Fallersleben. Der asbestbelastete Bau mit 88 Wohnungen in der Mozartstraße in Fallersleben ist ein Sanierungsfall. Wie VW Immobilien die Bewohner unterstützt.

Den nächsten XXL-Sanierungsfall hat Volkswagen Immobilien vor sich: Der wuchtige Hochhaus-Komplex in der Mozartstraße inmitten der Fallersleber Oststadt soll in den nächsten Jahren eine Kernsanierung bekommen. Dafür ist der Auszug aller Mieter alternativlos. Wie es für sie weitergeht und was über das Sanierungsprojekt der Superlative bekannt ist.

Warum für die Sanierung alle Mieter ausziehen müssen

Alle Mieter müssen raus. Und zwar nicht nur für einen überschaubaren Zeitraum, wie beispielsweise im Fallersleber Nordring. „Umfangreiche Untersuchungen und regelmäßige Gebäudeprüfungen“ hätten ergeben, dass die Anlage umfassend saniert und auch eine Schadstoffsanierung erfolgen müsse, hatte VW Immobilien im September 2021 bekanntgemacht.

Rosemarie und Friedrich Sert genossen die Aussicht über Fallersleben vom West-Balkon ihrer Wohnung im achten Stock. Sie sind Ende April aus dem Hochhaus Mozartstraße ausgezogen.
Rosemarie und Friedrich Sert genossen die Aussicht über Fallersleben vom West-Balkon ihrer Wohnung im achten Stock. Sie sind Ende April aus dem Hochhaus Mozartstraße ausgezogen. © regios24 (Archiv) | Helge Landmann

Mit Schadstoff ist Asbest gemeint, das – wie zur damaligen Zeit üblich – in dem 1964 fertiggestellten Gebäude im großen Stil verbaut wurde. Eine Überraschung war das alles nicht: Gerüchte um die Zukunft des Betonblocks hatten in Fallersleben schon seit Jahren die Runde gemacht.

Bis wann das baufällige Hochhaus leer sein soll

Für die Entkernung und Sanierung müssen sämtliche Mieter ausziehen. Schon seit einigen Jahren hatte VWI daher freiwerdende Wohnungen nicht wieder vermietet. Als das Wohnungsunternehmen seine Pläne im September 2021 öffentlich machte, waren schon nur noch 46 der insgesamt 88 Wohnungen bewohnt gewesen. Kurz vor Ostern hatte VWI auf Anfrage unserer Zeitung dann berichtet, dass seinerzeit schon nur noch rund 20 Mietparteien in der Mozartstraße wohnten, „die ebenfalls sukzessive bis zum 30. Juli umziehen werden.

Wo die Mieter der 88 Wohnungen unterkommen

Mit Bekanntmachung des Sanierungsprojekts im September kündigte VW Immobilien an, dass der Kundenservice „ein umfassendes Umzugsmanagement mit vergleichbaren Wohnraumangeboten in Fallersleben vorbereitet“ habe. Bereits damals hieß es, dass für alle verbliebenen Bewohner adäquate Wohnungen in Wolfsburgs beliebtestem Stadtteil freigehalten worden seien.

Einziger Wermutstropfen: Die Mozartstraße 15/16 ist das einzige Mietobjekt von VWI in Fallersleben, das über einen Aufzug verfügt. Weshalb die vorwiegend älteren verbliebenen Mieter, die nicht mehr so gut zu Fuß und teils auf einen Rollator angewiesen sind, sich mit der Situation arrangieren mussten – weil sie in ihrem Alter auch nicht mehr aus Fallersleben wegziehen wollten. Eine Seniorin beispielsweise zieht in Kürze in eine Wohnung im Hochparterre, wo sie einige Treppenstufen überwinden muss.

