Braunschweig. Der Verband hat Qualifikationskriterien festgelegt. Sechs Athleten aus Braunschweig und Wolfsburg haben gute Karten über die Bestenlisten.

Allmählich rollt das Wettkampfgeschehen in der Leichtathletik richtig an. Die Athleten messen sich nach der Corona-Auszeit wieder mit der Konkurrenz. Und damit dies auch international unter den geforderten Hygienebedingungen und ohne Flugreisen möglich ist, wurden innovative Formate entwickelt. National geht es sowieso, wenn auch meist ohne Zuschauer. Seit Wochenbeginn wissen die deutschen Athleten, wie sie sich für die Geister-Meisterschaften in Braunschweig qualifizieren können, denn der DLV hat Ausschreibung und Bestenlisten veröffentlicht und spätestens damit die kurze Normjagd eröffnet.

Dabei fährt man beim Verband zweigleisig. Nach dem ursprünglichen beantragten Programm unter scharfen Corona-Einschränkungen sind nur 10 Starter in den technischen Disziplinen und 16 auf der Bahn vorgesehen. Dabei ging man davon aus, dass Mittelstrecken nicht stattfinden dürfen und die kürzeren Strecken jeweils mit einer freien Bahn zwischen den Startern ausgetragen werden müssen.

Corona-Lockerung: Starter-Felder könnten wachsen

Angesichts der allgemeinen Lockerungen der Sportbedingungen auch in Niedersachsen gehen die Organisatoren aber davon aus, dass zum DM-Termin 8./9. August auch die Wettkämpfe über 1500, 5000 und 3000 Meter Hindernis stattfinden und jede Bahn besetzt werden darf. Wird dies vom Braunschweiger Gesundheitsamt abgesegnet, können die Läufer-Felder auf 20 bis 24 Starter anwachsen.

Kommt es so, hofft die LG Braunschweig auf vier Qualifizierte aus ihren Reihen, vom VfL Wolfsburg könnten die Sprint-Asse Deniz Almas und Pernilla Kramer dabei sein.

Die Zulassung erfolgt auf der Basis einer Rankingliste, die der DLV gleichberechtigt aus den Freiluft-Ergebnissen 2019 und 2020 aufgestellt hat. Bis zum DM-Qualifikationsschluss am 26. Juli können die Athleten ihre darin aufgeführten Bestzeiten noch steigern und in diesen Listen Plätze gutmachen.

Vier Braunschweiger wollen starten

Von den Braunschweiger Läufern bringt 800-Meter-Spezialist Julius Lawnik die beste Vorleistung mit. Selbst wenn er seine 1:47,44 aus dem Vorjahr nun auf die Schnelle nicht mehr toppen kann, dürfte der deutsche Vizemeister in der Halle als Ranglisten-Dritter seinen Startplatz für die Titelkämpfe im Eintracht-Stadion sicher haben.

Noch nicht so klar ist, ob Neuzugang Sebastian Hendel über 5000 Meter dabei sein kann. Denn der deutsche Meister von 2018 über 5000 und 10.000 Meter plagte sich im Mai/Juni mit einer Achillessehnenentzündung, hat demzufolge vornehmlich an der Grundlagenausdauer gearbeitet und ist mit Straßenläufen erst gerade wieder vorsichtig ins Renngeschehen eingestiegen. „Ich muss mich erstmal vorsichtig an die Bahn und schnellere Läufe rantasten“, sagt der 24-Jährige. „Ob ich bis Braunschweig fit bin, ist noch unklar.“

Viktor Kuk könnte es als aktuell 14. ins Teilnehmerfeld der 1500 Meter schaffen, und dies plant auch Youngster Max Dieterich. Er hat noch keinen Bestenlistenplatz bei den Männern, will das aber in den nächsten Wochen noch schaffen und hat nach seiner Topzeit von 2:22,98 Minuten über 1000 Meter auch gute Chancen. „Die Jungs müssten was drauf haben“, sagt Peter Heine, Chef des Braunschweiger Laufteams, hoffnungsvoll. „Aber diese Saison nach der Corona-Pause ist eben eine Wundertüte für jeden Athleten.“

Globales TV-Format mit Fernduellen

Das gilt auch für das neue Event „Innovations Games“, das am heutigen Donnerstag mit 28 Topstars, gesteuert von der Schaltzentrale Zürich aus, für globale TV-Aufmerksamkeit sorgen soll. Spitzenathleten mit zusammen 27 Olympia-, 62 WM- und 36 EM-Medaillen starten unter Corona-Hygienebedingungen an sieben Schauplätzen in vier Zeitzonen zeitgleich.

In je vier Frauen- und Männerdisziplinen treten drei Konkurrenten zu Fernduellen an, das Schweizer Fernsehen sorgt für synchronisierte Bilder, Daten und Zeiten. Ein Starter schießt in Zürich, die weiteren Wettbewerbe gehen in Kalifornien, Florida, Arnheim, Karlstad, Lissabon und Aubière über die Bühne. In der Züricher Zentrale Letzigrund sind 300 Zuschauer erlaubt und sollen für Emotionen sorgen.

Modell für neue Sport-Events

„Das ist eine kleine Revolution in der modernen Zeitmessung“, sagt Experte Alain Zobrist von der Messfirma Swiss Timing. Seiner Meinung nach könnten die „Inspiration Games“ ein Modell für neue Events im Sport sein. „Die Möglichkeit, sich international auf Top-Niveau zu messen, ohne reisen zu müssen, ist sicherlich auch für andere Sportarten attraktiv“, meinte er und nannte als Beispiele Schwimmen oder Bahnradsport.

Deutsche Starter sind beim Spektakel nicht dabei. Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo war nicht verfügbar, Werfer sind den Organisatoren nicht attraktiv genug. Die freuen sich dafür größtenteils auf Braunschweig, wo sie sich dann im Medaillenkampf direkt mit der Konkurrenz messen können.