Kiew. Die Ukraine hat mit Soldatenmangel zu kämpfen. Darum greift das Parlament jetzt zu einer Maßnahme, die Russland schon lange nutzt.

Dass der Mangel an Soldaten der Ukraine zu schaffen macht, ist kein Geheimnis. Das Land, das sich gegen den Aggressor Russland verteidigen muss, hatte deswegen zuletzt seine Rekrutierungsbemühungen intensiviert. Auch an Ukrainer, die sich in Deutschland befinden, wurde appelliert, zurückzukehren und sich für den Kriegsdienst zu melden.

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Da diese Strategien offenbar nicht ausreichend gefruchtet haben, hat das ukrainische Parlament jetzt ein Novum beschlossen: Künftig können Strafgefangene sich zum freiwilligen Militärdienst melden. Bei Kriegsgegner Russland ist dieses Vorgehen schon lange Praxis, immer wieder gab es Berichte, dass Mörder und sogar ein Kannibale für einen Fronteinsatz Strafmilderung erhalten. Vor allem die Wagner-Gruppe war dafür bekannt, in Gefängnissen zu rekrutieren.

Ukraine: Nicht alle Straftäter dürfen in den Krieg

Im Gegensatz dazu schränkt die Ukraine stark ein, welche Straftäter in der Armee dienen dürfen. Schwerverbrecher wie Mörder und Vergewaltiger dürften sich nicht melden, auch nicht Drogenhändler oder Häftlinge, die wegen schwerer Fälle von Korruption einsitzen. Ausgeschlossen seien darüber hinaus ehemalige Abgeordnete, Minister und ranghohe Staatsbeamte sowie Häftlinge, die wegen Straftaten gegen die nationale Sicherheit verurteilt seien.

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Melden kann sich außerdem nur, wessen Reststrafe nicht mehr als drei Jahre beträgt. Die so rekrutierten Soldaten sollten in gesonderten Einheiten unter Bewachung dienen, erläuterte die Abgeordnete Olena Schuljak. Der Militärdienst ende nicht mit Ende der Strafe, sondern bei Vertragsende oder einer allgemeinen Demobilisierung.