Bleckenstedt. Die Kanaldörfer Salzgitters liegen nahezu in Sichtweite von Schacht Konrad. Dort sind die Meinungen geteilt über das geplante Endlager.

Gelbe, etwa hüfthohe Metalltonnen mit einem schwarzen Strahlenwarnzeichen stehen vor zahlreichen Hauseingängen oder an Grundstücksrändern in Üfingen, Sauingen, Beddingen und Bleckenstedt. An manchen ist seitlich noch eine Schrift in roten Lettern zu lesen: „return to sender“ steht dort – zurück an den Absender. Sie stellen einen stillen Protest gegen das Endlager Schacht Konrad dar. In dem ehemaligen Eisenerz-Bergwerk soll voraussichtlich ab Beginn der 2030er Jahre schwach- und mittelradioaktiver Atommüll gelagert werden.

In diesen Dörfern kann man kaum um die Ecke gehen, ohne mit diesem Thema konfrontiert zu werden. Für viele genügt ein Blick aus dem Fenster, um den Schacht zu sehen. So auch bei Bertram Scholz aus Sauingen. „Ich mache mir wegen des Atommülls keine Sorgen“, stellt er fest. Er gehe davon aus, dass die Risiken, insbesondere die durch radioaktive Abluft, „hochgradig kontrolliert werden“.

Wenn etwas Schlimmes passieren sollte, dann macht es auch keinen Unterschied, ob wir hier oder in Braunschweig oder Hannover wohnen.
Richard Rudi

Und außerdem müsse der Atommüll schließlich irgendwo gelagert werden. „Gerade liegt der Müll in mehr als 30 Zwischenlagern. Das ist garantiert schlechter, als wenn er hier unter der Erde wäre“, findet der 67-Jährige. Wichtiger ist für ihn, dass die Entscheidung sich nicht noch länger hinzieht, als es schon der Fall ist: „Wo soll es denn weitergehen, wenn nicht hier?“

Wir hatten alle hier gehofft, dass es jetzt vorbei sein würde.
Anwohnerin aus Beddingen

Keine große Sorge wegen Atommülllagerung bei Anwohnern in Kanaldörfern

Sonderlich beeindruckt von der neuen Entwicklung rund ums Endlager Schacht Konrad ist auch Richard Rudi nicht: „Das ist schon seit Jahrzehnten ein ewiges Hin und Her“, meint der groß gewachsene Mann aus Sauingen. Dass Atommüll so nah an seinem Zuhause gelagert werden könnte, gefalle ihm zwar nicht, aber der Müll wäre dann ja tief unter der Erde. Und außerdem: „Wenn etwas Schlimmes passieren sollte, dann macht es auch keinen Unterschied, ob wir hier oder in Braunschweig oder Hannover wohnen.“

Das sieht auch eine 82-jährige Anwohnerin aus Beddingen so: „Wir sind erst zugezogen. Wenn etwas passieren würde, dann würde es uns auch woanders treffen. Darum sind wir trotz der Nähe zu Schacht Konrad hergezogen.“ Ganz wohl fühlt sich die Dame mit den kurzen weißen Haaren damit allerdings nicht: „Wir hatten alle hier gehofft, dass es jetzt vorbei sein würde“, sagt sie bedrückt. Protestieren wollen sie und ihr Mann gegen das Endlager aber nicht.

Gerade liegt der Müll in mehr als 30 Zwischenlagern. Das ist garantiert schlechter, als wenn er hier unter der Erde wäre.
Bertram Scholz

Auch ein Anwohner aus Bleckenstedt ist nicht begeistert vom Stand der Dinge: „Man macht sich schon Sorgen“, gibt der Mann zu. „Irgendwo muss der Müll natürlich gelagert werden. Aber wieso ausgerechnet hier in Salzgitter?“, beschwert er sich. Er habe das Gefühl, als Anwohner nicht viel ausrichten zu können und „machtlos“ zu sein. „Die Politiker machen am Ende sowieso, was sie wollen“, findet er.

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