Wolfsburg. Nach dem erneuten Feuer in der früheren Arztpraxis hatten die Brandermittler der Polizei Wolfsburg tierische Unterstützung. Wie der Spürhund arbeitet.
Viele Kommandos braucht Aron nicht. „Such Brand“, sagt Sabrina Reck nur, verbunden mit einem Handzeichen zur Richtung, und lässt den Belgischen Schäferhund von der Leine. Und schon läuft der Rüde in Richtung Brandruine. Der Spürhund der Polizei soll den Brandermittlern helfen, die Stelle zu finden, wo vor zwei Wochen in Westhagen das heftige Feuer in der früheren Zahnarztpraxis ausbrach.
Aus Braunschweig ist am Montagmorgen die Brandmittelspürhundführerin mit dem fünf Jahre alten Malinois an der Dessauer Straße 36 vorgefahren. Mucksmäuschenstill wartet er im Auto, bis sie ihn herauslässt.
Brandmittelspürhund in Brandruine in Westhagen im Einsatz
Doch bevor es in die verwüsteten Reste des Gebäudes geht, dessen Holzdachkonstruktion völlig verkohlt ist und dessen Stahlträger sich durch die Gluthitze des Feuers verbogen haben, bekommt Aron „Schuhe“ verpasst: Sabrina Reck zieht ihm Pfotenschutz an. „Er reißt sich sonst die ganzen Ballen auf. Denn da liegt ziemlich viel Glas herum.“
Gut geschützt läuft der Rüde dann zunächst am Rand der Brandruine entlang. Doch schon nach kurzer Zeit zieht es ihn mitten ins Gebäude, wo er sich zunehmend auf einen Bereich konzentriert, dort umhertappt und in den Resten von Dämmwolle schnüffelt.
Zur Bestätigung gibt’s für Spürhund mit Benzin getränktes Laubblatt
Nach nicht einmal einer Viertelstunde ist die erste Runde für den Spürhund beendet. Sabrina Reck lässt ihn zur Bestätigung an einem mit zwei Tropfen Benzin getränkten Laubblatt schnuppern, leint ihn an, und mit einem Spielzeug im Fang geht’s für ihn zunächst in den Hundeanhänger, bevor etwa zehn Minuten später die zweite Runde startet.
Ins Auto darf der Spürhund nicht mehr, da er nun kontaminiert ist, wie seine Hundeführerin erklärt. „Wenn der Einsatz vorbei ist, wird er ordentlich abgeschrubbt.“ Zunächst aber gibt’s eine kurze Verschnaufpause für Aron. „Die Arbeit ist für ihn sehr anstrengend. Das ist wie ein Marathon. Die Hundenase ist sehr empfindlich, es ist extrem, was diese Hunde leisten können.“
Experte auf vier Pfoten reagiert auf Brandbeschleuniger ganz speziell
Entsprechend lang dauert die Ausbildung, allein bis zu zwei Jahre die erste Ausbildung, erläutert Sabrina Reck. Erst mit vier Jahren ist Aron vom Schutzhund- in den Spezialhundbereich gewechselt. Er ist einer von zwei Brandmittelspürhunden in der Polizeidirektion Braunschweig, die es dort erst seit einem Jahr wieder gibt; niedersachsenweit sind es nur fünf.
Und wie reagiert der Experte auf vier Pfoten, wenn er auf Brandbeschleuniger stößt? „Wenn er etwas findet, friert er ein. Er rührt sich dann nicht mehr“, erklärt seine Hundeführerin. „Da kann ich brüllen, wie ich will.“ Aber: „Wenn er nicht anschlägt, heißt das nicht, dass kein Brandbeschleuniger verwendet wurde.“
Tierische Unterstützung für Brandermittler der Wolfsburger Polizei
Aron ist am Montag die tierische Unterstützung für die Brandermittler Ulrich Kohnert, Fynn Olfermann und Henry Weigert von der Wolfsburger Polizei sowie einen externen Brandsachverständigen. Am Freitag vorletzter Woche – drei Tage nach dem Brand – waren die Ermittler das erste Mal auf Spurensuche in der abgebrannten Praxis.
Während der Schäferhund in der Brandruine im Einsatz ist, verfolgen die Experten, wohin es ihn zieht. Nach seiner ersten Runde greifen die Männer zu den Schaufeln. Kurz darauf kommt Aron erneut zum Schnüffeln an den Brandort, wo das Feuer allem Anschein nach mitten im Gebäude ausgebrochen ist. Diesmal führt Sabrina Reck ihn angeleint über die Schuttberge. Später absolviert der Brandspürhund seinen dritten und letzten Einsatz.
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Vermutung der vorsätzlichen Brandstiftung nach Hunde-Einsatz erhärtet
Wie Polizeisprecher Thomas Figge am Brandort erläutert, war es die Entscheidung der Ermittler, Spürnase Aron hinzuzuziehen. „So können wir alle Einsatzmittel ausschöpfen, um mögliche Ansätze für die Brandentstehung und den Tathergang zu bekommen.“
Anschließend ließen die Ermittler noch eine Drohne fliegen, „um den Verlauf des Brandes aus der Luft zu sehen“, berichtete der Polizeisprecher später. Spürhund Aron habe die These der Brandermittler nicht unterstützen können. Aber: „Insgesamt hat sich die Vermutung erhärtet, dass es sich bei der Brandursache um Brandstiftung handelt“, bilanzierte Figge. Der Hund habe eine „Negativabgrenzung“ vorgenommen. Details nannte der Sprecher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.
Bereits am Brandtag ging die Wolfsburger Polizei von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Wie schon nach dem ersten Feuer in der einstigen Praxis Ende Januar. Einen Tatverdächtigen machten die Ermittler damals nicht ausfindig.