Wolfsburg. Wenn das Alter seinen Tribut fordert oder Seele und Körper nicht mehr mitmachen, dann bedeutet das bei VW nicht den Jobverlust.

Es gibt bei Volkswagen Dinge, die gehen gar nicht. Dazu zählt beispielsweise das eiskalte Aussortieren von Mitarbeitern, die behindert sind oder die wegen körperlicher und psychischer Krankheiten nicht mehr mithalten können an ihrem bisherigen Arbeitsplatz. Vor allem auf Druck des Betriebsrates entlässt das Unternehmen diese Mitarbeiter nicht in die Arbeitslosigkeit und damit in eine prekäre Existenz. Mit „work2work“ gibt es schon ein Modell für sogenannte leistungsgewandelte Beschäftigte. Noch ambitionierter ist das Demografie-Projekt STARK in der Cockpitvormontage in Halle 35. Es ist das Ergebnis einer Betriebsvereinbarung aus dem Vorjahr, die wiederum auf dem Zukunftspakt basiert. Das Motto lautet dabei: „Wir halten Mitarbeiter in der Fertigung“. Volkswagen lässt sich den auf drei Jahre angelegten Modellversuch rund 4 Millionen Euro kosten. Künftig sollen auch öffentliche Finanztöpfe angezapft werden. Rund 70 Arbeitsplätze wurden seit dem Frühjahr 2018 geschaffen.

Bei einem Rundgang durch Halle 35 verwies Gesamtbetriebsrats-Chef Bernd Osterloh auf den Hintergrund, der viel mit den aktuellen Sparprogrammen des Konzerns zu tun hat. „Der Druck an den Montagelinien wird immer größer. Die Leistungsverdichtung wirkt sich auf die Beschäftigten aus, vor allem auf die über 55-Jährigen. Es gibt immer mehr, die nicht mehr volle Pulle arbeiten können. In anderen Unternehmen wird dieser Druck immer größer. Bei VW ist das nicht der Fall, wir machen das nicht. Hier werden die Arbeitsplätze den Menschen angepasst. Bei uns gehören Benachteiligte und Schwerbehinderten dazu – weil sich das so gehört“, erläuterte Osterloh. Standortleiter Stefan Loth lobte das „im Konzern einzigartige Projekt, das wertschöpfende Arbeitsplätze schaffen“ werde. Planer, Management und Mitarbeiter hätten das Vorhaben mit Leidenschaft und „voller Liebe ausgestaltet“. VW betreibt den hohen Aufwand vor allem deshalb, weil die Mitarbeiter fit gemacht werden sollen für eine Re-Integration in die Produktion. „Manche Mitarbeiter werden von harten Schicksalsschlägen getroffen. Genau an diesem Punkt entscheidet sich, ob wir bei Volkswagen als eine Mannschaft zusammenstehen. Wir haben am Standort Wolfsburg den Anspruch die besten Autos der Welt zu bauen. Das gelingt uns nur, wenn jeder für den anderen einsteht“, erläuterte Loth das Grundprinzip.