Wolfsburg. Ein 82-Jähriger hatte seinen Koffer angezündet und einen Großeinsatz der Feuerwehr verursacht. Was das Klinikum gegen solche Fälle tun will.

Feueralarm im Klinikum Wolfsburg – ein Schock für alle Patientinnen und Patienten, ihre Gäste und das Personal. Als am vergangenen Freitag ein Feuer in einem Patientenzimmer ausbrach, war die Aufregung in Wolfsburg groß. Ein 82-Jähriger hatte seinen Koffer angezündet und zog sich im Verlauf des Brandes schwere Verletzungen zu. Am Wochenende starb er.

Wie können solche Fälle in Zukunft vermieden werden? Nur schwer, sagt Thorsten Eckert, Pressesprecher des Klinikums. „Umfangreiche Sicherheitskontrollen wie an einem Flughafen gibt es in einem Klinikum nicht und sind dort auch gar nicht möglich“, sagt er.

Brandstiftung im Klinikum: Zahlreiche Mitarbeitende halfen bei der Evakuierung

Aber es gibt feste Abläufe, die immer wieder geübt werden; das Personal wird jährlich neu geschult. „Wird im Klinikum Brandgeruch oder ein Feuer festgestellt, gibt es eine feste Alarmierungskette, die aktiviert wird“, sagt Eckert. Einige der zahlreichen Brandmelder alarmierten ganz automatisch die Feuerwehr.

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Es sei dank dieser gut einstudierten Ablaufketten am vergangenen Freitag das Schlimmste verhindert worden, sagt Eckert. „Durch das Auslösen der Alarmkette konnten wir intern auch zahlreiche Mitarbeitende hinzuziehen, unter anderem aus der Zentralen Notfallaufnahme, der Pflege, der Logistik des Patiententransports, die bei den bei einem Brand vorgesehenen und erforderlichen Evakuierungen der betreffenden Station sowie der darüber liegenden Bereiche dieses Gebäudetrakts unterstützen konnten.“

Nach Brand wurden Patienten auf ehemalige Corona-Station verlegt

Wichtig sei vor allem, Patientinnen und Patienten in Sicherheit zu bringen – was bei bettlägerigen Personen durchaus schwieriger sein kann. Im konkreten Fall am Freitag konnten alle Patienten verlegt werden, „zunächst provisorisch, jetzt auf einer Ausweichstation in unserem zweiten Bettenhaus (H-Haus), die nicht belegt war und zuletzt als Corona-Normalstation genutzt wurde“, so Eckert.

Durch einen Brand im Klinikum kam es am Freitag, 2. September, zu einem Großeinsatz der Feuerwehr am Klinikum Wolfsburg.
Durch einen Brand im Klinikum kam es am Freitag, 2. September, zu einem Großeinsatz der Feuerwehr am Klinikum Wolfsburg. © regios24 | Helge Landmann

Interessant: Der Verein Bundesverband Technischer Brandschutz führt eine Statistik über Brände in Krankenhäusern. Ihr ist zu entnehmen, dass es im laufenden Jahr bereits 56 Mal in deutschen Krankenhäusern brannte – ähnlich viele Brände wurden in derselben Statistik für das gesamte Jahr 2022 verzeichnet. „Die meisten Brände entstehen durch technische Defekte, Unachtsamkeit bei Baumaßnahmen und Renovierungsarbeiten sowie durch Brandstiftung“, heißt es auf der Webseite des Vereins.

Um Brände zu verhindern: Striktes Rauchverbot im Krankenhaus

Um zu verhindern, dass es durch Rauchen zu Bränden im Klinikum kommt – auch das passiert, erst am 27. April dieses Jahres wurde eine Person in der Klinik in Wuppertal schwer verletzt, weil sie trotz Sauerstoffmaske eine Zigarette ansteckte –, gilt im Klinikum ein Rauchverbot, sagt Sprecher Thorsten Eckert, wobei hier natürlich auch gesetzliche Vorgaben zum Tragen kommen. „Die ausgewiesenen Raucherbereiche liegen alle außerhalb des Gebäudes, unter freiem Himmel“, so Eckert.

Brände in Krankenhäusern zu verhindern, ist laut dem Bundesverband Technischer Brandschutz ein ganz besonders wichtiges Ziel. Zum einen seien hier viele Menschen auf verhältnismäßig engem Raum versammelt. Zum anderen steige die Schadenshöhe aufgrund der teuren medizinischen Gerätschaften und der hohen baulichen Anforderungen sehr schnell in die Hunderttausenden.

Wenn es im Krankenhaus brennt, wird es teuer – und gefährlich

So auch am Klinikum: Laut Polizei beläuft sich der Schaden durch die Brandstiftung auf mindestens 250.000 Euro. Zum Vergleich: Der Brand in der Wuppertaler Klinik im April verursachte laut Bundesverband Technischer Brandschutz einen Schaden in mittlerer sechsstelliger Höhe.

Mehrere Millionen Euro hingegen werden demnach für einen Brand an der Asklepios Klinik in Kandel in Rheinland-Pfalz fällig. Dort hatte an Neujahr ein Brand an einem Wäschecontainer auf die Fassade des Krankenhauses übergegriffen. Die Ursache: Brandstiftung. Der Täter wurde später zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, die er in einer geschlossenen Psychiatrie verbringen soll. Den Richter zitierte der SWR mit folgenden Worten: „Es gibt kaum etwas Gefährlicheres, als ein Krankenhaus anzuzünden.“