Riga/Gifhorn. Der Boxer des BC Gifhorn kehrt trotz K.o.-Niederlage gegen Profi-Weltmeister Briedis erhobenen Hauptes zurück. Vielleicht geht’s bei den Profis weiter.

Mit drei Niederschlägen, aber erhobenen Hauptes verließ Artur Mann den „Rumble in Riga“: Für den Herausforderer des BC Gifhorn war der WM-Traum gegen IBF-Champion Mairis Briedis (Lettland) in Runde 3 ausgeträumt, zuvor schickte der 36 Jahre alte Weltmeister im Cruisergewicht den „Thunderman“ drei Mal in den Ringstaub. Das Wichtigste: Mann ist gesund, musste trotz des Knockouts nicht ins Krankenhaus. Im Gegensatz zu Briedis.

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Mann hatte seine Profikarriere vor gut einem Jahr eigentlich beendet gehabt, komplett mit dem Boxen aufgehört. Sein langjähriger Coach Vitali Boot überzeugte ihn dann von einer Rückkehr ins Amateurlager. Das gemeinsame Ziel: Olympia 2024 in Paris. Der Anruf von Promoter Kalle Sauerland mit der Anfrage, gegen den Weltmeister zu boxen, hat die Pläne etwas durchkreuzt. Mann sagte zu, diese einmalige Chance wollte er sich nicht entgehen lassen.

Erster Niederschlag in Runde 2

Im Nachhinein war die Vorbereitungszeit dann einfach zu kurz. „Mit acht bis zehn Wochen und einer richtigen Sparringsphase wäre mehr drin gewesen“, so Mann, der das keineswegs als Ausrede nutzen wollte. Aber er hat am Samstagabend in Riga gesehen, dass auch mehr möglich gewesen wäre. Runde 1 schnappte sich der frech auftretende 31-Jährige mit einem offensiven Auftritt, lag bei zwei von drei Punktrichtern mit 10:9 vorne.

Das Problem: Damit hatte er Briedis offenbar gekitzelt, der dann aktiver wurde. Und in der zweiten Runde eine Unaufmerksamkeit in der Deckung mit einer satten Rechten gnadenlos ausnutzte. „Da habe ich einen kurzen Moment nicht aufgepasst“, gab der Herausforderer zu. Mann ging zu Boden, nutzte die zweite Pause, um sich wieder zu berappeln.

Boot: Mit einem wie Briedis spielt man nicht

Doch es lief nicht mehr so, Spannung und Konzentration waren weg. „Arturs Deckung ging runter, er hat ein wenig gespielt. Das macht man nicht mit dem besten Mann der Gewichtsklasse“, wusste Boot. Briedis bestrafte Mann hart, schickte ihn noch weitere zwei Mal zu Boden, danach nahm der deutsche Ringrichter Jörg Milke den „Thunderman“ aus dem Kampf – technischer K.o. in Runde 3.

Dem neuen und alten Weltmeister hatte er allerdings noch ein „Andenken“ (Mann) verpasst und ihn hart getroffen. Briedis blutete stark aus der Nase, musste später noch ins Krankenhaus. Bei dem 31-Jährigen sei nach eigener Aussage „alles gut. Auch mit dem Kopf ist alles okay“. Boot meinte, dass sein Schützling nach dem schweren Nasentreffer eine Chance auf die Überraschung gehabt hätte, wenn Mann es noch einmal in die Ringpause geschafft hätte.

Am Montag geht’s zur Spätschicht

Und jetzt? Am Sonntagmittag ging es mit dem Flieger von Riga nach Frankfurt, von dort aus in die Heimat. Nachdem Mann für fünf Wochen von Arbeitgeber VW-Nutzfahrzeuge freigestellt wurde, soll’s am Montagnachmittag zur Spätschicht wieder ins Werk nach Hannover-Stöcken gehen. „Ich freue mich auch darauf, wieder arbeiten zu gehen. Ich habe das schon ein bisschen vermisst“, so Mann, der sich vorher natürlich auf die Zeit mit der Familie, mit Frau Viktoria und Sohn Artjom freute.

Wie es mit der Box-Karriere weitergeht, ist dagegen offen. Das Comeback bei den Profis könnte trotz der zweiten K.o.-Niederlage nach dem IBO-WM-Fight im März 2019 gegen Kevin Lerena noch länger andauern. „Ich werde nicht sagen, dass es das war. Aber um noch einmal so einen Kampf zu machen, bräuchte ich schon ein oder zwei Aufbaukämpfe.“ Vor allem eine ordentliche Sparringsphase hatte gefehlt. Boot meint: „Artur hat sich gut präsentiert. Keiner dort hat uns gesagt, dass er aufhören sollte.“ Es könnte aber auch sein, dass Mann erst einmal wieder bei den Amateuren boxt. Alles ist offen, denn der „Thunderman“ konnte erhobenen Hauptes zurückkehren.