Salzgitter. Etliche Bäume stürzten auf Autos. Die Nord-Süd-Straße war zwei Stunden gesperrt. Es gab keine Verletzten.

Es war keiner der schlimmsten Stürme, die Torsten Preuß in der Nacht zu Samstag je erlebt hat, dafür hat er aber ziemlich viele Einsätze in kurzer Zeit verursacht, wie der Gesamteinsatzleiter der Berufsfeuerwehr Salzgitter sagte. 66 Einsätze zählte die Wehr, der Großteil zwischen 20 und 0 Uhr in der Nacht zu Samstag. Zum Vergleich gab es am Donnerstag über den ganzen Tag nur „20 bis 30“ Einsätze, in der Nacht zu Sonntag 14. Preuß: „Wir haben kontinuierlich zu tun gehabt!“ Das Gute: Es wurde niemand verletzt. Ein Autofahrer hatte am Freitagabend allerdings auch Glück im Unglück: Auf der B 6 in Richtung Goslar stürzte ihm unmittelbar vor dem Auto ein Straßenbaum quer über die Straße, wie die Polizei meldet. Der Fahrer konnte nicht ausweichen und fuhr unter dem umstürzenden Baum hindurch. Auto beschädigt, Fahrer unverletzt.

Feuerwehr Salzgitter: Viele Einsätze in kurzer Zeit

Spektakuläres gab es nicht zu berichten, auch die Polizei meldete nur wenige Einsätze. Im wesentlichen mussten die Feuerwehren am Wochenende zu Fällen mit Bäumen, die auf Autos gefallen sind, ausrücken, bilanziert Preuß die arbeitsreiche Nacht. „Glücklicherweise saß aber niemand drin!“ Die Nord-Süd-Straße war von einem großen Baum blockiert worden und über zwei Stunden gesperrt, Feuerwehr und THW arbeiteten dort zusammen. „Der Baum hätte bis auf die andere Straßenseite durchgeschlagen“, beschreibt Preuß. Zu einem Stau sei es aber nicht gekommen – zu der Zeit, kurz vor zehn Uhr abends, seien nicht so viele Menschen unterwegs gewesen. Preuß: „Die Leute waren vernünftig!“

Gesperrt werden mussten auch Straßen von Lichtenberg nach Oelber und von Osterlinde nach Oelber wegen Windbruchs. „Die wichtigesten Verbindungsstraßen werden zuerst geräumt“, weiß Preuß. Oft habe man ansonsten Gefahrenstellen nur absichern müssen. Ein gemeldeter Unfall habe sich als Missverständnis eines Augenzeugen herausgestellt. Bis zwei Uhr gab es dann aber eine kurze Verschnaufpause. „66 Einsätze – das ist schon nicht schlecht!“, so Preuß.

Kein großer Schaden – bis auf zerstörte Autos

„Wenn es hell ist, werden die Fälle entdeckt“, weiß er aus Erfahrung. Großen Schaden konnte er, bis auf die zerstörten Autos, nicht ausmachen. Umstürzende Bäume hätten Häuser höchstens gekratzt, es gab nicht etwa ein durch einen Baum zerstörtes Dach. Dachziegel und Dachteile im Schrebergarten allerdings seien schon heruntergefallen.

„Die Windstärken waren nicht so doll“, sagt Preuß, aber sie hätten dauerhaft auf die Bäume gedrückt, dazu kam der durch Regenfälle aufgeweichte Boden, der den Baumwurzeln den Halt erschwert. Viele Bäume seien auch durch frühere Stürme freigelegt worden und daher anfällig. Zudem gab es sehr starke Böen. Preuß lobte die gute Zusammenarbeit mit Polizei, THW und den Ortsfeuerwehren, die bei sich für eine gute personelle Aufstellung gesorgt hatten, so dass die Einsätze „liefen wie geschmiert“. Was auch daran liegt, dass die Blaulichtkräfte seit Jahren Übungen gemeinsam unternehmen und dadurch ihre Stärken, die handelnden Personen und ihr Spezialkönnen kennen. Das zahlt sich jetzt aus.

In der Nacht zu Sonntag verzeichnete Gesamteinsatzleiter Simon Rebel dann nur noch 14 Einsätze, auch ohne Personenschäden. „Ich hoffe nicht, dass es jetzt noch zu einem Wintereinbruch kommt“, sagte Rebel mit Blick auf das herannahende Tief „Antonia“ und drehende Winde.

