Die große Nachfrage nach dem Deutschlandticket überlastet die Systeme der Deutschen Bahn. Diese bittet Käufer jetzt um etwas Geduld.

Das Deutschlandticket ist offenbar sehr beliebt: Seit Montag kann das bundesweite Ticket für Busse und Bahnen genutzt werden – sofern man es denn bekommt. Denn zum Start des 49-Euro-Tickets lief manches noch nicht ganz rund. Auf der Webseite der Deutschen Bahn kommt es derzeit zu einer Störung. „Momentan versuchen viele Personen gleichzeitig ein Deutschlandticket zu kaufen, so dass unsere Systeme leider überlastet sind. Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut“, heißt es dort aktuell. Auch in der DB-App wird die Meldung angezeigt.

Nach einer Hochrechnung des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben weit mehr als drei Millionen Menschen schon für den Mai den neuen Fahrschein gelöst, der bundesweit im öffentlichen Personennahverkehr gilt. Darunter sind dem Verband zufolge 750.000 Menschen, die bisher kein Nahverkehrs-Abo besaßen.

Deutschlandticket: Defizite bei Digitalisierung

Das Ticket wird von den allermeisten regionalen Verkehrsunternehmen und der Deutschen Bahn vertrieben. Außerdem bieten verschiedene Unternehmen Apps an, über die das monatlich kündbare Abo abgeschlossen werden kann. Bei Kontrollen kann das Abo per Chipkarte oder per Handyticket vorgezeigt werden. Bis zum Jahresende werden auch Papiertickets mit QR-Code ausgegeben.

Die von den Fahrgästen beklagten Schwierigkeiten bei Bestellung und Versand des neuen Deutschlandtickets zeigen aus Sicht von Verkehrsminister Volker Wissing Defizite bei der Digitalisierung. „Das sind Probleme, die damit zusammenhängen, dass wir keine ausreichende Digitalisierung im Vertrieb haben“, sagte der FDP-Politiker. Diese Schwierigkeiten seien aber keineswegs überall aufgetreten. Man dürfe veralteten Strukturen nicht einfach fortschreiben und sich nach dem Motto schönreden: „Ja, das Papierticket hat sich doch so bewährt. Das ist doch wunderbar.“ Man sehe gerade, was für Probleme es bereite.

Rolf Erfurt, Vorstand bei den Berliner Verkehrsbetrieben, räumte ein, dass es Probleme bei den Chipkarten-Herstellern gegeben habe. „Das ist aber jetzt behoben, und alle Chipkarten werden jetzt auch versandt.“

Die Nachfrage nach dem Deutschlandticket ist offenbar größer als erwartet: Die Systeme der Bahn sind überlastet.
Die Nachfrage nach dem Deutschlandticket ist offenbar größer als erwartet: Die Systeme der Bahn sind überlastet. © Sebastian Gollnow/dpa

49-Euro-Ticket: Mehr Nachfrage, aber nicht plötzlich

Der VDV und die Deutsche Bahn gehen davon aus, dass sich perspektivisch 17 Millionen Menschen das Deutschlandticket zulegen werden. Mit überfüllten Zügen gleich im Mai wird aufgrund des Tickets aber nicht gerechnet. „Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Deutschlandticket einen spürbaren Nachfrageschub haben werden“, sagte Evelyn Palla, die im Vorstand der Deutschen Bahn für den Regionalverkehr zuständig ist, der Deutschen Presse-Agentur. „Der wird aber nicht schlagartig zum 1. Mai eintreten.“

Das 9-Euro-Ticket sei eine begrenzte Aktion für drei Monate gewesen, „wo jeder rasch in den Besitz des Tickets kommen wollte, um es auszukosten“, sagte Palla. Die Nachfrage beim Deutschlandticket werde sich über die kommenden Monate kontinuierlich aufbauen.

„Wir rechnen damit, dass die Nachfrage nach dem Deutschlandticket besonders in den Städten und in den Metropolregionen hoch sein wird. Dort haben wir auch das dichtere ÖPNV-Angebot“, sagte auch DB-Managerin Palla. „Wir haben beim 9-Euro-Ticket gesehen, dass wir mehr Tickets in den Regionen verkauft haben, wo wir ein gutes ÖPNV-Angebot haben. Deswegen ist es mir so wichtig, dass wir gerade dort Angebote für den umweltfreundlichen öffentlichen Personennahverkehr schaffen, wo es heute noch nicht ausreicht. (lro/dpa)