Wolfsburg. Wenn internationale Gäste nach Wolfsburg kommen, ist der Hausmeister für die Beflaggung zuständig. Mehr als 90 Flaggen hat der 53-Jährige im Bestand.

Selbst wenn der Papst käme, wäre Volkswagen vorbereitet. Im Keller unter dem Markenhochhaus lagern die Flaggen der Staaten der Welt, sie kommen bei internationalen Besuchen zum Einsatz. Das berichtet die Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“. Und tatsächlich: Sogar bei Gästen aus dem Staat Vatikanstadt könnte Hausmeister Horst Pudeck die Masten vor dem Hochhaus jederzeit passend bestücken. Auch die deutschen Bundesländer, die Stadt Wolfsburg und der VfL Wolfsburg fehlen nicht.

Der 53-Jährige ist der Herr über die Nationalflaggen im Werk. Die Exemplare liegen alphabetisch sortiert in einem Regal im Keller unter dem Markenhochhaus. Rund 90 Länder sind dort vertreten, was fehlt, wird bei Bedarf angeschafft. Dabei sind die internationalen Beflaggungen, die als wertschätzende Geste für die ausländischen Gäste gelten, in den vergangenen Jahren deutlich weniger geworden. Das liegt an der veränderten Rolle des Markenhochhauses. Seit der Vorstand ins BT 10 gezogen ist, bekommen Gäste die (weniger gewordenen) Fahnenmasten vor dem Hochhaus oft gar nicht mehr zu sehen.

Von Tschechien bis Südafrika

Trotzdem ist die Vielzahl der Flaggen im Keller beeindruckend: Da liegen die Farben von Tschechien über denen von Turkmenistan, Nordkorea unter Norwegen und Schweden über Südafrika. Jüngere Staaten wie Eritrea oder Südsudan fehlen in der Sammlung. „Solche Flaggen werden bei Bedarf bestellt“, erklärt Pudeck. Betriebsrat Gerhard Willert war Anfang der 1990er Jahre Protokollchef im Werk und für die Besuche internationaler Gäste verantwortlich. Dass die richtigen Flaggen vor dem Hochhaus wehten, war der kleinere Teil seiner Aufgaben. „Sicherheit, Zeitplan, Presse, Menü, Sitzordnung, Gästebuch – das fiel damals in meine Verantwortung“, zählt Willert auf.

Gäste waren unter anderem aus China, Belgien, Großbritannien und Thailand gekommen. Seit mittlerweile zehn Jahren heißt die Protokollchefin Annegret Löffers. An die Masten muss Horst Pudeck übrigens auch aus anderen Gründen. So setzte er die Flaggen beim Tode Ferdinand Piëchs auf Halbmast und wechselte sie zuletzt wegen des neuen VW-Logos aus. Und bevor nun jemand Interesse anmeldet: Die vier Meter hohen und 1,50 Meter breiten Flaggen mit dem alten Logo wurde entsorgt.