Berlin/Wolfsburg. VW mag tolle Technik und clevere Assistenzsysteme anbieten. Doch der Autobauer erklärt schlecht, wie sie funktionieren, beklagt Kritiker Teunis.

Hauptversammlungen von Volkswagen sind immer auch das Podium für Warner, Mahner, Kritiker und Ankläger des Automobilkonzerns. Sie allesamt sind Kleinaktionäre und haben damit auch das Recht auf Redezeit. Motivation und Seriosität der Redner/innen sind dabei gänzlich unterschiedlich. Dass Geert Teunis es mit seinem Anliegen ernst meint, verdeutlich allein die Tatsache, dass der Braunschweiger sein Thema bereits seit dem Jahr 2000 mit anregenden Redebeiträgen zu Gehör bringt. Teunis geht es um die Verständlichkeit von VW-Dokumenten aus Kundensicht – also etwa um Geschäftsberichte und Bedienungsanleitungen. Wie in den Vorjahren musste das Mitglied des Vereins Deutsche Sprache allerdings auch gestern in Berlin konstatieren: „Das Ergebnis nach fast 20 Jahren ist: Meine konstruktive Kritik hat nichts bewirkt. Ich habe trotzdem die Hoffnung nicht aufgegeben, etwas ändern zu können.“

Für diese Zuversicht gibt es eigentlich keinen nachvollziehbaren Grund. Denn im Vorfeld der Hauptversammlung erhielt das Dauerthema Elektromobilität durch den Start der Vorbestellungsphase für das erste reinrassige E- Modell ID.3 einen neuen Schub. Erstmals bot die Marke VW seinen Kunden dieses Instrument an – und nannte es in seinen Mitteilungen dazu stets mit dem englischen Begriff „Pre-Booking“. Aus Sicht des VW-Vertriebs macht das wohl Sinn, kommen doch viele Interessenten auch aus Norwegen, Schweden und den Niederlanden. Grundsätzlich allerdings gilt, dass mit der Realisierung einer Elektrisierung der VW-Flotten eine starke Anglizismenlastigkeit der VW-Verlautbarungen zu beobachten ist (WN vom 3. Mai: „Das E-Zeitalter beginnt mit schwer verdaulichem Kauderwelsch“). Befördert wird dieser Prozess vor allem auch durch die beabsichtigte Vernetzung der Autos und die Vielzahl der Fahrassistenzsysteme, die fast alle englische Begriffe tragen.