Braunschweig. Der Energieversorger deckt sich mit Vorräten ein. Geprüft wird, wo Erdgas durch Heizöl ersetzt werden kann

Nicht nur die Braunschweiger blicken sorgenvoll voraus: Wie entwickeln sich die ohnehin hohen Energiepreise? Wie steht es um die Versorgungssicherheit? Fragen, die auch Braunschweigs großen Energieversorger BS-Energy umtreiben. Ein Krisenstab wurde eingerichtet.

Das Unternehmen hat bereits Weichen gestellt. Es ist beteiligt an der Energiegenossenschaft Braunschweiger Land, die den Ausbau erneuerbarer Energie vorantreibt. Zukunftsmusik. Das Kerngeschäft ist momentan ein ganz anderes. Und mitunter sind die Fragen, die sich unsere Leser stellen, genau die, die sich auch BS-Energy stellt.

Zum Beispiel: In ganz vielen Haushalten der Stadt wurden die Gas-Thermen vom sogenannten L-Gas auf H-Gas umgestellt. Woher, wenn nicht aus Russland, soll das H-Gas kommen? Bei BS-Energy rechne man nicht damit, so die Pressestelle, dass es ein Zurück zum L-Gas geben werde: Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bemühe sich darum, neue Erdgasquellen zu erschließen. Zum Beispiel Erdgas aus Norwegen oder Flüssiggas.

Eingriffsmöglichkeiten bei Verschiebungen sind jedoch begrenzt. Denn, so Unternehmenssprecher Lennart Danckert: „Für den Betrieb des überregionalen Fernleitungsnetzes in unserer Region sind nicht wir zuständig, sondern Gasunie als Ferngasnetzbetreiber.“

Vor Monaten bereits sei ein Krisenstab eingerichtet worden: Die Arbeitsschwerpunkte liegen in der Versorgungssicherheit, der Sicherung von Liquidität und der Beschaffung von Brennstoffen wie Altholz, Kohle und Öl. Unwägbarkeiten gelte es abzufedern: Ursprünglich war vorgesehen, den Kohlekessel des Heizkraftwerks Mitte bis zum Ende der Heizperiode 2022/23 in Bereitschaft zu halten. Anpassungen könnten erforderlich sein. Danckert: „Auch prüfen wir einen verstärkten Einsatz von Öl.“ Allerdings kein Allheilmittel: „Hier gibt es technische und genehmigungsrechtliche Grenzen. Der Ersatz von Erdgas durch Erdöl ist nur begrenzt möglich.“

Wie die Folgen für das Unternehmen selbst aussehen, sei noch nicht final zu benennen. Es sei investiert worden. Im Heizkraftwerk West in der Weststadt seien beispielsweise die alten Heizkessel durch zwei neue ersetzt worden, „die dann mit leichtem Heizöl betrieben werden können“. Das sei aber seit langem geplant gewesen und nicht der aktuellen Lage geschuldet.

Die Absenkung der sogenannten EEG-Umlage ab 1. Juli im Strom habe BS-Energy vollständig an ihre Kunden weitergegeben. Allerdings: „Die seit Herbst 2021 enorm angespannte Lage auf den Energiemärkten hat sich noch weiter verschärft. Energie muss derzeit zu historisch hohen Preisen beschafft werden. Diese Kosten müssen wir leider auch an unsere Kunden weitergeben.“

Direkte Einflussmöglichkeiten gibt es keine. Prognosen zu den künftigen Preisen mag BS-Energy nicht abgeben: „Die Weiterentwicklung der Endkundenpreise hängt maßgeblich von der Preisentwicklung an den internationalen Energiemärkten ab. Und wie sich diese Preise weiterentwickeln werden, ist kurzfristig sowohl für Strom als auch für Erdgas schwer vorherzusagen.“

Braunschweigs großer Energieversorger bestätigt die Sorge, die jüngst Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, geäußert hat: Sollte Gasmangel zu einem starken Druckabfall im Netz führen, ließen sich Gas-Thermen erst wieder von einem Techniker in Betrieb nehmen. BS-Energy-Sprecher Danckert: „Die Wiederinbetriebnahme ist vom Gerätetyp und von der Netzstruktur abhängig. Für die meisten Gasgeräte in Braunschweig trifft die Aussage der Bundesnetzagentur zur Wiederinbetriebnahme durch ein eingetragenes Installationsunternehmen zu.“

Hintergrund: Nicht jeder Installateur darf diese Arbeiten überhaupt erledigen. Dies muss beantragt werden. Fachliche Qualifikationen gilt es nämlich vorab nachzuweisen. Auch die Tauglichkeit der Unternehmenswerkstatt wird vor Eintragung im Installateurverzeichnis geprüft. Gegenwärtig sind 95 Betriebe der Stadt zur Wiederinbetriebnahme autorisiert.

BS-Energy warnt vor Versuchen, die Gasversorgung in die eigene Hand zu nehmen und eventuell Gasflaschen anzuschließen: „Wir warnen explizit davor, Änderungen oder gar Manipulationen an den Gasinstallationen vorzunehmen. An Gasinstallationen dürfen ausschließlich Installationsunternehmen arbeiten, die beim Netzbetreiber BS-Netz eingetragen sind.“

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