Wolfsburg. Nicht nur die höhere Mehrwertsteuer macht Essen teurer. Etliche Gastwirte sitzen noch an der Kalkulation, um Gäste nicht zu vergraulen.

Wenn es doch „nur“ die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent wäre! Die von der Bundesregierung beschlossene Rückkehr zum höheren Steuersatz zum 1. Januar, der in der Corona-Pandemie gesenkt worden war, ist längst nicht die einzige Kosten-Zumutung, die der gebeutelten Gastronomie zu schaffen macht. Auch in Wolfsburg sitzen etliche Gastwirte daher noch an der Preiskalkulation, um die Gäste nicht völlig zu vergraulen.

Den ganzen Herbst dauerte die Zitterpartie, ob die Mehrwertsteuer-Erleichterung zur Unterstützung der Gastro-Branche zum Jahreswechsel abgeschafft und dann wieder 12 Prozentpunkte mehr fällig werden sollten. Im November hatten Wolfsburger Gastronomen noch gehofft, dass es nicht dazu kommen würde. Mit dem Fiasko infolge des Karlsruher Urteils, das dem Bund ein Milliarden-Loch in der Haushaltskasse bescherte, war die Sache dann ruckartig klar.

Etliche Gastwirte in Wolfsburg werden Preise erhöhen

Was auf die Gäste von Restaurants, Cafés und Co. beim Verzehr im Lokal nun zukommt, ist aber großenteils noch nicht raus. Denn etliche Wolfsburger Gaststätten haben nach dem Jahreswechsel ein paar Tage Betriebsurlaub. In einer kleinen Umfrage gaben die meisten an, noch an der Preiskalkulation zu sitzen. Zum 1. Januar stieg nämlich auch die CO2-Abgabe und bereits zum 1. Dezember die LKW-Maut. Der Mindestlohn steigt ebenso, und auch Subventionen für Landwirte sollen wegfallen: für Agrardiesel und die KFZ-Steuerbefreiung.

Entsprechend bedient sind die Gastronomen. „Wir müssen die Preise erhöhen, wir haben gar keine andere Chance. Wir haben 2023 die Preise gehalten, trotz Inflation und Kostenerhöhungen“, sagt beispielsweise Uwe Eilert, Pächter im Fallersleber Hoffmannhaus. „Jeder Händler will jetzt mehr Geld von mir haben. Die höheren Spritpreise treffen alle.“ Und wie viel teurer wird‘s für die Gäste? Bis einschließlich 8. Januar ist das Haus geschlossen, dann wird gerechnet, sagt er. „Wir gehen jedes einzelne Gericht durch und schauen, wo wir erhöhen.“

Christiane Schuster ist Inhaberin des Hotel-Restaurants „Brackstedter Mühle“ und muss bei den Preiserhöhungen scharf kalkulieren. (Archiv)
Christiane Schuster ist Inhaberin des Hotel-Restaurants „Brackstedter Mühle“ und muss bei den Preiserhöhungen scharf kalkulieren. (Archiv) © regios24 | LARS LANDMANN

Preiserhöhungen in Gaststätten nicht nur wegen Mehrwertsteuer-Anhebung

Die unvermeidlichen Preiserhöhungen werden auch auf die größeren Gesellschaften im Saal durchschlagen. „Es stehen Termine für Feiern im Kalender, die wir teils schon im September abgesprochen haben. Ich habe den Leuten von vornherein gesagt, dass die Preise unter Vorbehalt stehen. Die muss ich auch alle neu kalkulieren“, sagt Eilert. Er geht davon aus, dass es bei den Restaurantbesuchen einen Rückgang geben wird. „Aber wir hoffen natürlich, dass die Leute trotzdem weiter gerne kommen.“

Auch Heiko Sturm, der den „Tannenhof“ in der Kleiststraße führt, gönnt seinem Team und sich noch ein paar Tage Verschnaufpause. Danach will er sich mit den diversen Preissteigerungen befassen. „Maut, CO2-Steuer, Mindestlohn, Agrardiesel – da kommt eine Welle von Preiserhöhungen auf uns zu, das ist ein großer Batzen unbekannter Faktoren. Was das für unsere Kunden bedeutet, können wir noch gar nicht abschätzen“, erklärt er. Er geht davon aus, dass er die Preise im Schnitt um 10 Prozent anheben muss und werde erst einmal „auf Sicht fahren“. Sturm betont bezüglich der um 12 Prozentpunkte erhöhten Mehrwertsteuer: „Die kriegt ja Vater Staat, nicht wir. Die muss ich weitergeben.“

Wolfsburger Gastwirte wollen Preise nicht pauschal erhöhen

So oder so unbefriedigend für den Gastwirt: „Viele Gäste fragen schon nach Buchungen für Shows, Ostermenüs und die Spargelsaison. Aber wir leben ja von einer Mischkalkulation.“ Er berichtet, dass er den Preis fürs Frühstücksbuffet um 2 Euro erhöhe. „Aber damit fangen wir nicht einmal die Preissteigerungen auf.“ An alle anderen Speisen werde er „mit Fingerspitzengefühl“ herangehen. Doch auch die Getränke muss er im Blick behalten. „Die Lieferanten nehmen inzwischen Anfahrtgebühren.“

Nicht sofort mehr fürs Essen berechnen will das ebenfalls in der Kleiststraße ansässige Hotel-Restaurant „Goldene Henne“. „Unsere Preise bleiben erst einmal. Dann sehen wir weiter“, kündigt Myrjam Saliovski an, die das Haus zusammen mit ihrem Mann Djuliano führt. Sie wird aber deutlich: „Es ist heftig, dass wir Gastronomen so unter den ganzen Kostensteigerungen leiden müssen.“ Sie erinnert daran, dass ihr Haus während der Corona-Zeit insgesamt zwei Jahre geschlossen war. „Unsere Rücklagen sind geschmolzen. Das Geschäft hatte sich nach der Corona-Pandemie gerade wieder erholt.“

Wir müssen die Preise erhöhen, wir haben gar keine andere Chance.
Uwe Eilert, Fallersleben, Pächter Hotel-Restaurant Hoffmannhaus

Auch für große Feiern in Wolfsburg wird‘s 2024 teurer

„Unsere neue Speisekarte gilt ab 5. Januar, wir haben die Preise angepasst“, berichtet Christiane Schuster. Die Inhaberin der „Brackstedter Mühle“ betont aber, dass sie nicht bei allen Gerichten die Differenz von 12 Prozentpunkten draufgeschlagen habe. Sie wolle sich monatlich ganz genau angucken, wie es weitergeht. „Es kann nicht sein, dass ich am Ende drauflege.“ Die Preise für Feiern habe sie im Spätsommer schon etwas angehoben, „um einen kleinen Puffer zu schaffen“. Sie hofft auf das Verständnis der Gäste und Respekt für die Branche und betont, „dass wir uns nicht die Taschen voll machen“.

Christiane Schuster ist eines ganz wichtig: „Es geht nicht darum, ob das Subventionen zur Corona-Zeit waren. Der Dehoga kämpft seit vielen Jahren dafür, dass Lebensmittel grundsätzlich gleich behandelt werden.“ Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband hatte schon 2023 immer wieder auf die unterschiedliche Besteuerung von Lebensmitteln im Einzelhandel und in der Gastronomie hingewiesen.

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