90 Einsätze in der Samtgemeinde Baddeckenstedt

Nach der ersten Alarmierung, die am Freitagabend um 20.28 Uhr die Feuerwehren der Samtgemeinde Baddeckenstedt ereilte, folgten 26 Einsatzstelle bis zum Vormittag des nächsten Tages. „In Summe hatten wir 90 Feuerwehreinsatzkräfte aus neun Ortsfeuerwehren im Einsatz“, fasste Gemeindebrandmeister Christian Harbich auf Nachfrage unserer Zeitung zusammen. Manche Meldungen ließen dabei sogar Schmunzeln, so beispielsweise das „fliegende Trampolin“, das von den Baddeckenstedter Einsatzkräften im Sturm gebändigt werden musste.

In Heere musste ein Flachdach mit Sandsäcken gesichert werden, damit es nicht abhebt. In Hohenassel stürzte ein Baum auf einen parkenden PKW, und in Heere drückte der Sturm eine große Wohnzimmerfensterscheibe ein. Die Feuerwehr sicherte den Fensterbereich mit einer großen Holzplatte. „Auf der K57 Westerlinde-Hohenassel war ein massiver Baum samt Wurzel umgestürzt. Die Räumung der Fahrbahn war nur mit Hilfe eine Landwirtes mit Trecker möglich“, so der Gemeindebrandmeister. Unterm Strich waren alle mit einem blauen Auge davongekommen. Personenschäden waren zu jenem Zeitpunkt nicht bekannt.

Aus Sicherheitsgründen Räumung abgebrochen

Auch auf die eigene Sicherheit waren alle Helfer bedacht: Auf der K1 von Oelber in Richtung Lichtenberg mussten die Einsatzkräfte aus Sicherheitsgründen die Räumungsarbeiten auf der Straße abbrechen. Der heftige Sturm und weitere, schadhaft-angeknackste Bäume machten die Arbeiten für die Feuerwehrkräfte in dem Waldstück zu gefährlich. An anderen Einsatzstellen wurden Gefahrenstellen abgesperrt, bereits lose Dachziegeln abgenommen und umherfliegende Gegenstände gesichert. Die Besatzung des ELW koordinierte die eingehenden Einsätze im Gemeindegebiet von der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Sehlde.

Mit dem Abklingen des Sturmes, am Samstag zur Mittagszeit, konnten die Feuerwehren der Samtgemeinde Baddeckenstedt dann durchatmen. Auch bange Blicke auf den Flusslauf der Innerste brauchten sie vorerst nicht zu haben. „Es sind starke Regenfälle angekündigt – das stimmt schon“, so der Gemeindebrandmeister. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei der Wasserpegel der Innerste noch absolut entspannt.

Umgestürzte Bäume führten zu vielen Einsätzen

Wenig aufregend zeigte sich das Orkantief Zeynep für die Feuerwehren in der Gemeinde Liebenburg. Um eingehende Meldungen besser koordinieren zu können, wurde unter dem Dach der Othfresener Feuerwache die Örtlichen Einsatzleitung (ÖEL) für das gesamte Gemeindegebiet eingerichtet. Zwar ertönte der erste Alarm am Freitag gegen 18.15 Uhr, ein Baum lag auf der B6 in Richtung Salzgitter, aber dennoch blieb es in der Sturmnacht erfreulich ruhig. „Bis Mitternacht folgten vier Einsatze, dann lösten wir die ÖEL auf“, erinnerte der Othfresener Ortsbrandmeister Dennis Dorn. Bis zum nächsten Tag, Samstag zur Mittagszeit waren es insgesamt sechs Einsätze. Als letzter Alarm führt ein umgestürzter Baum am Samstagvormittag in den Ortsteil Posthof. In der Spitze waren 31 Feuerwehrkräfte im Einsatz. Die ÖEL war mit sieben Kräften besetzt. „Unsere Aufgabe ist die Schadensabwehr im öffentlichen Raum und nicht das Beseitigen von geschädigten Bäumen auf privaten Flächen“, verdeutlichte Dennis Dorn die Aufgaben der Feuerwehr im gegebenen Unwetterfall.

