Wolfsburg. Die Planung für das neue VW-Werk muss nach geplatzten Grundstücksverkäufen angepasst werden. Bürger erfahren im Congress-Park, wie das gehen soll.
Volkswagen und die Stadt Wolfsburg halten am Zeitrahmen für die Planung und den Bau der Trinity-Fabrik in Warmenau fest. Das bekräftigten die beiden Partner am Montag im Vorfeld einer Bürgerinformation im Wolfsburger Congress-Park. Weil der Bau von zwei Grundstücken endgültig gescheitert ist, wurden die Planungen angepasst.
Insbesondere die Lackiererei wird nun in Nord-Süd-Richtung errichtet, wie VW-Manager Jan Spies erläuterte. Das sei aber kein Problem, da man diese Variante zuvor ohnehin erwogen habe. Sie sei hinsichtlich des Flächenverbrauchs und des Schallschutzes sogar die bessere Lösung.
Der Automobilhersteller hatte die von den Landbesitzern aufgerufenen Verkaufspreise nicht bezahlen wollen. Spies betonte: „Wir bewegen uns dennoch genau im Zeitplan. Die Fertigstellung der Fabrik wird dadurch nicht beeinflusst.“
32 Gutachten für Trinity-Bau müssen angepasst werden
Baubeginn soll im Oktober nächsten Jahres sein. Ende 2024 sollen die Hallen „wetterfest“ sein. Die Produktion könnte dann Mitte 2026 beginnen. Allerdings müssen nun die insgesamt 32 Gutachten ganz oder teilweise angepasst werden.
Innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens würde der Entwurfs- und Auslegungsbeschluss dann statt im März 2023 im Mai des nächsten Jahres gefasst. Baubeginn soll dennoch im Oktober sein. Ab 2025 werden die Produktionsanlagen eingebaut, so dass die Produktion der Elektrolimousine Trinity dann wie geplant Mitte 2026 beginnen könnte.
Verbindungsbauwerk zwischen beiden Werken kommt weiter nach Westen
Umdisponiert haben die Planer nicht nur bei der Positionierung der Lackiererei, sondern auch beim Verbindungsbauwerk. Wie der für die Planung aller VW-Werke verantwortliche Spies erklärte, soll nach den Diskussionen in den bisherigen Bürgerveranstaltungen die Trasse zwischen dem alten und dem neuen Werk ein Stück weit nach Westen verlegt werden.
So soll im südlichen Teil ein Bogen um ein Waldstück gemacht werden, und östlich des Warmenauer Gewerbegebiets Birnbaumstücke soll die Schneise durch das dortige Wäldchen kleiner werden. Eine Einkapselung des mehrspurigen Bauwerks sei diskutiert worden, soll aber wohl nicht erfolgen. Auch die Troglösung im nördlichen Teil unter der Bundesstraße 188 hindurch wurde verworfen, wegen der Grundwasser-Problematik, wie Spies sagte. Vielmehr sollen noch weitere Teile der Trasse aufgeständert werden.
Stadt und VW informierten Bürger im Wolfsburger Congress-Park
„Das Thema Trinity ist für die Stadtentwicklung eine ganz maßgebliche Entscheidung“, sagte Oberbürgermeister Dennis Weilmann wenig später im Spiegelsaal des Congress-Parks zur Begrüßung anlässlich des Trinity-Bürgerdialogs. „Wolfsburg wird durch Trinity noch verbessert und erweitert.“
Nachdem die Verantwortlichen den schätzungsweise 200 Besuchern einige grundsätzliche Informationen zum neuen VW-Werk präsentiert hatte, ging es zum Infomarkt mit sechs Thementischen im Foyer.
