Braunschweig. Nach fast 1000 Tagen Tiefschlaf wird am Montag die Raumsonde Rosetta geweckt. Wir halten Sie in unserem Live-Ticker auf dem Laufenden.

Nach fast 1000 Tagen im energiesparenden Tiefschlaf ist die Raumsonde Rosetta am Montag geweckt worden. Damit beginnt die entscheidende Phase ihrer Mission, an der Braunschweiger Wissenschaftler maßgeblich beteiligt sind. Rosetta ist schon seit 2004 unterwegs. Im Sommer soll sie einen Kometen erreichen, ein Landegerät zu ihm schicken und ihn erkunden – das gab es noch nie. Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren.

Rosettas Wecker war auf 11 Uhr gestellt. Das Aufwachen ist dann mit dem Hochfahren eines Computers zu vergleichen und kann nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) bis 18.30 oder auch 19.30 Uhr dauern.

Die beteiligten Wissenschaftler der TU Braunschweig und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig laden Interessierte dazu ein, mit ihnen live zu verfolgen, wie Rosetta erwacht. Sie berichten über ihre Beteiligung an der Mission. Zudem wird ein Modell der in Braunschweig mitentwickelten Landeeinheit „Philae“ ausgestellt.

Über einen Livestream können alle Interessierten die Ereignisse mitverfolgen.

In unserem Ticker werden wir Sie hier ebenfalls auf dem Laufenden halten:

+++19.30 Uhr+++: Rosetta ist wach, die Forscher sind am Jubeln. Am 11. November soll Rosetta auf dem Kometen landen. Wir beenden hiermit unseren Ticker.

+++19.26 Uhr+++: Professor Glaßmeier sagt: "Die nächste Herausforderung wird das Testen der Instrumente sein. Ende Mai haben wir die ersten Messungen - dann geht es los!" Braunschweig auf dem Weg zum Kometen - die Reise geht weiter. Im November ist es soweit!

+++19.25 Uhr+++: Professor Glaßmeier lädt alle ein, am 11. November die Landung auf dem Kometen zu verfolgen. "Dann geht die Post erst richtig ab!" Im Haus der Wissenschaft reden alle durcheinander. Die Wissenschaftler, die jetzt auf der Bühne schon von der Landung reden, sind kaum zu verstehen.

+++19.24 Uhr+++: Im ESA-Kontrollzentrum ist man sich ganz sicher, dass es das richtige Signal war. Ein heftiger Ausschlag ist auf der Kurve des Kontroll-Bildschirm zu sehen. Die Braunschweiger Wissenschaftler sind überglücklick: Nun geht die spannende Mission weiter. Rosetta jagt weiter dem Kometen hinterher, bis sie ihn im Sommer erreichen wird. Applaus in Braunschweig.

+++19.22 Uhr+++: Rosetta ist wach! Im ESA-Kontrollzentrum ist das Signal der Raumsonde eingetroffen.

+++19.21 Uhr+++: Alle klatschen. Super!, rufen sie hier in Braunschwieg. Pfiffe!

+++19.20 Uhr+++: Jubel!! Ein Signal!

+++19.19 Uhr+++: Inzwischen ist der Sekt im Haus der Wissenschaft verteilt - doch Rosetta schert sich nicht darum. Kein Signal von der Raumsonde. Bis 19.30 Uhr wird ihr Signal den Berechnungen zufolge erwartet. Aber es kann auch noch später werden. Über den schlimmsten Fall, kein Signal, will hier keiner reden.

+++19.15 Uhr+++: Rosetta lässt alle warten. Im Haus der Wissenschaft rätseln die Gäste: "Das Signal hätte ab halb sieben eintreffen sollen, wenn ich das recht verstanden habe. Es kann aber wohl auch einfach bisschen später werden, ohne dass das ein schlechtes Zeichen sein muss."