Der Hochhaus-Komplex war schon lange baufällig, freiwerdende Wohnungen wurden seit Jahren nicht mehr wiedervermietet. Allerdings wussten viele Mieter auch in den unteren Etagen die Aufzüge zu schätzen.
Der Hochhaus-Komplex war schon lange baufällig, freiwerdende Wohnungen wurden seit Jahren nicht mehr wiedervermietet. Allerdings wussten viele Mieter auch in den unteren Etagen die Aufzüge zu schätzen. © regios24 (Archiv) | Darius Simka

Das Umzugsmanagement harmoniere mit den Interessen der Mieterinnen und Mieter, berichtete Stefan Uckelmann von der VWI-Kommunikation kürzlich. Grundsätzlich seien nach individueller Rücksprache mit dem Kundenservice alle Bewohner mit einer guten Lösung versorgt. Ein Großteil wechsele in eine andere VWI-Wohnung.

Wie VW Immobilien die Mieter unterstützt – auch finanziell

VW Immobilien kümmere sich gut um die Mieter und ihre Bedürfnisse rund um die Umzüge, versicherten Mieter, die schon seit Jahrzehnten in der Mozartstraße 15/16 gelebt haben, kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ein treuer Mieter berichtete, dass VWI beim Umzug in eine zum Unternehmen gehörende Wohnung für die nächsten fünf Jahre die aktuellen Mietbedingungen garantiere – also die moderate Miete, die langjährige Bewohner derzeit in dem baufälligen Hochhaus zahlen. Auch gebe es eine Umzugspauschale. Die neuen Wohnungen wurden zuvor saniert, die umgesiedelten Mieter konnten Wünsche zur Gestaltung von Böden und Wänden einbringen.

Hinzu kommt nach Informationen unserer Zeitung, dass für treue Mieter im neuen Zuhause keine Kaution fällig wird. Auch Kündigungsfristen entfallen für die Noch-Bewohner der Mozartstraße 15/16. Alles in allem summiert sich die Unterstützung durch Volkswagen Immobilien je nach Wohnungsgröße auf mehrere tausend Euro je Umzugsfall innerhalb des eigenen Wohnungsbestands.

Was über Abriss und Neubau bisher bekannt ist

„Unsere Ziele sind, den Gebäudekomplex umfassend zu sanieren, ihn zukunftsfähig aufzuwerten und ein modernes und dennoch bezahlbares Wohnraumangebot für eine breite Zielgruppe an diesem Standort zu schaffen“, hatte VWI-Geschäftsführer Meno Requardt im September angekündigt.

Zur Höhe der künftigen Miete machte das Unternehmen noch keine Angaben. Klar ist aber schon, dass nach der Totalsanierung in jedem Fall höhere Quadratmeterpreise fällig werden als in dem maroden Altbau.

Konkrete Informationen zur Bauphase gibt es bisher auch nicht. Ebenso wenig wie zum künftigen Aussehen des großen Wohnblocks. Auch in der Informations-Runde für Mieter im vergangenen Herbst waren noch keine Entwürfe gezeigt worden.

Pressereferent Uckelmann teilte auf Anfrage mit, dass man beim derzeitigem Planungsstand noch keine konkreteren Termine nennen könne. Die Pläne sollen im Sommer vorgestellt werden, „sobald auch eine Visualisierung zum Projekt vorliegt“.

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Wie lange die Kernsanierung dauern soll

Stand der Planung des Unternehmens ist weiterhin, noch 2022 mit den Abrissarbeiten zur Kernsanierung zu starten. „Aktuell befinden wir uns in der intensiven Planungsphase mit Architekten und Fachplanern für den Wiederaufbau im Frühjahr 2023“, informierte Uckelmann und kündigte an: „Die Abrissarbeiten inklusive der Schadstoffentsorgung sollen planmäßig im Herbst beginnen.“

Neue Informationen dazu, wie lange die anspruchsvolle Totalsanierung dauern wird, gab es noch nicht. Zuletzt hatte VW Immobilien im Oktober einen Zeitraum von zirka zwei Jahren genannt. Es könne aber auch deutlich länger dauern, hatte VWI-Sprecher Tobias Fruh unserer Zeitung damals gesagt.

Mieter äußerten gegenüber unserer Zeitung schon die Vermutung, dass der Sanierungsfall womöglich sogar vier Jahre in Anspruch nehmen könnte.