Wolfsburg. Bei Classic Parts in Detmerode gibt es keinen VW-Tarifvertrag. Nur die Geschäftsführung genießt die Standards des Autobauers.

Weiße Flecken auf der Tarif-Landkarte des Muster-Mitbestimmungsunternehmens Volkswagen? Ja, es gibt einen. Und zwar direkt vor der Haustür des Konzernsitzes in Detmerode. Was ist da los?

„Bei Classic Parts herrscht reine Willkür“

„Während fast alle Beschäftigten von Volkswagen und den VW-Töchtern von Tarifverträgen der IG Metall profitieren, herrscht bei der VW Classic Parts reine Willkür. Ein Großteil der rund 60 Beschäftigten hat sich deshalb vor geraumer Zeit in der IG Metall organisiert und fordert den Abschluss von Tarifverträgen“, heißt es auf der Homepage der Wolfsburger Metaller. Christian Matzedda, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, wird deutlich: „Es kann nicht sein, dass es in einem Weltkonzern noch solche ungeregelten Hohlräume gibt“. Unter dem Dach von Volkswagen gilt üblicherweise eine 35-Stunden-Woche, bei der VW Classic Parts müssen die Beschäftigten seit vielen Jahren noch 40 Stunden arbeiten.

„Die Gewinne werden auf Kosten der Mitarbeiter eingefahren“

„Ein Zustand, den die Beschäftigten zu Recht nicht hinnehmen wollen. Es geht um eine Gleichbehandlung mit den Kolleginnen und Kollegen im restlichen Volkswagen-Umfeld, für die sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stark machen!“, so IG Metall-Verhandlungsführer Thilo Reusch. Auch vergleichbare Tätigkeiten würden bei Classic Parts unterschiedlich bezahlt, Regelungen zu einer Altersteilzeit oder eine im VW-Umfeld übliche tarifliche Zusatzvergütung gibt es laut IG Metall nicht. Reusch kritisiert: „Nicht überall, wo Volkswagen draufsteht, sind am Ende auch Tarif und Gute Arbeit drin. Diesen Umstand gilt es zu ändern.“ Nach neun ergebnislosen Verhandlungsrunden seien Belegschaft und Gewerkschaft kampfbereiter denn je. Der Arbeitgeber setze auf tarifliche Regelungen aus dem Kfz-Handwerksbereich. Allein die Geschäftsführung selbst sei schon heute mit Rahmenbedingungen des Volkswagen-Managements ausgestattet. „Die Beschäftigten werden seit vielen Jahren deutlich benachteiligt. Die Gewinne werden auf Kosten der Mitarbeiter eingefahren. Unsere Kolleginnen und Kollegen wollen eine Anbindung an das VW-Tarifsystem!“, so Thilo Reusch.

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