+++19.09 Uhr+++: Was ist los, Rosetta? Im Haus der Wissenschaft warten mindestens 300 Wissenschaftler, Studenten und Interessierte auf das Signal. Pressesprecherin Elisabeth Hoffmann lädt alle Gäste vorsorglich schon mal zu Sekt und Wasser ein. Professor Joachim Block sagt lachend: "Wahrscheinlich kommt das Signal, wenn alle ein Glas Sekt in der Hand haben." Nun wird gefachsimpelt und gehofft. Professor Glaßmeier erklärt, dass die ESA eine zweite Antenne auf der Erde zuschalten werde, falls das Signal in den nächsten Minuten nicht eintrifft.

+++19.00 Uhr+++: Im Haus der Wissenschaft zeigt DLR-Standortleiter Professor Joachim Block einen kurzen Film über den Start der Raumsonde Rosetta vor zehn Jahren. Rosettas Reise begann mit einer Ariane-5-Trägerrakete am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana.

+++18.52 Uhr+++: Was geschieht gerade 800 MIllionen Kilometer von uns entfernt? Was macht die Raumsonde Rosetta? Banges Warten in Braunschweig.

+++18.51 Uhr+++: Im Haus der Wissenschaft schauen nun alle wieder auf die große Leinwand mit dem Livestream aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt. Dort sieht man einen Bildschirm mit einer Signalkurve, die einem EKG ähnelt. Wenn das Signal kommt, muss in dieser Kurve ein deutlicher Ausschlag zu sehen sein. Bislang gibt es nur ein winziges Auf und Ab.

+++18.48 Uhr+++: TU-Pressesprecherin Elisabeth Hoffmann fragt, wie lange die Mission denn überhaupt dauern wird. Professor Joachim Block erläutert: "Das Landegerät wird unter Umständen sehr lange auf dem Kometen bleiben, so lange, bis der Komet mal den Hitzetod stirbt oder zufällig mit dem Jupiter kollidiert." Ein Gast fragt nach dem Gewicht der Sonde. Block sagt: "Die Sonde wiegt mehrere Tonnen, der Lander wiegt etwa 100 Kilogramm."

+++18.47 Uhr+++: Im Haus der Wissenschaft gibt es kaum Sitzplätze - aber das Foyer ist rappelvoll und alle warten gespannt. Einer der Gäste sagt: "Rosetta und der Komet haben unterschiedliche Geschwindigkeiten. Wie kriegt man das denn hin, dass das Landegrät landen kann?" Professor Joachim Block antwortet: "Ab Mai wird sich Rosetta der Geschwindigkeit des Kometen immer mehr anpassen." Ein anderer Mann fragt: "Wie viel Treibstoff hat die Sonde an Bord?" Block: "Es waren mehr als 2 Tonnen, der Löwenanteil ist noch da."

+++18.42 Uhr+++: Im ESA-Kontrollzentrum schauen alle gebannt auf den Monitor, der das Signal der Raumsonde zeigen soll. Hier auf der Erde kann jetzt niemand etwas tun. Die Sonde muss nach 31 Monaten im Tiefschlaf ihre Systeme allein und automatisch hochfahren.

+++18.40 Uhr+++: Hans-Ulrich Auster von der Braunschweig überbrückt als Nächster der beteiligten Wissenschaftler die Wartezeit. Er spricht über die Landung, die für den 11. November geplant ist. Sein Team ist für ein Plasma- und Magnetfeldexperiment auf dem Landegerät zuständig. "Das Problem ist, dass man nicht weiß, wie hart die Oberfläche des Kometen ist: Er kann sehr hart sein, aber auch sehr weich", sagt er. "Wichtig ist, dass das Landegerät nicht einfach abprallt, sondern dass die Energie sofort gepuffert wird und das Landegerät mit Harpunen im Boden verankert werden kann."

+++18.35 Uhr+++: Im Haus der Wissenschaft wird jetzt kurz der Livestream aus dem Esa-Kontrollzentrum eingeblendet. Wann ist es soweit? Wann meldet Rosetta, dass ihre Systeme hochgefahren sind? Alle warten - in Darmstadt, in Braunschweig und an vielen anderen Orten weltweit. Noch kein Signal aus dem All.

