Hannover. Eintracht Braunschweig ist im Niedersachsenderby bei Hannover 96 über weite Strecken das frechere Team, muss aber den späten Ausgleich hinnehmen.
Für den ersten Derbysieg bei Hannover 96 seit 29 Jahren reichte es nicht für Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig. Doch zumindest holte der Aufsteiger erstmals seit 2013 wieder einen Zähler am Maschsee, blieb im zweiten Spiel in Folge ungeschlagen und beendete mit einer frechen Vorstellung am Samstagnachmittag die vier Spiele andauernde Siegesserie des Erzrivalen.
Die dickste Chance des 1. Durchgangs geschah kurz vor dem Pausenpfiff – für Hannover. Ex-Braunschweiger Havard Nielsen hatte den Ball, der zuvor viel zu lange durch den Strafraum der Eintracht gesegelt war, aus kurzer Distanz aufs Tor geköpft. Und nur dem gedankenschnellen Jasmin Fejzic war es zu verdanken, dass es mit 0:0 in die Pause ging. Der 36-Jährige vereitelte die Großchance mit einer Glanzparade.
Eintracht Braunschweig im Derby gegen Hannover
Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 – Spielunterbrechung kurz nach Anpfiff
Zuvor hatten sich die Rivalen in 45 nervös und fahrig geführten Minuten einen offenen Schlagabtausch geliefert. Allerdings erst mit etwas Verzögerung. Denn kurz nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Patrick Ittrich, dem es nicht immer gelang, eine klare Linie bei seinen Entscheidungen zu finden, zündeten die Fans beider Mannschaften Rauchtöpfe und bengalische Fackeln. Die Braunschweiger, die sich schon beim Einmarsch ins Niedersachsenstadion mit Böllern bemerkbar gemacht hatten, zeigten eine schicke Choregraophie, schossen aber auch mit Raketen unters Dach der Arena.
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Erst danach ging es sportlich zur Sache. Und die Mannschaft von Trainer Michael Schiele, die im Vergleich zum 4:2-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg in unveränderter Startformation auflief, begann mutig. Nach einem Flugball des lange starken Brian Behrendt verpasste Ausnahmekönner Immanuel Pherai nur knapp die frühe Führung.
Auf der Gegenseite scheiterte Nicolo Tresoldi nach einer cleveren Umschaltaktion aus etwa 16 Metern. In den Zweikämpfen ging es durchaus hitzig, aber nie unfair zur Sache, wenngleich Ittrich zwei Braunschweiger früh mit Verwarnungen bedachte, die Karten auf der Gegenseite bei vergleichbaren Aktionen aber stecken ließ. Behandlungspausen gab es gleichwohl mehrere.
Eintrachts Marx scheitert mit Freistoß an Hannovers Torwart Zieler
Vieles passierte nur in Ansätzen, in der letzten Linie agierten die Derby-Widersacher aufmerksam und ließen wenig zu. Einen Freistoß von Jan-Hendrik Marx faustete Weltmeister Ron-Robert Zieler im 96-Tor etwas überrascht nur weg. Die rechte Braunschweiger Seite hatten die Hannoveraner offenbar als Braunschweiger Schwachpunkt ausgemacht und zogen viele Angriffe über Derrick Köhn auf. Im blau-gelben Trikot kämpfte sich Anton Donkor trotz früher Gelb-Vorbelastung gut ins Spiel, Anthony Ujah gefiel mit zahlreichen gewieften Aktionen.
Durchgang zwei begann wie der erste – mit Pyrotechnik auf beiden Seiten und einer Druckphase der Eintracht. Abermals hatte Pherai gute Ideen, im Abschluss blieben die Löwen aber zu harmlos. Schiele brachte dann Danilo Wiebe für Robin Krauße, der gelb-rot-gefährdet war. Dann ein Moment zum Zungeschnalzen: Pherai, der Lausbub, setzte einen Eckball frech und direkt ans Lattenkreuz.
Eintracht Braunschweig gerät nach Führung in Druckphase Hannovers
Doch wenig später gab es wirklich Grund zum Jubeln. Nach einer Hereingabe von Wiebe stieg Ujah am Höchsten und nickte ein. 96 hatte in der Phase des Braunschweiger Tores leblos und gehemmt gewirkt. Zieler war geschlagen, der Torschütze riss sich das Trikot vom Leib und 4200 Braunschweiger feierten zunächst ausgelassen, dann unnötigerweise mit Böller-Schüssen.
Fast wäre die Unruhe bestraft worden, denn Nielsen köpfte auf der Gegenseite den Ball an die Latte. Die Schrecksekunde überstand die Eintracht im Verbund, doch Hannover drückte jetzt angepeitscht von ihren aufgebrachten Fans. Und Hannover schlug zu.
Nach einer Flanke war Nielsen am ersten Pfosten zur Stelle und glich aus (77.). Fejzic tobte, der Ball sei im Aus gewesen. Es gab eine handfeste Rudelbildung. Doch der Treffer zählte und eine heiße Schlussphase kündigte sich an.
Der eingewechselte Niko Kijewski hatte noch eine gute Chance per Freistoß. Auf der Gegenseite versuchte es Cedric Teuchert. Doch das war es. Die Eintracht holt einen Punkt im Derby.