Braunschweig. Die Braunschweiger Footballer gehen verstärkt durch den wieder gesunden Super-Ballträger in den Saison-Schlussspurt.

Also mit Sonnenhut ist es bei diesem Wetter ja gerade noch auszuhalten. Oder vielleicht sogar ganz hilfreich. Aber mit Helm? Stundenlang auf einem sonnenüberfluteten Platz? Nein, danke. Wahre Footballer stört das aber weniger.

„Das ist schon okay so. Wir sind es ja nicht anders gewohnt im Sommer“, sagt Christian Bollmann, einer der Kapitäne des deutschen Rekordmeisters Lions Braunschweig. Und er grinst. Vielleicht auch, weil der Passempfänger, der zu den großen Stützen des Teams von Cheftrainer Troy Tomlin zählt, nach mehreren Wochen endlich wieder beschwerdefrei trainieren kann. Der Rippenanbruch ist überwunden.

Überhaupt hat die vierwöchige Sommerpause den Lions-Footballern ganz gut getan. Auch andere Akteure als Bollmann haben kleinere und mittlere Verletzungen auskuriert. Und so mancher Langzeitverletzte ist zwar noch nicht wieder fit für einen Spieleinsatz, aber auf gutem Weg, es bald zurück ins Team zu schaffen.

Das ist auch nötig, denn in den restlichen Spielen der Punktrunde – für die Braunschweiger stehen noch 6 von 14 an – geht es für die einen Teams um die pure Play-off-Qualifikation und für die anderen, die Elite, zu denen auch die Lions zählen, um die beste Ausgangslage für die K.o.-Runde um die deutsche Meisterschaft. Zur Erinnerung: Nur der Nordmeister hat garantiertes Heimrecht im Viertel- und im Siegfall auch im Halbfinale, der Tabellenzweite nur im Viertelfinale.

Und weil alles so wichtig ist, was mit dem Auswärtsspiel am Samstagnachmittag in Potsdam bei den Royals beginnt, haben Tomlin und sein Defense-Koordinator Dave Likins sich entschlossen, noch einmal personell aufzurüsten. Seit Dienstag ist Christopher McClendon in Braunschweig, am Mittwoch absolvierte der US-Amerikaner seine erste Trainingseinheit mit seinem neuen Team.

Die Verpflichtung dieses Ballträgers galt vor dieser Saison als einer der ganz großen Coups in der Bundesliga. McClendon spielte zuletzt in Kiel und war vergangene Saison als Runningback Topmann der ganzen Liga. Doch kurz bevor er in Braunschweig das Training aufnehmen wollte, verletzte sich McClendon beim Training in seiner Wahlheimat in Florida schwer am Knie, fiel aus, blieb in den USA. Doch vor ein paar Wochen hat sich der als Ersatz verpflichtete Lennies McFerren so schwer verletzt, dass er wohl möglich dieses Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen kann.

„Wir hatten wegen der vielen verletzten Spieler ja gerade auf anderen Positionen nachgelegt und wollten versuchen, mit David McCants, der ja eigentlich kürzer treten wollte, als Runningback Nummer eins die Saison zu Ende zu spielen. Aber nach dem Köln-Spiel ging es David nicht gut. Da haben wir uns entschlossen, den inzwischen wieder richtig fitten McClendon doch noch zu holen“, erklärt Tomlin.

In Kiel, gibt der neue Ballträger-Star der Lions zu Protokoll, habe es ihm schon gefallen. „Aber mein Traum ist es immer gewesen, in Deutschland einen Ring zu gewinnen.“ Und solchen Schmuck erhalten die Spieler in diesem Sport nur, wenn sie eine Meisterschaft gewinnen. Mit Kiel hielt McClendon diese Chance wohl für zu gering.

Was ihm in die Karten spielt: Henning Knuth, deutscher Nationalspieler und ein gewichtiger Mann in jeder Hinsicht in der Offenseline, die den Ballträgern die Wege freiblocken soll, wechselte ebenfalls von Kiel nach Braunschweig. „Wir sind richtig gut befreundet. Ich freue mich, mit ihm wieder zusammenspielen zu können“, sagt McClendon. Und große Vorfreude schwingt im Unterton mit.

Ein bisschen eingebremst wird der neue Mann, der nun Boss der Ballträger ist, also jener Akteur, der in seiner Positionsgruppe auf dem Platz symbolisch den Hut unter dem wahrhaftigen Helm aufhaben wird, vom Chef der Chefs. „Wir werden ihn zunächst sehr behutsam heranführen, möglichst kein Risiko eingehen“, sagt Tomlin.

In jedem Fall aber wird es sehr warm in Potsdam, und mit McClendon im Lions-Team noch ein bisschen heißer für den Gegner.