Wolfsburg. VW baut im Stammwerk weniger Autos. Das schlägt auch auf die Tochterunternehmen durch. Sie tun sich in den Tarifverhandlungen schwer.

Nach dem Tarifabschluss bei Volkswagen ist vor dem Tarifabschluss bei den Töchtern des Automobilherstellers. Während sich die Beschäftigten der Kernmarke über ein gutes Ergebnis freuen dürfen, wird um die neuen Konditionen für Autostadt, Wolfsburg AG, den Kernbeschäftigungsbereich der VW Group Services und der Autovision noch intensiv gerungen. Ein Sonderfall ist das Joint Venture Brose Sitech mit 1600 Beschäftigten allein Wolfsburg, wo die Verhandlungen sich besonders konfrontativ gestalten.

„Die Arbeitgeber kamen mit leeren Händen“

Am Mittwoch dieser Woche fand die erste Tarifverhandlung für die vier genannten Gesellschaften von Volkswagen statt. „Aber die Arbeitgeber kamen mit leeren Händen. Nach zweieinhalb Stunden gingen die Tarifparteien wieder auseinander. Der nächste Verhandlungstermin ist für erste Dezember-Woche vorgesehen“, berichtet die IG Metall. Die Arbeitgeber berufen sich darauf, dass sie unter der deutlich reduzierten Fahrweise und geringeren Volumen im VW-Stammwerk zu leiden hätten. Wegen anhaltenden Halbleitermangels kommt es bei VW immer wieder zu Kurzarbeit. In diesem Jahr werden im Werk voraussichtlich nur etwa 400.000 Einheiten produziert. Es gäbe kein Angebot für die Kolleginnen und Kollegen, das hätten die Arbeitgeber gleich zu Beginn klar gemacht, so die IG Metall. „Und das, obwohl sowohl in der Metall- und Elektroindustrie als auch bei Volkswagen mittlerweile Tarifergebnisse erzielt wurden. Mehr als 800.000 Kolleginnen und Kollegen haben mit Warnstreiks dazu beigetragen, dass die harte Haltung der Arbeitgeber aufgeweicht wurde und vernünftige Tarifergebnisse erzielt werden konnten. Auch bei VW in Wolfsburg gab es vor der Volkswagen-Arena eine große Kundgebung, die zum Umdenken auf Arbeitgeberseite beigetragen hat“, schreibt die Metallergewerkschaft.

Ab Dezember sind Warnstreiks möglich

In der ersten Verhandlung mit der Tarifgemeinschaft begründete Thilo Reusch, der Verhandlungsführer der IG Metall, jetzt ausführlich die Forderungen: „Sie passen in die Zeit. Die Entgelterhöhung ist dringend notwendig.“ Die hohe Inflation bringe Haushalte in eine wirtschaftliche Schieflage. Kaufkraftverluste belasteten die Wirtschaft. Neben einem deutlichen Entgeltzuwachs fordert die IG Metall eine Verbesserung der Freistellungsregelungen als Wahloption zur Tariflichen Zusatzvergütung. Der bestehende Entgelttarifvertrag läuft zum 30. November aus. Ab dem 1. Dezember sind Warnstreiks möglich.

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