+++18.34 Uhr+++: Was ist eigentlich der Sinn und das Besondere dieser Mission? Glaßmeier sagt dazu: "Kometen sind die Kinder unseres Sonnensystems. Sie sind noch so natürlich, wie man sich das wünscht. Die untersuchen wir, und dann lernen wir sehr viel über die Prozesse, die vor 4,5 Milliarden Jahren wesentlich waren für die Entwicklung unseres Sonnensystems und der Erde."

+++18.30 Uhr+++: Professor Karl-Heinz Glaßmeier vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik an der TU Braunschweig erklärt nun ein die Funktionsweise eines Magnetometers. Solch ein Gerät hat er mit seinem Team entwickelt. "Die Magnetfelder dort draußen sind sehr klein, spielen aber eine große Rolle: Den Kometenschweif können wir nur sehen, weil das Gasfeld im Sonnenwind mit dem Magnetfeld des Kometen interagiert. Wir wollen wissen: Wie entsteht ein Kometenschweif? Warum hat er eine solche Dynamik? GIbt es magnetisierte Elemente auf dem Kometen? Darüber können wir viel lernen über die Beschaffenheit des Kometen."

+++18.24 Uhr+++: Professor Uwe Motschmann von der TU Braunschweig erklärt: "Wir können voraussagen, in welchen Regionen am Kometen interessante Strukturen vorherrschen. Wenn die Raumsonde dort durchfliegt, können alle Messgeräte alle hochschalten, um so viel wie möglich zu messen. Das musste aber vor dem Start programmiert werden, weil wir die Sonde nicht in Echtzeit ansteuern können: Ein Signal von der Erde zur Sonde ist ungefähr 45 Minuten unterwegs - und umgekehrt genauso. Bevor wir im Kontrollzentrum also feststellen können, dass sich die Sonde vielleicht durch etwas Interessantes hindurchbewegt, ist sie schon längst wieder vorbei."

+++18.23 Uhr+++: Als nächster kommt Professor Uwe Motschmann auf die Bühne im Haus der Wissenschaft. Er gehört zum Institut für Theoretische Physik an der TU Braunschweig. Sein Team ist stark in Simulationen der Mission involviert. "Wir entwickeln Modelle, mit denen man gewissen Erwartungen ablesen kann", erläutert er. "Uns interessiert vor allem, welche Magnetfelder wir dort erwarten können." In zehn Minuten könnte das Signal der Raumsonde eintreffen. Den genauen Zeitpunkt können die Wissenschaftler nicht vorhersagen.

+++18.17 Uhr+++: Professor Harald Michalik erklärt auch, dass jegliche Elektronik sehr empfindlich auf die Weltraumstrahlung reagiere, noch dazu,wenn die Reisezeit mehr als zehn Jahre beträgt. Daher seien besondere Schutzmechanismen und ausgeklügelte Systeme nötig.

+++18.16 Uhr+++: Nun kommt Professor Harald Michalik vom TU-Institut für Datentechnik auf die Bühne. Er stellt einen Instrumentenrechner vor, der auf der Sonde ein Massenspektrometer steuert und die Daten verarbeitet. Mit dem Spektrometer soll die Zusammensetzung der Umgebung des Kometen gemessen werden. "Die Herausforderung: Wie kriegt man die Daten klein? Wir reden hier über eine Entfernung von 800 Millionen Kilometern - je weiter man weg ist, umso schwächer ist das Signal und auch die Datenmenge, die zur Erde übertragen werden kann", erläutert er. Außerdem war das Team an der Entwicklung einer besonderen Kamera beteiligt, die Aufnahmen vom Kometen machen soll. Damit eine wissenschaftliche Auswertung dieser Bilder möglich ist, werden besondere Anforderungen an die Qualität der Aufnahmen gestellt.