Aktueller Planungsstand für Trinity-Fabrik sieht weniger Flächenverbrauch vor
Dort erfuhren die Bürger beispielsweise, dass auch aufgrund der wegen geplatzter Grundstückskäufe entstandenen Platznot und erforderlichen Umplanung nun deutlich weniger Flächenverbrauch erfolgen soll: Statt im Dezember 2021 angesetzten 155 Hektar soll sich das neue Elektro-Werk Stand Oktober 2022 nun „nur“ noch auf etwa 120 Hektar erstrecken.
Parallel zur Trinity-Fabrik wird auf dem Werksgelände der neue Campus Sandkamp der TE entstehen. Zusammen investiert VW damit rund drei Milliarden Euro am Konzernsitz. „Das ist eine der höchsten Investitionen eines deutschen Unternehmens in ein Standortprojekt in den vergangenen Jahren“, heißt es auf der Homepage von VW. Das neue Flaggschiff der Elektroflotte von Volkswagen soll beim autonomen Fahren, Digitalisierung und emmissionsfreier Mobilität Maßstäbe setzen.
„StopTrinity“ will mit Fahrrädern über die A 39 fahren
Die einen wollen zeigen, dass industrielle Autoproduktion in Deutschland eine Zukunft hat. Die anderen wollen genau das verhindern. Das Verkehrswende-Bündnis „StopTrinity“ misst dem Acker- und Wiesengelände nordöstlich des kleinen Stadtteils Warmenau nämlich gleichfalls eine entscheidende Bedeutung bei. Mit einer Dauermahnwache protestieren die dort kampierenden Aktivisten gegen eine ihrer Meinung nach verfehlte Verkehrswende. Für sie ist die Trinity-Produktion Ausdruck einer „Antriebswende“, die weder dem Klima noch einer neu gedachten Mobilität diene.
Mit einer Fahrraddemo von Braunschweig über die Autobahn 39 bis nach Warmenau wollen sie diese Forderung am 13. November spektakulär unterstreichen. Sie soll um 10 Uhr auf dem Kohlmarkt starten, über Scheppau führen und gegen 17.30 Uhr die Mahnwache auf dem Trinity-Baugelände erreichen.
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Auf Gewalt antworten Aktivisten mit Beharrlichkeit
Die Teilnehmer bekräftigten, dass sie die A 39 befahren wollen, ähnlich wie schon bei einer Demo im vergangenen April. Nach Informationen unserer Zeitung wollen die Behörden dies nicht genehmigen. Stattdessen soll die Demo eine Route parallel zur A 39 befahren. Ein erstes Kooperationsgespräch zwischen Anmelder, der genehmigenden Behörde – das ist die der Stadt Wolfsburg – und der Polizeiinspektion Wolfsburg fand am Montagnachmittag statt. Ein juristisches Tauziehen ist zu erwarten, womöglich entscheidet am Ende ein Verwaltungsgericht.
Dass die in Wolfsburg präsenten Aktivisten des Verkehrswende-Bündnisses „StopTrinity“ trotz ihres hinhaltenden und gewaltfreien Widerstandes durchaus durchsetzungsfähig sind, zeigten sie auch im Vorfeld der Veranstaltung im Congress-Park. Obwohl sie dort am Montagnachmittag von einem Ordner zunächst rüde und gewaltsam daran gehindert wurden, ein Banner über dem Haupteingang aufzuhängen, machten sie einfach weiter.
Sicherheitsmann liefert sich Handgemenge mit Aktivisten
Nachdem der Sicherheitsmann die Trinity-Gegner plump geduzt und vergeblich versucht hatte, sie verbal vom Montieren des Transparents abzuhalten, lieferte er sich ein Handgemenge mit einem der Aktivisten und zerrte an einer Schnur zum Befestigen des Plakats.
Wenig später traf die vom Personal gerufene Polizei ein. Es blieb dann aber friedlich. Stadtplanungsleiterin Silke Lässig sagte den Bündnis-Mitgliedern schließlich zu, dass sie das Banner während der Veranstaltung hängen lassen können, es aber anschließend abnehmen müssen.