Wolfsburg. Es gibt Hoffnung bei den derzeit eingeschränkten Öffnungszeiten der Freibäder. Ab Juli können sie laut Verwaltung leicht ausgeweitet werden.

Sommer, Sonne, Freibad – allerdings in diesem Jahr erstmalig mit deutlicheingeschränkten Öffnungszeiten. Jetzt ist Entspannung in Sicht. Wie die Verwaltung im Sportausschuss bekannt gab, werden voraussichtlich ab 1. Juli die Zeiten wieder – leicht – ausgeweitet. Kommende Woche soll es ein Gespräch geben, in dem Bäder, Verwaltung und Politik Details festzurren.

Über allem schwebt die Personalkrise, in die die Bäder gesteuert sind. Dies ist ein bundesweites Problem – überall fehlen Schwimmmeister und Rettungsschwimmer. In Wolfsburg wurde die Lage noch verschärft, weil es in der Mitarbeiterschaft einen Todesfall und einen Unfall gab. Zum Saisonauftakt wurde ein Plan erstellt, nach dem die Freibadteams nunmehr zwischen den Standorten Fallersleben und VW-Bad innerhalb ihrer Schichten pendeln. Dass dies kein Dauerzustand sein könne, wurde im Sportausschuss unterstrichen.

Wie neues Bäderpersonal gewinnen?

Davon abgesehen sinnt die Politik über Möglichkeiten nach, wie der Mangel an Mitarbeitern im Bäderwesen dauerhaft beseitigt werden kann. So brachte die SPD jetzt einen Antrag ein, der einen „Stellen-Pool“ fordert, um Situationen wie die aktuelle dauerhaft zu vermeiden. Ralf Mühlisch, sportpolitischer Sprecher der Fraktion und stellvertretender Sportausschussvorsitzender erklärt gegenüber unserer Zeitung: „Bereits in den vergangenen Jahren hat sich die Personallage der beiden Freibäder zugespitzt. In diesem Jahr ist der Regelbetrieb kaum aufrechtzuerhalten.“ Es gehe auch darum, Kindern die Schwimmfähigkeit zu ermöglichen. „Mit einem Stellen-Pool geben wir der Verwaltung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gewisse Flexibilität, um auch auf Ausfälle kurzfristig reagieren zu können“, sagt Mühlisch.

Bewerber und Bewerberinnen durch „weiche Faktoren“ locken

Und wie soll ein solcher Personal-Pool besetzt sein, wenn die Bewerber fehlen? Man könne zum Beispiel neben einer Gehaltserhöhung über die so genannten „weichen Faktoren“ reden, die einen Job auch attraktiv machen würden, sagt Mühlisch. „Ich kann mich beispielsweise noch gut an das Schwesternhochhaus am Krankenhaus erinnern. Warum nicht Wohnungen für Schwimmmeister und Schwimmmeisterinnen fördern, Anreize für Rettungsschwimmer schaffen. Ihre Arbeit ist verantwortungsvoll und herausfordernd genug. Wir müssen uns langfristig etwas einfallen lassen.“

Mit Blick auf die derzeit deutlich eingeschränkten Öffnungszeiten fügt Mühlisch an: „Diejenigen, die sich im Frühjahr eine Jahreskarte gekauft haben, haben sich vielleicht auch für diese Karten entschieden, weil ihr Tagesplan gut zu den Öffnungszeiten der Bäder passten. Sie sollten diese also auch mit so wenig Einschränkungen wie möglich angeboten bekommen.“

Eine der Attraktionen im Fallersleber Bad ist die große Rutsche.
Eine der Attraktionen im Fallersleber Bad ist die große Rutsche. © Helge Landmann | Archiv: Helge Landmann

Die Verwaltung sieht sich in dem Zusammenhang gar mit dem Vorwurf aus der Schar der Badegäste konfrontiert, dass die Einschränkung der Öffnungszeiten womöglich bereits vor Saisonbeginn klar gewesen sei. Dies weist sie entschieden zurück. Krankheitsfälle, Unfälle oder Schlimmeres seien nicht vorhersehbar.

Unmut hatte es im VW-Bad auch gegeben, weil im Wochenplan das Bad an den drei Steinen derzeit an drei Tagen nur halbtags geöffnet hat und das in Fallersleben nur an zwei Tagen unter diese Regelung fällt. Die Verwaltung hatte dies so entschieden, weil das Bad in der Hoffmannstadt zuvor mit täglich reduzierten Zeiten gelaufen war. Man möchte aber beide Bäder gleichberechtigt behandeln, heißt es im Rathaus.

Sportausschussvorsitzender hebt auf langfristige Lösung ab

Robin Scheil (CDU), Sportausschussvorsitzender unterstreicht zu alldem: „Uns muss es gelingen, langfristig eine Lösung zu erreichen. Dazu ist auch ein intensiver Dialog mit den Vereinen und der DLRG wichtig.“ Es müsse darum gehen, Partner ins Boot zu holen, die helfen können, den Freibadbetrieb auf Dauer zu sichern. Das Problem sei erkannt und müsse zeitnah gelöst werden. Sonst stehe man womöglich im nächsten Frühjahr vor derselben Situation.

DLRG unterstreicht die hohe Verantwortung

Daniela Gomoll, Leiterin Ausbildung DLRG-Ortsgruppe Wolfsburg, erklärt dazu gegenüber unserer Zeitung: „Wenn wir die Kräfte hätten, würden wir sie zur Verfügung stellen. Wir suchen selbst Leute, um unsere satzungsgemäßen Aufgaben vollständig zu erfüllen. Dabei liegt derzeit das Augenmerk verstärkt auf der Ausbildung von Nichtschwimmern und Rettungsschwimmern sowie der Sicherstellung des Wasserrettungsdienstes.“

Durch die Pandemie sind große Lücken entstanden

Noch immer gehe es darum, die Lücken, die durch Corona und die Abwanderung von Kräften in der Pandemie gerissen wurden, personell wieder aufzuholen. Und mit Blick auf die Verantwortung, die am Beckenrand herrsche, unterstreicht die DLRG-Vertreterin: „Wenn bei uns jemand zum Rettungsschwimmer ausgebildet wird, läuft er mindestens ein Jahr mit, um dann alleine laufen zu können.“

Schlussendlich sei die DLRG auch ein Verein, der aus ehrenamtlichen Kräften bestehe. Mit Blick auf die knappen personellen Ressourcen möchte man sich dabei natürlich jeden einzelnen Helfer, jede einzelne Helferin davon selbst erhalten. Daniela Gomoll unterstreicht dabei: „Wir möchten die Stadt mit unserem Wissen und unserer Erfahrung unterstützen und sind jederzeit gern bereit, daran mitzuwirken, damit unsere Schwimmbadlandschaft so erhalten bleiben kann, wie sie ist.“