Wolfsburg. Fürs VW-Bad und das Freibad in Fallersleben wurden Schwimmbad-Lifter angeschafft.

Vor fünf oder sechs Jahren ist Yannik Spyra das letzte Mal im Freibad gewesen. So genau weiß das der Wolfsburger, der auf den Rollstuhl angewiesen ist, schon gar nicht mehr. „Das ist ein guter Tag für Wolfsburg und ein Schritt zu mehr Inklusion und Teilhabe“, freut sich Spyra. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Beirates für Inklusion und Teilhabe, kurz BIT, ist. Gemeinsam mit der BIT-Vorsitzenden Janine Ehrlich, Sport- und Sozialdezernentin Monika Müller und Sportausschussvorsitzendem Robin Scheil übergab Spyra einen von zwei Schwimmbadliftern am Mittwoch seiner Bestimmung.

Der Lifter kann allein betätigt werden

12.000 Euro kostet ein Schwimmbadlifter. Der zweite steht im Fallersleber Freibad zur Verfügung. „Das nächste Mal habe ich die Badehose dabei“, schmunzelt Yannik Spyra, als das Gerät im VW-Bad präsentiert wird und fügt an: „Das allerbeste am Lift ist, dass man ihn selbstbestimmt und allein in Betrieb nehmen kann.“ Dafür sorgt ein Steuergerät, das der Badegast selbstständig betätigen kann. Beim Ankommen im Bad muss der Gast lediglich dem Personal Bescheid geben, dass er oder sie das Gerät nutzen möchten.

Im Badeland gibt es seit einigen Monaten auch sein solches mobiles Gerät. „Das wird eifrig genutzt. Nicht zuletzt von Schulklassen“, schildert Stadträtin Müller. Zuvor hatte es dort ein fest an einem Becken installiertes Gerät gegeben. „Jedes Stück, das wir inklusiver werden, ist ein Grund zur Freude“, unterstreicht Beiratsvorsitzende Janine Ehrlich. „Auch wenn es immer noch ein weiter Weg ist.“ Sportausschussvorsitzender Scheil freute sich, dass der Beschluss zur Anschaffung der Schwimmbadlifter trotz Haushaltsdruckes fraktionsübergreifend und ohne Wenn und Aber gefallen sei. 136 Kilo ist die Maximallast, die die Geräte jeweils tragen können.

Ab 15. Juli gelten wieder die alten Öffnungszeiten

Kommendes Wochenende ist auch die Durststrecke zunächst vorbei, die die Freibäder bei den Öffnungszeiten bewältigen mussten. Wegen akutem Personalmangel wurden die Zeiten in Fallersleben und im VW-Bad deutlich eingeschränkt (wir berichteten ausführlich). Gerade an heißen Tagen war dies eine Maßnahme, die nicht sehr populär war. „Trotzdem hat Wolfsburg insgesamt auch dabei Öffnungszeiten gehabt, um die uns andere Kommunen beneiden“, unterstreicht Sportdezernentin Müller. Andernorts seien Bäder schon ganz geschlossen.

Stadträtin Monika Müller lässt Schwimmmeister Domenique Hentrich probehalber ins Wasser. Im Hintergrund  Axel Piepers, Geschäftsbereich Sport bei der Stadt.
Stadträtin Monika Müller lässt Schwimmmeister Domenique Hentrich probehalber ins Wasser. Im Hintergrund Axel Piepers, Geschäftsbereich Sport bei der Stadt. © regios24 | Sebastian Priebe

Ist mit der Normalisierung der Öffnungszeiten für den Rest der Saison die Gefahr für die nächsten Jahre nun gebannt? Die Stadträtin zunächst: „Vergangene Woche fand die Fachtagung Bäder der IAKS in Wolfsburg statt, an der ich auch teilgenommen habe.“ Zur Erklärung: IAKS steht für „International Association für Sports and Leisure Facilitie“, also die „Internationale Vereinigung für Sport und Freizeitanlagen“. Müller: „Teilnehmende aus ganz Deutschland waren sich darin einig, dass das größte Problem der Branche der Fachkräftemangel ist. Dazu wird die Zahl von 3.000 fehlenden Fachkräften in ganz Deutschland genannt, die allerdings nur eine Schätzung darstellt.“ Die Dezernentin weiter: „Wir sind für den Moment erstmal erleichtert, nachdem wir zum 1. Juli eine neue Fachkraft einstellen konnten. Zudem haben sich einige wenige Personen auf unsere Aufrufe nach Unterstützung gemeldet. Diese können im Rahmen von geringfügiger Beschäftigung oder Minijob als Rettungsschwimmer eingesetzt werden.“

Man sei zuversichtlich, die diesjährige Freibadsaison, bei einem Verlauf ohne gravierende Überraschungen, gut gestalten zu können. „Vor Krankheitsausfällen oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen sind wir natürlich nicht gefeit.“

Fachkräfteproblem ist langfristig offen

Stadträtin Müller unterstreicht gleichwohl: „Das Problem des Fachkräftemangels bleibt weiterhin bestehen und dem stellen sich die Bäderbetriebe. So versuchen wir sehr aktiv, für den Ausbildungsbeginn 2023 Auszubildende als Fachkraft für Bäderbetriebe zu gewinnen. Auch in Zukunft wollen wir ausbilden!“ Es werde aber auch künftig Jahren Fluktuation geben. „Dies kann durch Ruhestand oder auch durch Wechsel in andere Wohnorte oder zu anderen Arbeitgebern geschehen, ebenso wie durch Krankheitsausfälle. Wir versuchen, uns dem so gut es geht entgegen zu stemmen, beispielsweise durch das Angebot, junge Menschen zu Fachkräften auszubilden oder wie dieses Jahr zusätzliche Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen zu beschäftigen.“

Aus politischen Kreisen wurden bereits mehr Anreize für die Jobs in der Bäderbranche gefordert. Beispielsweise Hilfe bei der Wohnungsbeschaffung. Und auch grundsätzlich bessere Bezahlung. Fachangestellte für Bäderbetriebe, die nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes bezahlt werden, erhalten ein Brutto-Durchschnittsgehalt von gut 2.800 Euro.

Noch einmal zurück zum VW-Bad: Die Wärmehalle im VW-Bad ist seit einigen Wochen geschlossen. Der Grund dafür ist laut Verwaltung, dass sich zwei Dachbalken abgesenkt hatten. Nach Prüfung durch einen Statiker stehe fest, dass die beiden entsprechenden Dachbalken durch Kondenswasser gefault seien, heißt es.

Die Wärmehalle bleibt daher voraussichtlich bis zum Ende der aktuellen Freibadsaison geschlossen. Die Stadt Wolfsburg arbeitet bereits an einer Lösung, um die Halle in der kommenden Saison wieder freigeben zu können.