Neuhaus. Das Herz von Christian Rohde schlägt für Automobile. Hotelgäste in Neuhaus können nicht nur Übernachtungen buchen.

Schnell und schnittig müssen die Flitzer sein, dann lassen sie das Herz von Christian Rohde höherschlagen. Mittlerweile besitzt der Hotelier und Gastronom sechs Young- und Oldtimer aus dem Volkswagen-Konzern, die er allesamt auch vermietet. Was ungewöhnlich ist, denn alte Liebhaber-Stücke werden selten aus der Hand gegeben.

1962 in Wolfsburg geboren und in der Nordstadt und in Reislingen aufgewachsen, sein Abitur hat er am Technischen Gymnasium abgelegt, erwarb der jetzt 60-Jährige 1988 zusammen mit seinem Bruder eine (Rest-)Hofanlage in Neuhaus, genau gegenüber der romantischen Wasserburg. Heute hat das Hotel 59 Zimmer – davon sind vier Suiten. „Am Anfang war da nur eine Scheune. In dem Gebäude gegenüber hat mein Bruder seine Tischlerei untergebracht“, blickt Christian Rohde zurück.

Er hat zu dem Zeitpunkt noch Elektrotechnik an der Technischen Universität Braunschweig studiert und fuhr schon seit 1980 einen Scirocco 53B. „Das war mein Traumauto, da war man sehr sportlich unterwegs, das hat mir damals schon gefallen“, gesteht Christian Rohde.

Gefühl wie ein Rennpilot im Scirocco von VW

Nach und nach bauten die Brüder das ehemalige Gehöft aus und eröffneten im Mai 1990 das erste Nicht-Raucher-Café in Wolfsburg. Christian Rohde: „Das war vor 30 Jahren eine ganz ungewöhnliche Idee.“ Es lief mit der Zimmervermietung, weitere Räume folgten, aus der Tischlerei wurde eine GmbH. Christian Rohde fuhr weiter Scirocco, der sich zu einem der populärsten Sportcoupés seiner Zeit entwickelt hatte. Auch Rohde schätzt das italienische Design sowie die Leichtfüßigkeit des 800 Kilogramm schweren Dreitürers, dessen Technik komplett mit der des Golfs identisch war – nur Blechkleid und Innenausstattung nicht.

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„Drehzahlmesser, Sportlenkrad, Tacho bis 220 Stundenkilometer, bei dem Cockpit fühlte man sich als Scirocco-Fahrer wie ein Rennpilot“, sagt der Familienvater. Sein zweites Coupé hat der Ingenieur komplett in Einzelteile zerlegt, aber „leider nie wieder zusammengebaut“ – und deshalb, als der Platz in der Neuhäuser Scheune für den weiteren Hotelausbau benötigt wurde, samt Karosserie verkauft.

Kein Rost am Porsche – dank Kalifornien

Als dann Spitzenkoch Silvio Lange, der 2015 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde, in den Jahren 2013/2014 im Gourmet Restaurant Saphir des Hotels kochte, entwickelte das Duo die Idee von

Gleich drei Fahrzeuge der Marke Porsche gehören zum Fuhrpark.
Gleich drei Fahrzeuge der Marke Porsche gehören zum Fuhrpark. © regios24 | Lars Landmann

Arrangements, die nicht nur Übernachtungen und 3-Gänge-Menüs, sondern auch Ausfahrten mit sportlichen Autos enthalten. In Mannheim wurden die zwei fündig und fuhren mit einem knallroten Porsche 912E, Baujahr 1976, der ursprünglich für den US-amerikanischen Markt bestimmt war, von dort aus aber schon den Weg nach Deutschland gefunden hatte, nach Wolfsburg zurück.

Das Fahrverhalten dieses Sportwagens mit seinem 2,0-Liter-Vierzylinder-Boxermotor, der 90 PS leistet, ist gutmütiger, die Neigung zum Übersteuern geringer als bei den ersten 911, „weil der Wagen weniger hecklastig ist“, wie Christian Rohde erklärt.

Kurze Zeit später kaufte der Geschäftsmann noch den gelben Porsche 914, Baujahr 1975, den er dieses Mal direkt aus San Diego importierte: „Der war top in Schuss, hatte gerade einmal 33.000 Meilen auf dem Tacho und auf Grund der Tatsache, dass in Kalifornien immer die Sonne scheint, keine einzige rostige Stelle.“

Der letzte echte Porsche 911

Etwas länger dauerte es, bis der Autonarr sein Herz noch einmal für einen Scirocco erwärmen konnte. Aber an dem silberfarbenen 1er-Modell, Baujahr 1979, von dem sich dessen Besitzer aus Ehmen „eigentlich gar nicht trennen“ wollte, konnte Christian Rohde nicht vorbei gehen. Auch das Porsche-993-Cabrio, Baujahr 1997, musste der Selfmade-Man unbedingt besitzen. „Einen Porsche mit einem offenen

Für den Käfer, Baujahr 1958, gehen die meisten Anfragen ein. „Viele Menschen habe ihre ganz eigene Käfer-Geschichte“ weiß Rohde.
Für den Käfer, Baujahr 1958, gehen die meisten Anfragen ein. „Viele Menschen habe ihre ganz eigene Käfer-Geschichte“ weiß Rohde. © regios24 | Lars Landmann

Dach zu fahren, ist schon ein außergewöhnliches Erlebnis“, schwärmt Christian Rohde und ergänzt: „Außerdem gilt der Porsche 993 aufgrund seines Motors mit Luftkühlung vielen als der letzte echte Porsche 911.“

Der Käfer Typ 1 ist das „jüngste Mitglied“ in dem Autoreigen und war ein Geburtstagsgeschenk von Ehefrau Christine. Die Restaurierung des Kugelporsches aus dem Jahr 1958 wurde nämlich erst 2019 abgeschlossen. Welcher Wagen er-freut sich der meisten Nachfrage? Ganz klar, die drei Porsche und der Käfer.

Wer einen Oldtimer mieten will, muss Bedingungen erfüllen

Wer die Wagen mieten möchte, erhält nähere Infos auf der Homepage www.oldtimer.hotel-in-wolfsburg.de, muss mindestens 23 Jahre alt sein und vier Jahre Fahrpraxis sowie einen gültigen Führerschein und eine Kreditkarte besitzen, auf der die Kaution in Höhe von 2000 Euro hinterlegt wird. Nach einer kurzen Einweisung steht dann einer Ausfahrt beispielsweise in den Elm nichts mehr im Wege.

Die nächste Veranstaltung mit dem Titel „Cars & Coffee“ findet am Sonntag, 4. Juni, von 12 bis 16 Uhr auf dem Parkplatz hinter dem Hotel statt. „Hier werden bei kühlen Getränken und Essen vom Grill Gespräche über die verschiedenen Fahrzeuge geführt, dabei soll die Begeisterung für die Young- und Oldtimer im Vordergrund stehen“, sagt Jan Libudzic, Lebensgefährte von Junior-Chefin Annabelle Rohde, der künftig die Oldtimer-Sparte führen wird. Mehr Infos auf Instagram unter „classiccars_wolfsburg“.

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