Wolfsburg. Er hat sich mit Fleiß und Einsatz hoch gearbeitet bei VW. Und auch im Brazilian Jiu-Jitsu zeigt Yavuz Ögüt die Qualitäten eines Champions.

Es gab Zeiten, da förderte Volkswagen Sportarten, von denen die meisten heute teilweise weit unter der medialen Wahrnehmungsgrenze ein Schattendasein führen. Die Judokas des VfL um Olympiasieger Frank Wieneke und Alexander von der Groeben oder die ebenfalls sehr erfolgreichen Gewichtheber sind gute Beispiele für die vielgestaltige Förderungslandschaft noch in den 1980er-Jahren. Zu dieser Zeit hätte wohl auch Yavuz Ögüt mit einer großzügigen Förderung durch seinen Arbeitgeber Volkswagen rechnen dürfen. Doch spätestens seit der Gründung der Fußball GmbH haben sich die Schwerpunkte der Sportförderung beim Autobauer verschoben. Inzwischen konzentrieren die Wolfsburger sich auf das massive Sponsoring des professionellen nationalen und internationalen Fußballs. Und deshalb geht Ögüt als Ein-Mann-Unternehmer auf Trophäenjagd in seinem Sport Brazilian Jiu-Jitsu. Im Hauptberuf arbeitet der 38-jährige Familienvater aus Mörse in der IT von Volkswagen.

Ögüt ist kein Unbekannter in der Wolfsburger Sportszene. Er war Fußballer in der A-Jugend des VfL und beim SSV Vorsfelde und danach erfolgreicher Trainer bei Vatan Königslutter. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es mit Ehrgeiz und Leidenschaft. Wenn diese Faktoren nicht mehr stimmen, dann mache ich lieber etwas anderes“, erzählt Ögüt. Etwas ganz anderes, kann man sagen. Denn 2012 wurde aus dem Mannschaftssportler ein Einzelkämpfer und Fighter. „Ein paar Wochen lang habe ich mich nach der Arbeit einfach aufs Sofa gelegt und nichts gemacht. Aber dann habe ich Rückenschmerzen bekommen und wusste: Ich muss wieder etwas tun.“ Nach kurzen Abstechern zum Mixed Martial Arts und dem Jiu-Jitsu fand das Kraftpaket eine neue sportliche Heimat beim Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ). In knapp sechs Jahren kämpfte sich Ögut mit Fleiß, Beharrlichkeit und extrem hohem Aufwand an die Weltspitze. Die Gene halfen auch ein wenig, denn Ögüts Opa und Großvater waren in der Türkei Ringer. Das BJJ ist eine komplexe eigenständige Sportart, die ihre Ursprünge im Ringen und Judo aber nicht leugnet. Es gibt verschiedene Verbände, Akademien und Meistertrainer, unzählige Gewichtsklassen und die Unterscheidung zwischen Kämpfen im Kimono (Gi) und ohne (NoGi). Populär ist die Kampfsportart vor allem in Nord- und Südamerika. Das grundsätzliche Problem ist allerdings, dass BJJ keine olympische Sportart ist und deshalb in Deutschland auch kaum auf öffentliches Interesse stößt.