Köln/Wolfsburg. In einer Abwehrschlacht setzt sich der Fußball-Bundesligist 1:0 beim Europapokal-Qualifikanten durch. Der Wölfe-Ersatztorwart wird zum Helden.

Florian Kohfeldt ist am Samstagnachmittag der Sieger im Trainerduell mit seinem Kölner Kollegen und Kumpel Steffen Baumgart. Doch der Chefcoach des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg bleibt trotz des 1:0 (1:0)-Siegs über den 1. FC Köln nur der Verlierer und Glückwunsch-Überbringer in der Pressekonferenz. Während der Gastgeber mit seinen 50.000 Fans im ausverkauften Stadion schon den Europapokal-Einzug feiert, gehen die Wölfe 2021/22 leer aus.

Alle Infos zu den Anreise-Problemen der Wölfe lesen Sie hier.

Florian Kohfeldt: „41 Punkte sind nicht der Anspruch fürs neue Jahr“

„Wir haben es über die gesamte Saison nicht geschafft“, sagt Kohfeldt, „uns in die Position zu bringen, um diese Plätze zu kämpfen.“ Er bemüht sich zwar zu betonen, dass das Erreichen des Klassenerhalts im Dezember und Januar für viele im Klub bereits ein zufriedenstellendes Ziel in Anbetracht der Umstände gewesen sei. Doch weil er weiß, dass das ob des üppigen VfL-Etats komisch klingt, schiebt er schnell nach: „41 Punkte sind nicht der Anspruch fürs neue Jahr. Im nächsten wollen wir gern wieder um diese (Europapokal-)Plätze mitspielen.“

Immerhin: Den im Vorfeld ausgerufenen Charaktertest in Köln haben die Grün-Weißen bestanden, weil sie sich in einer Abwehrschlacht behaupteten und einen, wenn auch glücklichen Sieg feierten. Für das goldene Tor sorgte der Ex-Kölner Yannick Gerhardt kurz vor der Pause bei einem der wenigen, dann aber meist gut vorgetragenen Konter der ersatzgeschwächten Wolfsburger. Die Ausfälle von Torwart und Kapitän Koen Casteels (Schulterprobleme) und Linksverteidiger Jerome Roussillon (Fußverletzung) zwangen Kohfeldt zu zwei Umstellungen. Matchwinner Pavao Pervan und Micky van de Ven (Startelfpremiere in der Bundesliga) durften ran. Letzterer, weil auch Sebastiaan Bornauw (Rückenprellung) nicht rechtzeitig fit geworden war.

Mehr zum Thema:

Pavao Pervan glänzt für den VfL Wolfsburg

Pervan avancierte zum großen Rückhalt gegen die die meiste Zeit anrennenden Kölner. Mit Paraden gegen Modeste (3. Minute) und Benno Schmitz (6.), dessen Schuss er an den Pfosten lenkte, verhinderte er einen Rückstand. Auch Salih Özcan (19.) hätte den FC in Führung bringen können, doch Lacroix stellte sich noch rechtzeitig in den Weg.

Der VfL befreite sich im Verlauf der ersten Hälfte, fand bis zur Pause offensiv nur zweimal statt. Erst vergab Max Kruse trotz freier Schussbahn (30.). Dann kam der Ball über Lukas Nmecha und Jonas Wind an den langen Pfosten zu Gerhardt, der ihn zum überraschenden 0:1 (43.) ins Tor schob. Aus abseitsverdächtiger Position. Doch nach der Überprüfung durch den „Video Assistant Referee“ (VAR) galt der schön herausgespielte Treffer.

Der VfL Wolfsburg verfehlt sein Saisonziel klar

So ging es auch nach der Pause weiter: doppelter Doppelpass zwischen Ridle Baku und Kruse, Baku diagonal in die Spitze auf Nmecha – Tor (55.)! Doch der VAR kassierte das vermeintliche 0:2 wegen Abseits’ ein. Die Entscheidung war vertagt. Von da an drückten wieder die Kölner. Florian Kainz nahm zweimal Maß. Erst rettete Pervan (53.), wenig später wäre er machtlos gewesen, doch der abgefälschte Schuss ging am Tor vorbei (59.).

Entlastung gab es selten. Modeste (69./74./90.+5) fand drei weitere Male seinen Meister in Pervan. Die Kölner Fans stürmten trotz der Niederlage vor Freude über das Erreichen eines Europapokal-Wettbewerbs den Platz, während Kohfeldt und Co. trotz Siegs am vorletzten Spieltag ihr Saisonziel klar verfehlten. Der Trainer hat die Spielzeit aber nicht abgehakt, sagt vor dem abschließenden Heimspiel gegen Meister München (Samstag, 15.30 Uhr): „Entspannt wird ab nächstem Sonntag, keinen Tag früher.“

Spiel kompakt:

1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz (81. Schindler), Kilian (87. Lemperle), Hübers, Hector – Özcan, Skhiri – Thielmann (62. Ljubicic), Uth (87. Duda), Kainz (81. Schaub) – Modeste.

VfL Wolfsburg: Pervan – Baku, Lacroix, Brooks, van de Ven (68. Vranckx) – Schlager, Arnold – Gerhardt, Wind (90.+2 Bialek), Kruse (68. F. Nmecha) – L. Nmecha (87. Lukebakio).

Tore: 0:1 Gerhardt (43.).

Gelbe Karten: - / Nmecha (4), Bialek (1).

Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg).

Zuschauer: 50.000 (ausverkauft).