Wolfsburg. Beim Kantersieg gegen Mainz trifft Max Kruse dreifach. Jonas Wind erzielt zwei Tore. Ist der Abstiegskampf jetzt vorbei?

Das war ein riesiger Schritt für den VfL Wolfsburg. Die Führungsriege des Fußball-Bundesligisten hatte eine Reaktion auf die Schmach von Dortmund gefordert – und sie auch bekommen. Vor 19.055 Zuschauern in der VW-Arena sorgten am Freitagabend Max Kruse mit einem Dreierpack und Jonas Wind mit zwei Toren für einen 5:0 (5:0)-Sieg gegen den FSV Mainz. Damit sammelten die Wölfe Big Points im Abstiegskampf.

Florian Kohfeldt ersetzte Maxence Lacroix, für den es wegen seiner Oberschenkelverletzung doch nicht für einen Platz im Kader gereicht hat, durch Jerome Roussillon. Und: Der Trainer wechselte die taktische Formation, zog Ridle Baku zurück und stellte auf eine Viererkette um. Zuletzt hatte er diese Variante gegen Unio Berlin gewählt. Ergebnis damals: 1:0 für den VfL.

Florian Kohfeldt lebt das Motto vor

War das schon ein gutes Omen? Jedenfalls war es Kohfeldt, der mit aller Vehemenz das vorlebte, was Marcel Schäfer am Donnerstag gefordert hatte. Vor allem, so der Sportdirektor, wolle er Arbeit und Leidenschaft sehen. Und der Wölfe-Coach ging mit gutem Beispiel voran. Er brüllte, gestikulierte, gab Anweisungen mit vollem Körpereinsatz und diskutierte munter mit dem vierten Offiziellen. Und in der 8. Minute durfte der 39-Jährige zum ersten Mal explodieren – und zwar vor Freude. Lukas Nmecha, spitzelte eine Baku-Flanke mit der Hacke gegen den Pfosten. In der Mitte staubte Sturm-Kollege Wind zum 1:0 ab.

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Und das war nur der Anfang des Torreigens. Die VfL-Profis nahmen sich das Credo Schäfers ebenso zu herzen wie ihr Trainer. Sie mischten allerdings auch noch eine ordentliche Portion des dritten Teils des VfL-Slogans mit dazu: nämlich fußballerische Finesse.

Max Kruse und Jonas Wind machen ernst

Ein Beispiel: der dritte Treffer der Grün-Weißen. Kruse war in der 35. Minute der Vollstrecker einer scharfen Flanke des starken Baku. Der 24-Jährige hatte das Spielgerät direkt in den Strafraum geflankt, nachdem es Maximilian Arnold aus dem Mittelfeld auf die rechte Außenbahn geschlagen hatte.

Im ersten Durchgang spielten die Wölfe wie entfesselt, als hätte es die 1:6-Klatsche in Dortmund nie gegeben. Und wie schon nach dem 4:0-Erfolg über Bielefeld stellt sich die Frage: Wie kann innerhalb so weniger Tage das Niveau so sehr schwanken?

Sei’s drum. Gegen Mainz taten es die Wölfe dem BVB gleich und hatten die Partie zur Pause längst entschieden. Gut, ein wenig half der Gegner auch mit. Niklas Tauer hatte nach 21 Minuten nach einer Notbremse rot gesehen. Das brachte Platz. Kruse verwandelte den fälligen Elfmeter und markierte auch den 5:0-Pausenstand. Auch Wind erzielte einen weiteren Treffer.

Auch Koen Casteels ist auf dem Posten

Den zweiten Durchgang konnte dann auch Kohfeldt etwas entspannter beobachten, den Puls etwas senken. Das Spiel war längst entschieden. Und wenn die Gäste doch einmal gefährlich, wie in Hälfte 1 durch Jonathan Burkardt – nach dicken Patzer von Sebastiaan Bornauw – war Keeper Koen Casteels zur Stelle.

Der VfL schnürte den FSV ein. Die Durchschlagskraft der ersten Hälfte war aber nicht mehr vorhanden. Nicht nur Schäfer hatte vor der Partie eine Forderung. Auch der Cheftrainer gab ein Motto vor. Mit einer Mischung aus Anspannung, ein bisschen Wut ob der Klatsche beim BVB und einem Schuss Lockerheit sollten seine Schützlinge auftreten. Die Wut hatten sie sich nach 45 Minuten von der Seele geballert. Damit konnte auch die Anspannung abfallen. Und der Schuss Lockerheit – tja, auch der half beim Kantersieg gegen Mainz.

Nach dem 1:6 herrschte Verdruss am Mittellandkanal. Und das völlig zurecht! Nun haben die Wölfe vorgelegt. Und wie! Die Stimmung sollte an diesem Wochenende deutlich freundlicher sein im VfL-Tross. Denn mit nun 37 Punkten bei noch drei ausstehenden Spielen haben sie einen enormen Sprung in Richtung Klassenerhalt gemacht. Es ist zwar ein Ziel, das sich vor dieser Spielzeit in Wolfsburg niemand auf die Fahnen geschrieben hat – ob des Saisonverlaufs muss es dennoch als Erfolg gewertet werden.