bei der Parade zum 9. Mai 2022.
Propagandawaffen: Russische Panzer bei der Parade zum 9. Mai 2022. © IMAGO / ITAR-TASS

Inzwischen scheint der T-14 sogar in der Ukraine eingetroffen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Dienstag unter Berufung auf die russische Nachrichtenagentur RIA, die Panzer hätten damit begonnen, Stellungen der Ukraine zu beschießen aber "noch nicht an direkten Angriffseinsätzen teilgenommen". Ein russischer Journalist schwärmte bei Twitter von den Vorzügen des Panzers. Die Crew habe "alles, was man braucht" und listete die technischen Details des Fahrzeugs auf.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Putins Super-Panzer: Vom Mythos bleibt nicht viel

Hat Russland die Nato mit dem T-14 also abhängt? Es sieht nicht so aus. "Der Super-Panzer könnte ein Luftnummer sein", sagte Deutschlands oberster Panzererklärer, Museumsdirektor Ralf Raths, dem Nachrichtenportal "T-Online" noch im Februar.

NameWladimir Wladimirowitsch Putin
Geburtsdatum7. Oktober 1952
GeburtsortSankt Petersburg
SternzeichenWaage
AmtPräsident der Russischen Föderation
Im Amt seit2000 (Unterbrechung von 2008 bis 2012)
FamilienstandGeschieden, mindestens zwei Kinder
Größeca. 1,70 Meter

Das hat mehrere Gründe: Von den einst anvisierten 2300 Fahrzeugen scheinen, so genau weiß man das nicht, bislang rund 20 im Dienst der russischen Armee zu stehen. Der enorme Preis für einen T-14: Einer der Panzer schlägt mit rund 7,1 Millionen Euro zu Buche und ist damit dreimal so teuer wie der ebenfalls moderne T-90.

Mehrfach hat das Verteidigungsministerium die Bestellzahlen nach unten korrigiert, auf zuletzt 132. Dazu kommt die Tatsache, dass Russland inzwischen viele der verbauten Komponenten nicht mehr bekommt. Sie stammen, wie bei anderen russischen Hightech-Waffen, vielfach aus dem Westen.

Doch nicht nur in Sachen Produktionszahlen fällt der T-14 hinter die Ankündigungen aus den späten 2010er-Jahren zurück. "Nach elf Jahren Entwicklungszeit ist das Programm geplagt von Verzögerungen, Stückzahlreduzierungen und Produktionsproblemen", analysierten britische Geheimdienste im Januar 2023. "Eine zusätzliche Herausforderung für Russland stellt dar, dass das Land seine Logistikketten auf den T-14 einstellen muss. Das Fahrzeug ist größer und schwerer als die anderen russischen Panzer."

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Worauf die Briten abheben: Es reicht bei Weitem nicht aus, einen modernen Panzer zu besitzen. Die Fahrzeuge müssen auch an die Front kommen und dazu braucht es Eisenbahnwaggons und Tieflader, die in der Lage sind, einen 50-Tonnen-Koloss wie den "Armata" zu transportieren. Die russischen Panzer T-72, T-80 und T-90 aber wiegen bis um die 10 Tonnen weniger, je nach Ausführung.

Dazu kommt die Logistik für Ersatzteile, Munition und Treibstoff, die in Russland ebenfalls auf die Sowjet-Modelle ausgerichtet ist. Nun verschießt der "Armata" aber andere Munition als diese, rollt auf anderen Ketten, angetrieben von einem anderen Motor. Von den Hightech-Komponenten zur Fernsteuerung des Turms ganz zu schweigen.

Da verwundert es nicht, dass die Briten zu dem Schluss kamen, Russland werde, wenn überhaupt, den T-14 in der Ukraine nur zu Propagandazwecken einsetzen und die Kommandeure würden dem Fahrzeug vermutlich nicht vertrauen. Denn mehr scheint der T-14 bislang nicht zu sein: eine Propagandawaffe.