Mörse. Total unzufrieden mit Antworten der Stadt Wolfsburg zum Durchgangsverkehr ist der Ortsrat Ehmen/Mörse. Ein neuer Vorschlag ist umstritten.

Verkehrsprobleme sind im Grunde immer ein Thema im Ort. Schon deshalb, weil sich der Durchgangsverkehr nach der Corona-Pandemie wieder heftig wie früher durch Mörse quält. Der Ortsrat drehte nun das ganz große Rad in puncto Verkehr auf der Hattorfer Straße ­– auch wegen gefährlicher Situationen am Zebrastreifen nahe der Kindertagesstätte. Und machte erneut seinem Ärger Luft, dass die Stadt Verbesserungsvorschläge abgelehnt hat. Nun liegt ein neuer, umstrittener Vorschlag auf dem Tisch.

In all seinen unschönen Facetten ging es in der jüngsten Sitzung im Ortsrat Ehmen/Mörse erneut um die Verkehrsprobleme, die sich vor allem auf die Hattorfer Straße konzentrieren, die den Ort durchzieht. Und als Abkürzungspiste für Schleichverkehr unverändert beliebt ist, wenn es sich auf der Ortsdurchfahrt, der Heinrich-Deumeland-Straße, sowie der Salzwedeler Straße als Ortsumgehung staut.

Vater schilderte gefährliche Situationen am Zebrastreifen in Mörse

Bereits im Februar-Ortsrat hatte die Hattorfer Straße im Fokus gestanden. Ein Vater schilderte gefährliche Situationen auf dem Schulweg am Zebrastreifen in der Hattorfer Straße am Gutspark. In der Anfrage ans Ordnungsamt sprach und schrieb er von wiederholten Beinahe-Unfällen, wenn die Kinder auf dem Weg zur nahen Grundschule sind. Exemplarisch berichtete der Mörser von einem Vorfall im Januar, als ein Autofahrer über den Zebrastreifen gerauscht sei, obwohl ein anderer Vater mit dessen Tochter und seinen beiden Töchtern direkt am Fahrbahnrand gestanden habe.

Eindringlich appellierte der Vater damals an den Ortsrat, das Thema Verkehrsberuhigung anzupacken. Zur Mai-Sitzung lag nun die Stellungnahme der Verwaltung vor. Die wies darauf hin, dass bereits Maßnahmen wie die Einrichtung einer Tempo-30-Zone ergriffen worden seien und kündigte an, dass am Zebrastreifen eine Sperrfläche markiert wird. So sollen Autos nicht mehr direkt davor parken, was die Fußgänger-Sichtbarkeit verbessere. Laut Stadt gab es im Herbst 2022 zudem Tempokontrollen. Ergebnis: im Schnitt 29 Stundenkilometer. Die Stadt sieht sich damit in ihren Maßnahmen bestätigt, lehnt weitere ab.

Nach gefährlichen Situation am Zebrastreifen auf der Hattorfer Straße in Höhe Gutspark hat die Stadt dort Sperrflächen markiert (rechts). Gestern kontrollierte der Blitzer-Anhänger das geltende Tempo 30.
Nach gefährlichen Situation am Zebrastreifen auf der Hattorfer Straße in Höhe Gutspark hat die Stadt dort Sperrflächen markiert (rechts). Gestern kontrollierte der Blitzer-Anhänger das geltende Tempo 30. © regios24 | Helge Landmann

Ortsrat mit Einschätzungen der Stadt Wolfsburg nicht zufrieden

Den Ortsrat stellt das nicht zufrieden. Ortsbürgermeister Peter Kassel (CDU) und andere kritisierten, dass die Verwaltung schon zuvor ein ganzes Bündel an Vorschlägen, die 2022 interfraktionell erarbeitet und beantragt worden waren, abgelehnt hat. Unter anderem behauptete die Verwaltung in ihrer Stellungnahme dazu allen Ernstes: „Grundsätzlich bietet die Fahrt über die Hattorfer Straße keine Reisezeitersparnis im Vergleich zur Salzwedeler Straße. Auf der Hattorfer Straße ist Tempo 30 vorgesehen.“ Doch genau das ist ja das Problem: Ans Tempolimit halten sich viele nicht, so dass der Schleichweg sehr wohl als Abkürzung taugt.

Die CDU kam kurz vor der Mai-Sitzung mit einer neuen Idee: Die Hattorfer Straße soll teils zur Einbahnstraße werden, ebenso der Feldscheunenweg. In einer Pressemitteilung lautete der Vorschlag so: „Man erklärt den Feldscheunenweg komplett zur Einbahnstraße in Richtung Kreisel Salzwedeler Straße. Ebenso die Hattorfer Straße ab dem Maibaum bis an den Feldscheunenweg. Genauso erklärt man die Hattorfer Straße aus der Gegenrichtung ab Höhe der Einmündung im Dorfe bis zum Feldscheunenweg zur Einbahnstraße in Richtung Feldscheunenweg.“ Damit würde sich jeder Durchgangsverkehr erübrigen, Beeinträchtigungen im alten Ortskern wären sehr gering, und die Arbeit der Feuerwehr bliebe nahezu unberührt, so die Einschätzung der CDU.

Lesen Sie hier weitere Nachrichten aus Wolfsburg:

Anwohner haben Zweifel an Idee für Einbahnstraße

Doch dafür gab es im Ortsrat Kritik: Anwohner Rüdiger Golz, früher für die PUG im Ortsrat, erinnerte daran, dass es nach Begehungen vor wenigen Jahren Konsens gewesen sei, „dass Einbahnstraßen nur zu mehr Verkehr führen würden“. Ein anderer Anwohner sah die Gefahr, dass der Durchgangsverkehr so nur verlagert wird. Der Ortsbürgermeister kündigte an, dass der Ortsrat ohnehin einen Ortstermin mit der Verwaltung will, dann soll auch darüber beraten werden.

Reaktionen gab es auch nach der Ortsratssitzung: Wenige Tage später verschickte die Mörser Geschäftsfrau Catja Weber im Namen weiterer ansässiger Betriebe eine gepfefferte E-Mail an die betreffenden CDU-Mitglieder, die in Kopie an den übrigen Ortsrat und auch an unsere Zeitung ging. Darin kritisieren die Geschäftsleute nicht nur den Vorschlag selbst, sondern auch, dass man zunächst nicht das Gespräch mit ihnen gesucht habe.

Heftige Kritik von Geschäftsleuten an CDU-Vorschlag

„Wenn Sie den Verkehr aus Mörse fernhalten möchten, erreichen Sie mit Ihren Planungen wenig, da jedes Navigationsgerät alternative Routenmöglichkeiten anzeigt und die Autofahrer dann nicht durch die Hattorfer Straße oder Feldscheunenweg fahren, sondern sich andere Strecken durchs Dorf suchen“, erklären die Geschäftsleute unter anderem. Und weiter: „Wenn Sie den Verkehr aus Mörse fernhalten möchten, dann müssen Sie auch damit rechnen, dass sich die hier angesiedelten Gewerbebetriebe vielleicht nicht mehr halten können.“

Die Gewerbetreibenden schlagen stattdessen einen Dauerblitzer vor, um Autofahrer einzubremsen, die sich nicht an Tempo 30 halten.

Mehr wichtige Nachrichten aus Wolfsburg lesen:

Täglich wissen, was in Wolfsburg passiert: Hier kostenlos für den täglichen Wolfsburg-Newsletter anmelden!