+++18.13 Uhr+++: DLR-Leiter Professor Joachim Block sagt: "Das ist unser Baby. Alles Denken drehte sich jahrelang um Rosetta bis zum Start der Sonde 2004. In den letzten Jahren war es etwas ruhiger, aber jetzt steigt die Spannung wieder!"

+++18.08 Uhr+++: Auf der Bühne im Haus der Wissenschaft ist nun Professor Joachim Block, Standortleiter des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums in Braunschweig. Seit 20 Jahren befasst er sich schon mit dem Projekt. Mit seinem Team hat er zehn Jahre lang an der Struktur des Landegerät geforscht und sie gebaut. "Die Struktur bei einem Raumfahrzeug ist etwa das, was bei einem Auto die Karosserie ist", sagt er. Die Herausforderungen: Das Landegerät mit all seiner Technik und den Messgeräten muss die kalten Kometennächte bei minus 160 oder 170 Grad Celsius aushalten. "Wir haben uns daher den Aufbau einer Thermosflasche zunutze gemacht", erläutert Block. "Die gesamte Elektronik, die Batterien, die Computer befinden sich in einer isolierten Innenschachtel. Und diese ist über dünne Verbindungen mit der Außenschachtel verbunden."

+++18.07 Uhr+++: In etwa 30 Minuten könnte es soweit sei: Das erste Signal von Rosetta wird erwartet.

+++18.05 Uhr+++Die Gäste im Haus der Wissenschaft stehen dicht gedrängt. Wer freie Sicht hat, schaut auf die Leinwand und lauscht den Wissenschaftlern der ESA, die von der Mission berichten: "Es ist das erste Mal, dass eine Sonde so weit von der Sonne entfernt fliegt. Weil in dieser Entfernung auch die Stromversorgung per Solarenergie nicht mehr gewährleistet ist, wurde Rosetta 2011 in den Tiefschlaf versetzt - sie trieb einfach weiter auf ihrem Kurs zum Kometen."

+++17.58 Uhr+++: Der Film macht deutlich: Alles Wasser auf der Erde könnte von Kometen stammen. Kometen gelten daher als ein Schlüssel zur Entschlüsselung des Lebens. Das Landegerät "Philae" soll im November von der Sonde abgekoppelt werden und auf dem Kometen landen. An Bord ist ein regelrechtes Minilabor. Wie die Landung ablaufen wird, weiß niemand genau. Denn bislang ist nicht einmal bekannt, wie die Oberfläche des Kometen im Detail beschaffen ist.

+++17.55 Uhr+++: In dem Film erklären Wissenschaftler das Besondere dieser Mission ins Ungewisse. Der Kometenjäger Rosetta ist 2004 in die Tiefen unseres Sonnensystems gestartet. Die Sonde soll den Kometen Churyumov-Gerasimenko umrunden und auf ihm landen. Wozu das alles? Vielleicht stammen die Bausteine menschlichen Lebens von Kometen. Die Mission soll Antworten liefern.

+++17.50 Uhr+++: TU-Pressesprecherin Elisabeth Hoffmann startet jetzt im Haus der Wissenschaft einen kurzen Info-Film über die Mission, von der Fachleute sagen, sie sei aufgrund ihrer Bedeutung mit der Mondlandung vergleichbar.

+++17.40 Uhr+++: TU-Pressesprecherin Elisabeth Hoffmann erläutert, dass die Mission auch dann nicht gescheitert ist, falls heute Abend kein Signal von Rosetta eingehen sollte. Professor Karl-Heinz Glaßmeier kommt auf die Bühne. "Das Team der Esa ist sehr, sehr erfahren", sagt er. "Die Chance steht also bei 99,9 Prozent, dass es klappt.