Auch die Kameraden der Feuerwehr Döhren hielt das Sturmtief auf Trab. Unter anderem rückten sie am frühen Samstagmorgen zu einem umgestürzter Baum aus, der die Ortsdurchfahrt in Richtung Dörnten/Hahndorf blockierte. Freitagabend richtete eine Löschgruppe mit Führungsdienst eine Einsatzbereitschaft am Gerätehaus in Liebenburg ein. Für die Ortsfeuerwehr Liebenburg kam es sturmbedingt zu mehreren Einsatzstellen. Zudem löste die Brandmeldeanlage der örtlichen Klinik in jedem Zeitraum, als der Sturm tobte, zweimal aus. In Ostharingen und weiteren Ortschaften der Gemeinde Liebenburg kam es in der Nacht zum Samstag zu einem vorübergehenden Stromausfall. Nach unbestätigten Meldungen soll die verantwortliche Schadstelle im Bereich Hohenrode gelegen haben

Polizei und Feuerwehr Salzgitter im Dauereinsatz

Sturmtief „Ylenia“ hatte in der Region die Feuerwehr bereits am Donnerstag auf Trab gehalten. Im Dauereinsatz waren Polizei und Berufsfeuerwehr im Stadtgebiet Salzgitter schon am Donnerstag wegen umgestürzter Bäume. Polizeisprecher Matthias Pintak hatte nur von Bagatellschäden gesprochen. So seien am Donnerstagmorgen etwa in Lebenstedt, Hallendorf oder Beddingen Anhänger vom Wind erfasst worden, umgekippt oder gegen Fahrzeuge geprallt. Verkehrsschilder, mobile Toilettenhäuschen und Bauzäune kippten um.

Mehrere Sturmschäden im Umland Salzgitters

Gleich mehrere Sturmschäden gab es im Umland. So wurde die Feuerwehr Othfresen (Gemeinde Liebenburg) am Donnerstag gegen 2.15 Uhr zum ersten Einsatz alarmiert. Auf der Bundesstraße (B 6) in Fahrtrichtung Kunigunde war ein Baum umgestürzt und lag auf der Straße. Ein weiterer Baum wurde auf der B 6 in Richtung Salzgitter gemelde, ebenso in der Othfresener Bahnhofstraße. In der Othfresener Glückaufstraße war auf dem Schulhof eine stattliche, etwa 15 Meter hohe Kastanie umgestürzt.

Insgesamt rückten fünf der acht Ortsfeuerwehren im Liebenburger Gemeindegebiet zu Einsätzen aus. Von einem brisanten Sturmschaden berichtete Marcel Kamphenkel, Jugendwart der Feuerwehr Haverlah: Donnerstagfrüh stürzte ein Baum direkt neben der Bushaltestelle in Haverlah um. Zum Glück warteten dort keine Schüler.

Baumfällungen in der Breiten Straße in Salzgitter

Die Revierförsterei Salder hatte am Freitag in der Breiten Straße eine Handvoll Bäume prophylaktisch gefällt. Dort gebe es immer wieder Windwürfe, so Revierförster Frank Täge, man habe im dritten Jahr ein Borkenkäferproblem, der Wind komme inzwischen gut durch die Stämme, und es seien zwei Bushaltestellen in der Nähe. Auch die meisten Waldwege seien von Stämmen blockiert, sie würden aber nicht vor Montag geräumt.

Im Goslarer Stadtteil Georgenberg wurden zwei Autos unter Bäumen begraben.

Auf der Albert Schweitzer Straße in Lebenstedt ist ein Baum auf ein Auto gestürzt.
Auf der Albert Schweitzer Straße in Lebenstedt ist ein Baum auf ein Auto gestürzt. © Rudolf Karliczek

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Sturmtief „Ylenia“ hatte den Bahnverkehrs fest im Griff – auch in Salzgitter

Größeres Chaos herrschte bei der Deutschen Bahn. Der Bahnverkehr war bereits am Donnerstag stark beeinträchtigt. So kam es zu Verspätungen und Ausfällen von Zügen im Regionalverkehr. „Die Deutsche Bahn arbeitet mit Hochdruck daran, Gleise von Bäumen und Ästen zu befreien, Oberleitungen zu reparieren und beschädigte Leitungsmasten instand zu setzen“, heißt es seitens der Deutschen Bahn.

„Sobald die Strecken wieder frei sind, geht es peu à peu weiter.“ Bahnreisende müssten trotzdem noch bis voraussichtlich Samstag mit Zugausfällen und -verspätungen rechnen. Alle Fahrgäste, die ihre für den Zeitraum vom 17. bis 20. Februar geplante Reise aufgrund des aktuellen Wetters verschieben möchten, können ihre bereits gebuchten Tickets für den Fernverkehrs bis einschließlich 27. Februar flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren, wie die Deutsche Bahn informiert.

Fahrgäste seien weiterhin angehalten, sich auf der Webseite der Bahn oder in der App über ihre Verbindungen zu informieren.