Wolfsburg. Smart und schnell soll die neue Fahrzeugentwicklung von Volkswagen werden. Und den Campus wird ein bestens bekannter Stararchitekt bauen.

Das eine Großprojekt liegt auf Eis, das andere ist nach wie vor heiß. Da das Für und Wider für den Bau einer neuen Fabrik bei Warmenau weiter abgewogen wird, konzentriert man sich bei Volkswagen nun ganz auf den Campus Sandkamp – ein Projekt, das am Ende beeindruckende 800 Millionen Euro oder mehr kosten könnte. Es soll entscheidend dazu beitragen, die Entwicklungszeiten deutlich zu verkürzen. Fahrzeugprojekte werden künftig in 40 Monaten statt wie bisher in 54 Monaten entstehen, ab dem Moment, in dem die Software-Grundarchitektur einmal steht. Schön wird die neue Heimat auch, denn ein in Wolfsburg bestens bekannter Star-Architekt entwirft den Komplex.

„Der Markenvorstand hat die Umsetzung genehmigt und bekräftigt“

An der Notwendigkeit des Bauvorhabens bestehen keine Zweifel. „Nach aktuellem Stand wird das Projekt Campus Sandkamp im kommenden Jahr starten. Zusammen mit den anstehenden Transformationsaktivitäten im Stammwerk – etwa die Einrüstung der neuen Fertigungslinie für den neuen Tiguan und den ID.3 sowie dem komplett neu geplanten Karosseriebau – werden momentan die einzelnen Projektschritte für das Bauvorhaben abgestimmt. Der Markenvorstand hat das Projekt insgesamt genehmigt und kürzlich die Umsetzung bekräftigt“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Konzentriertes Bauen auf dem Werksgelände

Statt im Umland wird nun also kräftig auf dem Areal des Werksgeländes investiert. Der dickste Brocken ist der neue Campus der TE. Aber auch in die Produktion werden über 400 Millionen Euro gesteckt. Als kleine Zugabe kommt dann noch der Umbau der alten Feuerwache zu einem Markenmuseum dazu. Der Campus wird der architektonische Leuchtturm von „New Volkswagen“. Ab 2026 werden dort bis zu 4800 Beschäftigte arbeiten. Gebaut wird der Campus südlich der neuen Feuerwache und in unmittelbarer Nähe zum Vorseriencenter der Produktion – aktuell befindet sich dort noch die Halle 103. Nicht nur das Gebäude, das vom Star-Architekten und Autostadt-Formgeber Gunter Henn entworfen wird, soll Aufbruch symbolisieren. Es geht auch um einen neuen Ansatz der Entwicklung. „Der Campus Sandkamp wird die ideale Umgebung für eine vernetzte und integrative Zusammenarbeit bieten, und zwar für alle am Produktentstehungsprozess beteiligten Beschäftigten“, wird Projektleiter Egon Feichter in einer VW-Publikation zitiert. „Mit dem Projekthaus und dem Integrationszentrum ist er ein bauliches Symbol der Transformation“, so Feichter. So stehe der Campus für eine neue, hochdynamische Entwicklungswirklichkeit, die sich nicht mehr an Bauteilen, sondern an Software, Funktionen und Systemen orientiert. Ab 2026 wird er zur Heimat der neuen Plattform SSP, auf der 40 Millionen Autos aus dem Konzern basieren werden.

Im Projekthaus arbeiten alle Bereiche zusammen

Entwicklungsvorstand Thomas Ulbrich betont: „Fahrzeugentwicklung ist Kommunikation – in den Teams und direkt am Auto.“ Der Campus Sandkamp wird daher die entsprechenden Flächen bieten, damit die Beschäftigten ins Gespräch kommen und sich austauschen können. Das Gebäude wird aus zwei Bereichen bestehen. Das Projekthaus bietet Projektflächen und Räume zur synergetischen Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten und zur Abstimmung der Schnittstellen. Es ist das Herz der Produktentstehung von Volkswagen. Dort vereinen sich Design, Konzeptentwicklung, Holistic User Experience, Produktstrategie sowie alle Baureihen und technischen Projektleitungen mit Projektmitarbeitern aus Einkauf, Finanz, Qualitätssicherung und Vertrieb. Auch Kolleginnen und Kollegen der Produktionsplanung werden ihre Büros im Projekthaus haben. Entwicklung und Produktion rücken dadurch im Campus Sandkamp noch näher zusammen. Für kurze und effiziente Abstimmungs- und Entscheidungswege zwischen den Fakultäten sorgt auch das Integrationszentrum. Mit seiner Test-­ und Simulationsinfrastruktur, mit 150 Fahrzeugbearbeitungsplätzen sowie den offen gestalteten Kollaborationsflächen bietet es laut VW künftig ein optimales Umfeld für die Integration der Funktionen in den Fahrzeugen „und für gelebtes Systems Engineering“.

Betriebsrat sieht es als Beitrag zur Beschäftigungssicherung

Die Arbeitnehmerseite ist auch zufrieden. Für Betriebsratschefin Daniela Cavallo bedeutet der Bau des Campus Sandkamp in erheblichem Maße Zukunftssicherheit und Beschäftigungssicherung. Sie wird dazu in der Unternehmensbroschüre so zitiert: „Es ist nicht selbstverständlich, dass 800 Millionen Euro in ein Entwicklungszentrum investiert werden. Das unterstreicht den Stellenwert von Wolfsburg als Kraftzentrum des Konzerns.“

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