Die Sonde ist 800 Millionen Kilometer von uns entfernt. Das ist fünfmal die Entfernung von der Erde zur Sonne. Dort draußen sind es etwa 130, minus 140 Grad. Und es ist sehr dunkel. Das ist auch der Grund, warum wir die Sonde in Winterschlaf versetzt haben. Bei dieser Entfernung von der Sonde reicht die Sonnenenergie nicht aus, um die Sonde zu betreiben. Man hat sehr gute Vorstellungen, wo die Sonde jetzt ist. Wir wissen aber nicht, in welcher Lage sich das Raumfahrzeug befindet. Deswegen wurde Rosetta vor dem Winterschlaf auch in eine Rotation versetzt: Sie hat sich alle 90 Sekunden einmal um sich selbst gedreht. Dadurch bleibt die Sonde lagestabil - das ist wie beim Fahrradfahren. Beim Wecksignal heute Vormittag um 11 Uhr hat sich Rosetta hoffentlich selbst aufgeweckt. Sie sollte sich dann mit Hilfe einer Sternenkamera orientieren. Danach sollte die Rotation gestoppt werden. Wenn das abgearbeitet ist, wird das Raumfahrzeug hoffentlich in die irchtige Richtung weisen und sagen: Hallo hier bin ich."

+++17.30 Uhr+++: Das Foyer im Haus der Wissenschaft in Braunschweig ist voll - rund 250 Wissenschaftler, Studenten und Interessierte sind gekommen, um beim Aufwachen der Raumsonde Rosetta dabei zu sein. Per Livestream ist das ESA-Kontrollzentrum zugeschaltet. An Bord der Raumsonde ist viel Technik aus Braunschweig. Die beteiligten Wissenschaftler geben in den nächsten Minuten Einblick in ihre Arbeit. Vor Ort können die Gäste auch ein Modell des Rosetta-Landegeräts im Maßstab 1:2 betrachten. Ebenso haben die Wissenschaftler Modelle der hier entwickelten Messinstrumente mitgebracht. Das Signal der Raumsonde wird in etwa einer Stunde erwartet.

+++17 Uhr+++: Ab 17.30 Uhr informieren Wissenschaftler der TU Braunschweig und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig ausführlich über die heiße Phase dieses Tages. Im Haus der Wissenschaft können Interessierte mit ihnen verfolgen, wie die Weltraumsonde „Rosetta“ aus ihrem Tierschlaf erwacht. Das Motto: „Wake up, Rosetta“. Vor Ort sind unter anderem Professor Karl-Heinz Glaßmeier vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik, Professor Joachim Block, Standortleiter Braunschweig des DLR, Professor Harald Michalik vom Institut für Datentechnik und Kommunikation, Professor Uwe Motschmann vom Institut für Theoretische Physik. Zudem wird ein Modell der vom DLR mitentwickelten Lande-Einheit „Philae“ ausgestellt. Unsere Reporterin Cornelia Steiner berichtet ab 17.30 Uhr direkt aus dem Haus der Wissenschaft.

+++16.50 Uhr+++: Erneut gibt Andrea Accomazzo, der Operations-Manager der Rosetta-Mission, eine kurze Zwischenmeldung aus dem ESA-Kontrollzentrum an die Medien: „Alles läuft normal. Bislang gibt es kein Signal.“ Die Weltraum-Antenne in Kalifornien ist auf die Position ausgerichtet, auf der sich die Raumsonde Rosetta den Berechnungen zufolge befinden soll – weit am Rand unseres Sonnensystems.

+++15.45 Uhr+++: Ingo Richter vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik an der TU Braunschweig meldet sich noch einmal telefonisch aus Darmstadt, wo er direkt im Kontrollzentrum der ESA das „Aufwachen“ der Sonde verfolgt. „Im Moment ist hier nach wie vor nicht viel los. Die Kollegen sitzen an ihren Monitoren und warten. Mehr können sie jetzt nicht machen. Es sieht alles gut aus. Die Antennen auf der Erde sind alle aktiv und bereit, Rosettas Signal zu empfangen.“

Richter befasst sich seit mehreren Jahren mit der Mission. Er ist zuständig für einen Magnetometer auf der Sonde. Dieses Gerät soll erfassen, wie sich der Komet im Sonnenwind verhält. „Dabei werden ja Strukturen erzeugt, die mit einer Bugstoßwelle im Meer vergleichbar sind. Diese Wellen wollen wir messen, denn sie sagen etwas über den Kometen aus, zum Beispiel darüber, ob er elektrische Leitfähigkeit hat“, erläutert er.

