Wolfsburg. Der VW-Betriebsrat verspricht: Es gibt künftig wieder Currywurst satt. Das „Originalteil“ wird an zwei weiteren Tagen angeboten.

Gute Nachrichten für die vielen Liebhaber/innen der Currywurst von Volkswagen. Die „Curry-Bockwurst“, so die offizielle Bezeichnung, erfreut sich so großer Nachfrage, „dass das kulinarische Kultobjekt nun noch häufiger angeboten wird“, wie der Betriebsrat berichtet. Der bei Volkswagen traditionelle Currywurst-Dienstag ist in zunächst sechs Betriebsrestaurants um den Currywurst-Mittwoch und-Donnerstag erweitert worden. „Also Currywurst satt – drei Tage am Stück“, freut sich der Betriebsrat.

„Wir haben einen echten Ansturm verzeichnet“

Mit der Ausweitung reagieren die Belegschaftsvertretung und das Unternehmen gemeinsam auf einen klaren Trend unter den Beschäftigten. „Die Nachfrage nach unserer ohnehin schon beliebten Currywurst ist zuletzt noch einmal deutlich gestiegen“, berichtet Holger Koch, der für die Gastro-Themen im Werk Wolfsburg zuständige Betriebsrat. „Am traditionellen Currywurst-Dienstag haben unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Betriebsrestaurants an ihren Currywurst-Stationen regelmäßig einen echten Ansturm verzeichnet. Zu lange Schlangen waren die Folge.“ Bei Koch und der Service Factory, die für die Betriebsgastronomie zuständig ist, mehrten sich die Hinweise darauf. Zusammen bewertete man die Situation. Schnell war klar: Es muss mehr Wurst her! Die Lösung: In zunächst sechs ausgewählten Betriebsrestaurants gibt es jetzt neben dem in der Belegschaft etablierten Currywurst-Dienstag auch den Currywurst-Mittwoch und -Donnerstag. Der Pilotversuch rund ums Curry-Triple wird ausgewertet, um dann zu entscheiden, ob noch andere Betriebsrestaurants dazukommen. Die zusätzlichen Currywurst-Tage waren bereits im alten Jahr angelaufen. Neben den sechs Restaurants gab es auch schon vorher drei weitere produktionsnahe Restaurants, in denen einfach jeder Tag Currywurst-Tag ist. Insgesamt sind im Stammwerk rund 30 große wie kleine Anlaufstationen vorhanden, um den Hunger zu stillen.

Die vegane Variante wird auch gerne verputzt

Die VW-Currywurst trägt auf ihrer Verpackung den Aufdruck „Volkswagen Originalteil“ und hat deswegen auch eine Originalteilenummer, die 199 398 500 A. Sie wiegt 170 Gramm bei 25 Zentimetern Länge, ist für den kleineren Hunger aber auch in halber Größe erhältlich. Seit 2012 gibt es eine vegetarische Variante, seit 2015 ist diese sogar vegan (derzeit auf Kichererbsen-Protein-Basis). 2022 verkaufte VW 54.000 Stück von dieser veganen Variante. Das entspricht gegenüber 2021 einem Plus von 170 Prozent, also fast einer Verdreifachung. VW produziert pro Jahr mehr Currywürste als Autos. Von der „Volkswagen-Currybockwurst“ setzte die Service Factory 2022 circa 6,4 Millionen Stück ab – gegenüber Vorjahr ein Wert auf konstant hohem Niveau. Der bisherige Spitzenwert aus 2019 (rund 7 Mio. Stück) lag damit nicht fern. 2020, im ersten Corona-Jahr, waren es noch rund 6,5 Mio. Stück gewesen. Beim externen Vertriebsweg (zum Beispiel im Supermarkt) gab es 2021 gegenüber Vorjahr gut 20 Prozent Umsatzplus – sicher auch ein coronabedingter Sondereffekt. Nach diesem Fünftel Steigerung hielt sich der externe Verkauf 2022 konstant. Insgesamt stellte die Fleischerei des VW-Stammwerkes 2022 rund 8,6 Millionen Stück Wurstprodukte her.

