Sehlde. Das Projekt öffnet Ende September einen solchen Kulturort in Sehlde. Was dabei passiert, das entscheiden die Sehlder selbst.

Kultur gibt es vor allem in Städten. Doch auch, wer in Dörfern lebt, sehnt sich nach ihr. Was wünschen sich die Menschen auf dem Land? Um das herauszufinden, öffnet „Hubertas Roll-Laden“ seine Türen vom 28. September bis zum 4. Oktober in Sehlde. Er hat nicht nur Kultur im Gepäck – es soll auch über Kultur in ländlichen Räumen gesprochen werden. Was genau passiert, darüber entscheiden die Sehlder selbst.

Der Fonds Darstellende Künste rief das Förderprogramm „Global Village Ventures“ ins Leben. Dieses soll Kunstproduktionen in ländlichen Gegenden ermöglichen und Recherchen hierzu fördern. Als Manuela Hörr und Mark Roberts vom Theater R.A.M., Rapid-Arts-Movement, davon erfuhren fühlten sie sich angesprochen – sie sind mit ihrem Tourbus schließlich mobil.

Ein mobiler Kulturort soll geschaffen werden

Im Juni wollten sie für das Hubertusfest ein Theaterstück in Sehlde inszenieren. Coronabedingt wurde es jedoch zu einem Hörspielprojekt, angestoßen von Heike Brümmer und Heike Spieker von der Kulturinitiative Sehlde, die auch jetzt die Kooperationspartner vor Ort sind. Angelehnt an das Hubertusfest, entstand für das neue Projekt der Name „Hubertas Roll-Laden“.

Heike Brümmer sagt: „Kultur ist immer eine Möglichkeit, Freude zu empfinden, miteinander ins Gespräch zu kommen. Kommunikationsorte auf dem Land sind in den vergangenen Jahrzehnten fast vollständig verloren gegangen. Bei Kulturaktionen kommen sie zumindest zeitweise wieder zurück.“

Das ist auch das Ziel der Künstler. Martina Hörr sagt: „Da in Sehlde ein richtiger Kulturort fehlt, wollen wir einen mobilen Treffpunkt schaffen.“ Der Roll-Laden ist der Tourbus des R.A.M. Dieser soll jeden Tag für ein paar Stunden seine Türen öffnen – angefangen am 28. September auf dem Platz an der Heerer Straße. Das Programm ist kostenlos, aber die Zahl der Zuschauer ist pro Tag begrenzt, damit die Corona-Regeln eingehalten werden können. Eine telefonische Anmeldung bei dem R.A.M. ist somit notwendig.

Programm orientiert sich an Fragebögen

Das Programm beeinflussen die Sehlder dabei selbst. Sie haben bis zum 18. September Zeit, einen Fragebogen unter rapid-arts-movement.de/hubertas-fragebogen.html auszufüllen. Wer kein Internet hat, kann unter (05121) 55521 anrufen und ihn sich per Post zuschicken lassen.

In dem Fragebogen finden sich Fragen nach Lieblingsliedern oder was man gerne einmal lernen würde. „Wir haben ein kleines Programm zusammengestellt, beispielsweise die Lieblingslieder der Sehlder zu spielen. Aber in erster Linie geht es nicht darum, dass wir etwas zum konsumieren anbieten“, sagt Hörr. „Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen und ihnen zeigen, dass ihre Ideen umsetzbar sind. Vielleicht anders, als sie es denken, aber trotzdem gibt es immer einen Weg.“

„Es können überraschende Sachen passieren“

Doch dafür brauchen sie die Sehlder, die die Fragebögen ausfüllen. Sie fragen nach Sehnsuchtsorten, im Dorf selbst bis hin auf der ganzen Welt, was in Sehlde fehlt und wie das Wohlbefinden hier ist. Und auch nach Missständen wird gefragt.

„Da kann einiges passieren, vielleicht eine Open-Air-Disco oder zusammen einen Song schreiben. Es wird künstlerische Aktionen von uns geben, aber es soll ein kultureller Treffpunkt werden, an dem überraschende Sachen passieren können. Alles in Kontakt mit den Menschen vor Ort“, sagt Hörr.

Das Projekt soll nicht nur auf den Zeitraum beschränkt sein. Hörr sagt: „Es geht darum, neue Orte zu schaffen und Menschen zusammenzubringen. Unsere Hoffnung ist, dass das Ganze dann weitergeht, wenn wir wieder weg sind.“