Bis es soweit ist, muss Rosetta heute aber erst einmal richtig aufwachen. „Das ist natürlich spannend, denn das heutige Signal von Rosetta ist die Bedingung dafür, dass die Mission weiterhin erfolgreich verlaufen kann.“

+++15.15 Uhr+++: Im ESA-Kontrollzentrum gibt Andrea Accomazzo, der Operations-Manager der Rosetta-Mission, eine kurze Zwischenmeldung zum aktuellen Stand: „Alle Systeme hier sind vorbereitet“, sagt er. „Wir sind bereit, Rosettas Signal zu empfangen.“ Die Europäische Weltraumbehörde ESA hat mehrere weltweit mehrere Empfangsantennen, auch in Zusammenarbeit mit der Nasa. „Unsere Kollegen in Kalifornien werden zuerst ein Signal bekommen können“, sagt Accomazzo. Er erwartet das Signal wie geplant in drei Stunden. Technisch sei es zwar möglich, dass es schon eher komme, aber praktisch sei das sehr unwahrscheinlich.

+++15 Uhr+++: Nicht nur in Darmstadt steigt die Spannung immer mehr, sondern auch an der TU Braunschweig. Professor Karl-Heinz Glaßmeier vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik der TU Braunschweig hatte heute Vormittag noch eine Vorlesung und ist nun aber gedanklich voll bei Rosetta. Immerhin befasst er sich seit fast 25 Jahren mit diesem Projekt. „Ich bin natürlich ziemlich aufgeregt, aber wir werden frühestens 18.30 Uhr ein Signal von Rosetta erhalten“, sagt er am Telefon. „Wir versuchen jetzt gerade, mit unserem Kollegen Ingo Richter, der ja im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt ist, eine Verbindung aufzubauen, damit wir heute Abend auch von im live Informationen bekommen, wenn wir im Haus der Wissenschaft auf das Signal warten.“

Prof. Karl-Heinz Glaßmeier
Prof. Karl-Heinz Glaßmeier

Glaßmeier zufolge wird solch ein Wecken aus dem Tiefschlaf nicht zum ersten Mal durchgeführt. „Das hat man zum Beispiel bei der Raumsonde Giotto schon mal erfolgreich gemacht, die 1986 am Kometen Halley vorbeigeflogen ist. Giotto war dreieinhalb Jahre im Tiefschlaf, um Energie zu sparen“, erläutert er. „Die ESA hat Erfahrung mit solchen Prozeduren – das ist eine wirklich professionelle Truppe in Darmstadt. Man hat dort alles getan, was man kann. Jetzt hängt alles davon ab, was Rosetta kann und will.“

Niemand weiß, was der Sonde in den vergangenen 31 Monaten widerfahren ist. Theoretisch könnte sie zum Beispiel eine Begegnung mit einem Gesteinsbrocken gehabt haben, was die Kontaktaufnahme mit der Erde beeinträchtigen könnte. „Aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist so gering wie ein Sechser im Lotto. Natürlich sind solche komplexen technischen Systeme anfällig, aber wenn das Risiko zu groß gewesen wäre, hätte man es nicht gewagt. Also: Es wird schon alles klappen. Es muss einfach klappen.“

