Paris/Wolfsburg. Lena Oberdorf kann doch spielen – und ist an der spielentscheidenden Szene beim 1:0 des VfL im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse mittendrin.

Das war ein doppelter Coup des VfL Wolfsburg! Erst vor dem Spiel, als er Paris St. Germain im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League mit seiner Startaufstellung überraschte. Und dann im Spiel, weil die Wolfsburgerinnen sich mit dem 1:0 (0:0) eine Top-Ausgangsposition für das Rückspiel am Donnerstag, 30. April, um 18.45 Uhr in der VW-Arena geschaffen haben. Dominique Janssen traf.

Mehr zu den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg:

Coup Nummer 1 ist den Wolfsburgerinnen im Vorfeld gelungen: Dass Lena Oberdorf nur fünf Tage nach einer Verstauchung des rechten Kniegelenks aus dem Spiel gegen Turbine Potsdam nun in der Startelf stehen würde, hatte der Klub selbst bis Sonntag nicht geglaubt – und dann bis kurz vor dem Anpfiff geheimgehalten. Eigentlich, so war die Sprachregelung des VfL bis einschließlich Dienstag, falle die beste Nachwuchsspielerin der vergangenen EM für diese Partie sicher aus. Dass der Wolfsburg-Star doch dabei war, dürfte Paris’ Verantwortliche kurzfristig überrascht haben.

Lange Zeit fand die beste Nachwuchsspielerin der EM offensiv nicht so statt wie gewohnt, wurde von PSG gut aus dem Spiel genommen, defensiv war sie aber mit zahlreichen Ballgewinnen wichtig. Im Angriff wurde sie später aber noch ein entscheidender Faktor.

Lena Oberdorf (rechts, gegen Paris' Sandy Baltimore) konnte überraschend doch spielen, kam mit dem VfL Wolfsburg bei PSG zu einem 
Lena Oberdorf (rechts, gegen Paris' Sandy Baltimore) konnte überraschend doch spielen, kam mit dem VfL Wolfsburg bei PSG zu einem  © imago/PanoramiC | JB Autissier

VfL mit wenigen Chancen, aber hinten aufmerksam

Doch erst einmal war Oberdorfs defensiver Einsatz wichtig. Denn ihre besten Momente hatten die Französinnen, wenn sie das Mittelfeld schnell überbrückten und mit viel Tempo auf Wolfsburgs Abwehrreihe zuliefen. Kadidiatou Diani, Paris’ beste Stürmerin, hatte zwei Top-Gelegenheiten. Gleich zu Beginn blockte sie Janssen (2.), später köpfte sie freistehend daneben (33.). Kurz zuvor hatte die Ex-VfLerin Ramona Bachmann nach einem Konter vergeben, hatte erst Marina Hegering ausgetanzt, doch Merle Frohms war noch schnell mit dem Fuß zur Stelle gewesen (32.).

Und der VfL? Er begann nicht gut, das Team kam nach einer Viertelstunde kurz zusammen und besprach sich. Von da an war Wolfsburg optisch überlegen, hatte aber so seine Probleme, die gut verteidigenden Gastgeberinnen in Bedrängnis zu bringen. Immer wieder war Wolfsburg gezwungen, über Hegering aufzubauen – und häufig waren deren lange Bälle leichte Beute für die Abwehr. Ewa Pajor, Toptorjägerin der Champions League, vergab die einzige VfL-Großchance der ersten Hälfte, als ihr Schuss nach krassem Fehler von PSG-Torhüterin Sarah Bouhaddi von der starken Elisa de Almeida noch geblockt wurde (11.).

Knappe Entscheidung: Sakina Karchaoui fällt im VfL-Strafraum über Marina Hegerings Knie. Vorher hatte die VfL-Verteidigerin aber den Ball gespielt. Deswegen gab’s nach Ansicht der Videobilder keinen Elfmeter gegen Wolfsburg.
Knappe Entscheidung: Sakina Karchaoui fällt im VfL-Strafraum über Marina Hegerings Knie. Vorher hatte die VfL-Verteidigerin aber den Ball gespielt. Deswegen gab’s nach Ansicht der Videobilder keinen Elfmeter gegen Wolfsburg. © imago/PanoramiC | JB Autissier

Zweifacher VAR-Einsatz – mit jeweils besserem Ende für den VfL

Die Gäste machten nach der Halbzeit einen sortierteren Eindruck im Aufbau, ließen Paris nicht mehr mit so viel Druck auf die Abwehrkette anlaufen. Das klappte aber nur bis zur 54. Minute: Sakina Karchaoui brach durch, Hegering stoppte sie im eigenen Strafraum. Auf dem Feld entschied Schiedsrichterin Rebecca Welch auf Strafstoß, nahm ihre Entscheidung aber nach Ansicht der Szene (den Videobeweis gibt’s erst ab dem Viertelfinale) zurück. Grund: Hegering hatte erst den Ball gespielt – und dann Karchaoui am Knie erwischt.

Der Videoschiedsrichter blieb wichtig in dieser Partie. Auf der anderen Seite lief’s genau andersherum: Ecke Wolfsburg, Kopfball Oberdorf, und aus wenigen Zentimetern köpfte sie den Ball an de Almeidas Hand. Auch diese Szene wertete Welch erst anders, schaute noch einmal drauf und gab Handelfmeter. Bei den Männern geriet diese kleinliche Auslegung Dortmund und Leipzig im Königsklassen-Achtelfinale zum Nachteil, die Wolfsburgerinnen profitierten gleich doppelt, weil die bereits verwarnte Pariser Verteidigerin Gelb-Rot sah (und auch im Rückspiel fehlt). Und weil Janssen, die von der Uefa zur Spielerin des Spiels gekürt wurde, sich diese Chance nicht entgehen ließ, Bouhaddi verlud und für das vielumjubelte 1:0 sorgte – Coup Nummer 2.

Paris gibt sich auch in Unterzahl nicht geschlagen

Trotz Unterzahl zog sich Paris nicht zurück, hatte aber nicht die ganz großen Chancen auf den Ausgleich. Wolfsburg ging nicht mit aller Macht auf ein weiteres Tor, hatte aus dem Spiel heraus auch in Überzahl nichts Großes vorzuweisen. Doch mit diesem 1:0 können sie in Wolfsburg hochzufrieden sein.

Mehr aus dem Wolfsburger Sport:

Bevor der VfL in gut einer Woche diesen Auswärtssieg veredeln will, wartet in der Bundesliga noch das Spitzenspiel bei Verfolger Bayern München (Samstag, 17.55 Uhr).

Spiel kompakt:

Paris St. Germain: Bouhaddi – Lawrence, de Almeida, Geyoro, Karchaoui – Hamraoui, Jean-Francois, Bachmann (66. Fazer) – Groenen, Diani, Baltimore (66. Vangsgaard).

VfL Wolfsburg: Frohms – Hendrich, Hegering, Janssen, Rauch – Oberdorf (79. Jonsdottir), Lattwein – Huth, Roord (73. Brand), Popp – Pajor (89. Bremer).

Tor: 0:1 Janssen (62./Handelfmeter).

Gelbe Karten: Groenen, Karchaoui, Fazer / Brand.

Gelb-Rot: De Almeida (Paris/60.).

Schiedsrichterin: Rebecca Welch (England).