Zwischen Mars und Jupiter. Rosetta hat ihren Landeroboter Philae fotografiert. Das Bild ist mehr als eine Ansichtskarte. Es liefert wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse.

Knapp 700 Millionen Kilometer ist der Komet Tschurjumow-Gerassimenko, kurz „Tschuri“, derzeit von der Erde entfernt. In wenigen Kilometern Abstand umkreist ihn die Raumsonde Rosetta und schießt hochauflösende Fotos. Auf einem dieser Bilder vom 2. September wurde nun der Landeroboter Philae entdeckt, der am 12. November 2014 eine Bruchlandung auf dem Kometen hinlegte, und zu dem der Kontakt am 9. Juli 2015 endgültig abbrach.

Besonders glücklich ist man über das Foto am Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik (IGEP) der TU Braunschweig. Dort wurden die

Magnetometer an Bord von Philae und Rosetta entwickelt. „Ein großes Dankeschön geht an das Osiris-Team in Göttingen“, sagt Hans-Ulrich Auster. Das Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnenforschung ist für die Rosetta-Kamera Osiris verantwortlich. „Die haben nie aufgegeben und weiter nach Philae gesucht, obwohl die Kamera auch für andere Zwecke gebraucht wurde“, sagt der Physiker anerkennend. Dass ein ehemaliger Doktorand, der dem IGEP noch immer verbunden ist, im Osiris-Team mitarbeitet, hat sicher nicht geschadet.

Doch der widerspricht: Es habe sich keinesfalls um einen Freundschaftsdienst gehandelt, sagt Carsten Güttler. „Unser Datenvolumen ist begrenzt. Jedes Bild von der Unglücksstelle geht auf Kosten anderer Projekte unseres Teams“, erklärt der Physiker. Der Osiris-Gruppe sei es wichtig gewesen, die Geschichte Philaes abzuschließen. „Die Seele hat jetzt Ruhe“, sagt Güttler.

Doch das Bild ist mehr als nur ein letzter Gruß von Philae. Das betonen beide Physiker. Das Foto helfe bei der Interpretation der Daten verschiedener Experimente. „Wir kennen jetzt den Ort und die Lage des Roboters genau und verstehen die Gründe für die Probleme mit Temperatur und Kommunikation mit Philae besser“, erklärt Auster. Auch sei deutlich erkennbar, dass der Bohrer des Roboters aufgrund seiner Ausrichtung keine Chance hatte, in den Fels des Kometen vorzudringen.

Darüber hinaus bestätige das Foto die Simulation, die Wissenschaftler des IGEP auf Grundlage ihrer Magnetometer-Daten von der Bruchlandung Philaes erstellt haben. Auch einen wissenschaftlichen Mehrwert biete das Bild: „Das Foto zeigt, dass unser Magnetfeldsensor direkt auf die Wand gerichtet ist, sie vielleicht sogar berührt. Das erhöht die Aussagekraft unserer Messungen.“

Das Magnetometer aus Braunschweig hatte gezeigt, dass der Komet über kein eigenes Magnetfeld verfügt. Die Forscher können ihre Schätzung der maximalen Magnetfeldstärke nun noch einmal um den Faktor 10 nach unten korrigieren, da der Abstand zwischen Sensor und Fels deutlich kleiner ist, als ursprünglich geplant.

Philaes Mission ist nun endgültig vorbei, und auch Rosetta nähert sich ihrem Ende. Am 30. September wird die Europäische Raumfahrtagentur Esa der Sonde einen letzten Steuerbefehl senden: Kurs auf „Tschuri“. Dabei wird Rosetta bis zum Ende Fotos senden. Und auch die Messinstrumente aus Braunschweig werden bis zuletzt ihre Arbeit verrichten. „Die Bilder und Daten werden noch eine ganze Generation von Wissenschaftlern beschäftigen“, sagt Hans-Ulrich Auster.