Vorsfelde. Yolantha Remane hat Abitur an der Neuen Schule in Wolfsburg gemacht und studiert nun in Stuttgart. Sie war am FARGO-Projekt beteiligt.

Die Grenzen der Menschheit austesten und erweitern – das möchte Yolantha Remane. Deshalb studiert die 19-Jährige Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart. Im März wird ein Versuchsaufbau ins Weltall zur Raumstation ISS transportiert, an dem die Wolfsburgerin mitgewirkt hat. „Wir beschäftigen uns mit Ferrofluid-Anwendungen für den Weltraum und auf der Erde, die wir in Schwerelosigkeit austesten lassen wollen“, erzählt Yolantha Remane. Ferrofluide sind Flüssigkeiten, die auf magnetische Felder reagieren. Sie bestehen aus feinsten magnetischen Partikeln, gelöst in einer Flüssigkeit.

Die Leidenschaft fürs All wurde der jungen Frau quasi in die Wiege gelegt. Ihr Opa Hans Remane war Leiter des Planetariums Leipzig, er hat seiner Enkelin schon im zarten Kindesalter Bücher über die Weiten des Universums geschenkt. Schon als Grundschülerin nahm die am 2. März 2003 Geborene an dem von Dirk Schlesier geleiteten Astro-Kids-Club des Wolfsburger Planetariums teil, besuchte an der Neuen Schule, die sie von der ersten Klasse bis zum Abitur 2021 absolvierte, die Robotik-AG und nahm zwei Mal an dem Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ teil. Ihre Leistungsfächer waren Mathematik und Physik. „Ich möchte verstehen, wie komplexe Funktionen zusammenspielen“, gesteht Yolantha Remane.

Deshalb musste es zum Studium ab dem Wintersemester 2021 auch nach Stuttgart gehen – dem zu der Zeit einzigen Standort in Deutschland mit einem Angebot eines Bachelor-Studiums im Bereich Luft- und Raumfahrttechnik. Hier trat die Vorsfelderin der „KSat“-Gruppe bei, das ist die Kleinsatellitengruppe der Uni, in der 160 Studenten mitarbeiteten, 25 davon – darunter auch Yolantha Remane – haben das FARGO-Projekt (Ferrofluid Application Research Goes Orbital) entwickelt.

Wichtig für Langzeitmissionen im Weltall

Die Wolfsburgerin erklärt: „Die Mechanismen, die wir entwickeln, sind dank des Ferrofluids verschleißfrei und sollen in Zukunft mechanische Komponenten in der Raumfahrt ersetzen. Da diese, wenn sie einmal im Weltraum sind, schwer zu warten oder zu reparieren sind.“ Unterstützt wird das Projekt zudem durch das Institut für Raumfahrtsysteme der Uni.

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„Die Experimente, die auf die ISS fliegen, sind zum einen ein Lageregelungssystem, um die Lage und die Ausrichtung von zum Beispiel Satelliten zu ändern. Zudem wird ein elektrischer und ein thermischer

So sieht er aus, der sogenannte FARGO-Cube, der im März zur ISS fliegt.
So sieht er aus, der sogenannte FARGO-Cube, der im März zur ISS fliegt. © Privat

Schalter, der eine Strom- oder Wärmeübertragung durch Ferrofluid reguliert, getestet. Solche hochzuverlässigen Anwendungen sind für Langzeitmissionen im tiefen All, insbesondere wenn Astronauten involviert sind, sehr wichtig“, erläutert die Studentin weiter.

Eine SpaceX-Rakete bringt den Versuch ins Weltall

Der Versuchsaufbau selbst ist so groß wie eine kleine Schachtel. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat 20.000 Euro zur Verfügung gestellt, um das Experiment zu entwickeln, es auf die ISS zu fliegen und dort für 30 Tage zu betreiben. Deshalb steigt die Studentin mit 15 weiteren Kommilitonen am 5. März ins Flugzeug, um über London nach Miami zu fliegen. Am 11. März wird es dann soweit sein, dann hebt vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida eine Rakete des Typs SpaceX Falcon 9 ab. Mit an Bord der zweistufigen Trägerrakete, die zur Raumstation ISS fliegt, ist dann das FARGO-Projekt.

Die Wolfsburgerin kümmerte sich um die Dichtungen

„Wir dürfen leider nicht ins NASA-Center, sondern werden – wie ganz normale Touristen auch – den Raketenstart vom Strand aus beobachten“, erzählt die Vorsfelderin, deren Aufgabe es war, sich um die Außenhülle und die Dichtungen des Experimentes zu kümmern. „Kein Tropfen darf nach draußen dringen. Die NASA hat es nicht so gerne, wenn irgendwas auf der ISS unkontrolliert herumschwebt“, schmunzelt die junge Frau, deren Arbeit mit dem Abheben der Rakete erledigt ist. Deshalb wird sie noch bis zum 20. März den Sunshine State erkunden und diverse Raumfahrtmuseen besuchen.

Wer mitfliegen möchte, kann an der Aktion „Fly your name to space“ teilnehmen. Auf www.fly-your-name.ksat-stuttgart.de kann man sich einen Boarding Pass erstellen, und so fliegt der eigene Name als PDF-Dokument auf dem FARGO-Projekt mit zur ISS.

Das Stuttgarter Team, das am FARGO-Projekt gearbeitet hat - mit der Vorsfelderin Yolantha Remane (vordere Reihe, Zweite von rechts).
Das Stuttgarter Team, das am FARGO-Projekt gearbeitet hat - mit der Vorsfelderin Yolantha Remane (vordere Reihe, Zweite von rechts). © Privat