„Unsere Currywurst hat Hochkonjunktur“

Diese stolze Zahl entspricht im Vergleich zum Vorjahreswert aus 2021 (7,77 Mio.) rund 11 Prozent Plus. Die Hintergründe für den vermehrten Ansturm auf die Wurst scheinen komplex. Fakt ist: Das Phänomen ist seit Monaten konstant. Sebastiano Addamo, zuständiger Betriebsratskoordinator für Gastro-Themen, sagt: „Ganz offensichtlich hat unsere Currywurst derzeit Hochkonjunktur.“ Doch warum ist das so? Addamo: „Das ist eine spannende Frage, aber eigentlich nicht so entscheidend. Es gehört zu unseren Aufgaben als Betriebsrat, die Wünsche der Belegschaft in Sachen Verpflegung aufzunehmen und zusammen mit dem Unternehmen Tendenzen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Neben dem Trend zu ausgewogener Ernährung gehört aktuell eben auch steigender Appetit auf unsere VW-Currywurst dazu. Egal, ob Jung oder Alt, aus der Fertigung oder aus dem Büro. Und das freut uns. Unsere Currywurst ist handwerklich spitze, sie bringt die VW-Familie gemeinsam an den Tisch und sie ist auch ein bisschen wie unser Golf – klassenlos und einfach das Maß der Dinge.“ Womöglich, so Addamo, sei die entbehrungsreiche Zeit der Pandemie mit viel Kurzarbeit und Mobiler Arbeit eine Erklärung für den Run auf das kultige Originalteil. Es könne also eine Art Nachholeffekt sein.

Den „Kraftriegel“ gibt es seit 50 Jahren bei VW

Noch bis zum 20. Februar läuft VW-intern eine Umfrage zur Gastro-Zukunft. In dem Online-Fragebogen können Beschäftigte Wünsche und Anregungen für das zukünftige Angebot der Gastronomie in den Werken äußern. Der Betriebsrat hatte solche Gradmesser eingefordert – als ein Hilfsmittel für die Bestimmung des künftigen Kurses. Denn es gelte, eine gute Faktenlage für die Nachfrageseite zu haben. So boomt die VW-Currywurst zwar offensichtlich, aber das Curry-Triple hat nicht nur Freunde. Denn mehr Currywurst-Tage erschweren es den Planenden hinter den Kulissen der Betriebsrestaurants mitunter, noch variantenreichere Menüs anzubieten. Der Pilotversuch rund um das Curry-Triple und die Beschäftigten-Umfrage sollen daher detailliert ausgewertet werden. Dann wird auch die Zukunft der Currywurst klarer werden – übrigens just in ihrem 50. Jahr. Das VW-Originalteil, in manchen Kreisen auch „Kraftriegel“ genannt, gibt es seit 1973 – also länger als den VW Golf.

Experiment im Markenhochhaus ist geglückt

Mitte 2021 hatte ein anderes kulinarisches Thema für Furore gesorgt: Die Umstellung des Betriebsrestaurants im Markenhochhaus auf vegetarische und vegane Speisen. Damit gab es in einer der rund 30 Anlaufstationen im Stammwerk keine Fleisch-Currywurst mehr, selbst dienstags nicht. Das löste bundesweit Schlagzeilen aus. Auch dieser neue Schwerpunkt war der gezielten Nachfrage aus der Belegschaft geschuldet. Die Veggie-Umstellung kam wie erwartet gut an. Das Restaurant im Markenhochhaus, das gänzlich auf Fleisch und Fisch verzichtet und stattdessen eine größere Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen anbietet, findet auch heute noch guten Zuspruch, so der Betriebsrat. Und auch für alle anderen Betriebsrestaurants gilt: Wenn es die Currywurst gibt, ist immer auch deren vegane Variante erhältlich. Zusätzlich hält das Angebot überall täglich mindestens ein vegetarisches Menü bereit. So ist sichergestellt, dass der gemeinsame Gang zum Essen auch für größere Gruppen und Teams nicht an der Frage scheitert, ob jemand nun Fleisch isst oder nicht.

Die VW-Gastronomie lässt sich was einfallen

Die Situation der VW-Gastronomie ist angespannt. Wegen der Pandemie herrschten verstärkt Kurzarbeit und teilweise Pflicht zur maximalen Mobilen Arbeit. Dementsprechend schleppend verlief das Geschäft. Während der Corona-Zeit waren die Teams der Service Factory kreativ und setzten Neuerungen um. Dazu zählten ein Lieferservice aus dem Werk heraus, neue sogenannte Nimm’s-mit-Gerichte für Zuhause und ein Ausbau des Lagerverkaufs – etwa mit Angeboten vor Feiertagen. Mit dem Entfall der Corona-Maßnahmen und verstärkter Rückkehr ins Werk zieht nun auch das Gastro-Geschäft wieder an – derzeit gilt allerdings wegen der Corona-Schutzmaßnahmen noch eine Begrenzung für die Bestuhlung. Seit vergangenem Herbst hat zudem eines der jenseits vom Werkszaun gelegenen Betriebsrestaurants, das N@twork in der IT:City, auch für Werksrentner und -rinnen geöffnet. So soll sich eine neue Kundengruppe etablieren, die hilft, die Auslastung stabil zu halten.

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