+++13.55 Uhr+++: Im ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt endet in wenigen Minuten die Mittagspause und Wissenschaftler informieren über Details der Rosetta-Mission. Die Sonde und ihr Landegerät sind wie High-Tech-Labore ausgestattet: Wissenschaftler vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik der TU Braunschweig haben zwei Messinstrumente mitentwickelt. Eines befindet sich direkt auf der Sonde, und eines auf dem Landegerät. Damit wollen sie das Magnetfeld des Kometen und seine physikalischen Eigenschaften messen. Fachleute vom TU-Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze haben einen Rechner entwickelt, mit dem flüchtige Bestandteile analysiert werden sollen. Außerdem waren sie für Teile der Kamera zuständig, die detaillierte Bilder liefern soll. Am TU-Institut für Theoretische Physik werden numerische Simulationen zur Physik der Kometen durchgeführt, die auch für die Planung der Flugmanöver in Kometennähe benötigt werden.

+++13 Uhr+++: Vor Ort in Darmstadt ist auch Dr. Ingo Richter vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik der TU Braunschweig. Die Universität sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig sind an der Mission intensiv beteiligt.

Dr. Ingo Richter
Dr. Ingo Richter

So haben Wissenschaftler der TU beispielsweise zwei Messinstrumente mitentwickelt. Immerhin ist die Raumsonde samt ihrem Kometen-Landegerät ein Minilabor, ausgestattet mit mehreren Instrumenten. Die Forscher wollen damit mehr über den Aufbau des Kometen erfahren. Richter erzählt am Telefon, dass im Kontrollzentrum gerade Mittagspause ist. „Um 14 Uhr geht es weiter mit Vorträgen. Die Stimmung hier ist ziemlich gelassen. Im Moment sind alle guter Dinge, dass es erfolgreich verläuft. Wir können ja sowieso nicht eingreifen – das Signal zum Aufwachen ist von der Sonde automatisch gegeben worden. Wir können nur abwarten.“

+++12.55 Uhr+++: Johann-Dietrich Wörner, Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Vorsitzender des ESA-Rats spricht im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt zu Journalisten. Er erläutert das Ziel der Mission: Rosetta schaue zurück in Vergangenheit, um Fragen der Zukunft zu beantworten. Wie begann alles vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren? Wie entstand unser Sonnensystem? Wie kamen die Bausteine des Lebens auf die Erde, also zum Beispiel Aminosäuren und Wasser? Wissenschaftler vermuten, dass organische Moleküle durch Kometeneinschläge auf die Erde gelangt sind.

+++12.30 Uhr+++: Im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt steigt die Spannung. Seit 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll die Raumsonde ihre Systeme hochfahren. Sie ist etwa 800 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Experten der ESA erläutern Journalisten im Moment, wie das Aufwachen ablaufen soll: Rosetta wird ihre Rotation verlangsamen und ihre Sonnensegel zur Sonne ausrichten, um die Energieversorgung hochzufahren. Dann soll sie ihre Antenne gen Erde ausrichten, damit sie schließlich am Abend das heiß ersehnte Signal nach Darmstadt senden kann: „Alle Systeme laufen.“ Ein Signal von der Sonde zur Erde ist übrigens rund 45 Minuten unterwegs – umgekehrt dauert genauso lange.

+++11.15 Uhr+++ Nach 31 Monaten „Tiefschlaf“ im Energiesparmodus wird die Raumsonde Rosetta heute geweckt, das heißt: Sie fährt ihre Systeme komplett hoch. Um 11 Uhr begann der Vorgang, der sich bis in den Abend hinziehen wird. Wissenschaftler der TU Braunschweig haben vor wenigen Tagen einen Kurzfilm gedreht, um das Aufwachen symbolisch zu unterstützen. Die Europäische Weltraumbehörde (ESA) hatte dazu einen Wettbewerb auf ihrer Facebook-Seite ausgerufen. Auf den Macher des Beitrags, der die meisten Stimmen erhält, wartet ein besonderes Highlight: Er oder sie kann im November im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt dabei sein, wenn Rosetta ein Landegerät auf den Kometen schickt – ein Vorgang, den es noch nie zuvor gab. Hier können Sie für den Beitrag der TU abstimmen: http://woobox.com/vqgzq5/vote/for/1840173